Die Leidenschaft des Cervantes
und entließ ihn.
Meine Gedanken kreisten unablässig um die bevorstehende Veröffentlichung von La Galatea . Ich erwartete seine Lieferung in die Buchhandlungen mit derselben Ungeduld, als wäre es mein eigener Roman. »Natürlich wird er schlecht sein, natürlich wird er kein Erfolg«, beruhigte ich mich immer wieder. Die Angst, der Roman könne gut sein, quälte mich, die bloße Vorstellung raubte mir den Schlaf. Was, wenn Miguel ein berühmter Autor und ein wohlhabender Mann würde? Dann wäre das »de«, das sein Vater vor dem Namen Cervantes eingefügt hatte, nicht mehr lächerlich.
Doch noch vor der Veröffentlichung von La Galatea überraschte Miguel uns mit einem weiteren Schwenk in seinem Leben. Während ich mit Pascual ein Glas Sherry trank (für den er, wie ich feststellte, eine Schwäche hatte), erfuhr ich, dass Miguel in einen Ort in der Mancha namens Esquivias gezogen war. »Ich bin stolz auf meine Kenntnisse der spanischen Geografie, die ich während meines Dienstes bei den Guardas von Kastilien erweitern konnte, aber ich muss zugeben, den Ort zu besuchen hatte ich nicht das Vergnügen«, sagte ich.
»Was man so hört, Euer Ehren, versuchen sogar Esquivianos selbst zu vergessen, dass sie dort geboren wurden.«
»Ich dachte, sein Roman solle jeden Tag erscheinen. Weiß Er, weshalb er jetzt dort ist?«
»Nach allem, was ich hörte, hat Doña Juana Gaitán, die Witwe des Dichters Pedro Laínez, ihn zu sich nach Esquivias eingeladen. Offenbar hinterließ Laínez Hunderte von Gedichten in Manuskriptform, und die Witwe hat Cervantes – der mit dem Verstorbenen gut befreundet war – gebeten, sie zur Veröffentlichung in einem cancionero zusammenzustellen. Die Witwe Laínez lebt in Esquivias, und die Manuskripte liegen in der Bibliothek des verstorbenen Dichters. Haben Don Luis die Werke Don Pedros gelesen? Möge er in Frieden ruhen.«
»Es gibt Menschen, die seine Gedichte bewundern, ich meinerseits gehöre nicht zu ihnen. Vielleicht müsste ich einfach nur mehr von seinem Werk lesen. Auf jeden Fall«, fuhr ich fort, »können wir davon ausgehen, dass Cervantes nach Madrid zurückkehrt, sobald er die Aufgabe beendet haben wird. Meint Er nicht auch?«
»Ich habe nicht viel von der Welt gesehen, wenn auch nicht aus Mangel an Interesse«, sagte Pascual. »Aber Esquivias gehört nicht zu den Orten, die ich besichtigen möchte, ganz zu schweigen davon, dort zu leben.«
Recht bald nach diesem Gespräch überbrachte Pascual die außerordentliche Nachricht, dass Miguel eine Frau aus Esquivias geheiratet hatte. Sie hieß Catalina Salázar und stammte aus einer guten, aber verarmten Familie im Ort.
»Ich habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass seine gesamte Mitgift aus fünf Rebstöcken, einem Obstgarten, ein paar Tischen, Stühlen und Kissen, vier Bienenkörben, mehreren Dutzend Hühnern, einem Hahn und einem Kohlenbecken bestand. Nicht einmal ein Esel oder ein Olivenbaum«, höhnte Pascual. »Ich vermute, mehr kann ein lahmer und mittelloser Bräutigam, der obendrein ein gescheiterter Stückeschreiber ist, auf dem flachen Land nicht bekommen. Wie auch immer«, fuhr er fort, »von jetzt an hat er zumindest reichlich Eier, Honig, Trauben und etwas vom berühmten Wein aus Esquivias. Stimmt es, Euer Gnaden, dass das der einzige Wein ist, den unser erhabener König trinkt?«
»Ich würde mir nicht anmaßen zu wissen, welchen Wein unser König trinkt, Pascual.«
»Auf jeden Fall muss Cervantes nicht mehr hungern, solange es keine Hühnerseuche oder eine schlimme Dürre gibt.«
Kaum drei Monate waren seit der Hochzeit vergangen, als ich erfuhr, dass Miguels Geliebte in Madrid ein Mädchen namens Isabel zur Welt gebracht hatte. Offenbar wusste jedermann in der Halbwelt dieser Stadt, dass Miguel der Kindsvater war. Das erklärte seine überstürzte Heirat mit Catalina. Das war kein gutes Omen für seine Ehe. Wie würde seine neue Frau auf die Nachricht von der Geburt dieses Bastards reagieren? Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand sich erbarmte, Señora de Cervantes von dem Balg zu erzählen, und damit wäre Miguels niederträchtiges Wesen offenbart. Was das unglückselige Bankert anging – würde es je herausfinden, wer sein leiblicher Vater war?
Schließlich traf La Galatea in den Buchhandlungen ein. Ich musste einer der ersten Madrileños gewesen sein, der es las. Es war eine einzige Abscheulichkeit: eine halbgare Mischung aus schlechtem Latein, vorgespiegelter Gelehrsamkeit und grauenhaften
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