Die leise Stimme des Todes (German Edition)
schon.“
„Ich würde gern etwas von Ihnen hören. Was für eine Art von Musik bevorzugen Sie?“
„Sagen Sie, sollen wir uns nicht duzen?“, fragte Mark. „Schließlich haben Sie mir das Leben gerettet.“
Sanden reichte Mark feierlich die Hand. „Also, wie gesagt, ich bin Rico.“
Mark nahm die Hand und lächelte. Rico Sanden gefiel ihm. Er hatte eine natürliche Art, die ihn sympathisch machte. Vielleicht hatte der Vorfall im Schwimmbad auch etwas Gutes und er hatte einen neuen Freund gefunden.
Rico Sanden genoss sein Bier und beobachtete Mark heimlich. Kellers Frage nach seinem Beruf hatte ihn nachdenklich gemacht. Etwas Exotischeres würde zu ihm passen, hatte Keller gesagt. Er war ein Killer! Gab es überhaupt etwas Exotischeres?
Nun saß er mit dem Mann an einem Tisch, den er eigentlich umbringen sollte.
Keller war unglaublich. Er hatte bereits den zweiten Mordanschlag überlebt. Wenn Sanden nicht einen klaren Auftrag gehabt hätte, hätte er Mark sympathisch gefunden.
Gaster würde nicht gerade begeistert darüber sein.
8. Kapitel
Thomas Gaster wanderte in dem luxuriös ausgestatteten Hotelzimmer wie ein hungriger Tiger auf und ab. Seine Schritte waren auf dem dicken Teppich nicht zu hören, was ihn noch bedrohlicher wirken ließ.
„Warum hast du es versaut?“
„Ich habe es nicht versaut“, erwiderte Rico mit einer Ruhe, die er nicht empfand. „Es war einfach Pech.“
„Pech? Komm mir nicht mit dem Scheiß! Du selbst hast ihn rausgezogen.“
„Was hätte ich anderes tun können?“, fragte Sanden mit ätzender Stimme. „Jemand hätte ihn so oder so gerettet, also fand ich es klüger, es selbst zu tun. Ansonsten wären Fragen aufgetaucht, wie es zu dem Unfall kommen konnte und warum ich nichts unternommen habe. Ich war schließlich in seiner Nähe, als es passierte. Man hätte mich verdächtigen können.“
Gaster erkannte, dass Sanden Recht hatte, trotzdem verbot ihm sein Zorn, das zuzugeben. Stattdessen marschierte er zur Bar und schenkte sich einen Jack Daniels ein. Sanden fragte er erst gar nicht, ob er ebenfalls einen Drink wolle.
„Die Sache hat einen Vorteil“, bemerkte Rico. „Keller vertraut mir jetzt. Ich kann mich in seiner Nähe aufhalten, ohne dass er misstrauisch wird. Das ist für unser Vorhaben von unschätzbarem Wert.“
Sanden ist nicht dumm, dachte Thomas Gaster. Ich muss ihn im Auge behalten.
Gaster litt schon seit Jahren unter Verfolgungswahn und er traute Sanden nicht. Sanden verfolgte eigene Ziele, die er geheim hielt.
„Wie willst du weiter vorgehen?“
„Lass mir noch ein paar Tage Zeit. Ich muss erst richtig warm mit ihm werden. Dann schlagen wir zu.“
„Der Kunde drängt“, gab Gaster zu bedenken.
Rico Sanden lächelte gespielt selbstsicher. „Das tut der Kunde immer.“
„Dieser Kunde ist gefährlich. Vergiss das nicht!“
Katherine saß am Küchentisch. Ihr Frühstück stand unberührt vor ihr. Irgendetwas war merkwürdig an Manfred Webers und Michelle Sarangers Tod. Sie würde der Sache nachgehen und Antworten auf die Fragen suchen, die sie quälten. Sie tat es mehr, um sich selbst zu beruhigen. Ihren eigenen Verdacht zu widerlegen, der sie mehr als alles zuvor in ihrem Leben ängstigte.
Sie hatte gelernt, jedes Problem rational anzugehen. In der modernen Medizin war kein Platz für Emotionen, für alles gab es Ursache und Wirkung. Zwei ihrer Patienten waren tot, aber was war die Ursache für ihren Tod? Die einzige Gemeinsamkeit: Sie waren beide für eine Organtransplantation vorgesehen gewesen.
Attentate auf Labors, Konzerne und Tierversuchsanstalten waren heutzutage etwas Alltägliches. Lief da draußen ein Fanatiker herum, der glaubte, dass die Menschen Gott ins Handwerk pfuschten? Katherine wusste, dass manche Sekten Organtransplantationen ablehnten. So abstrus Katherine die eigenen Überlegungen vorkamen, sie konnte nicht anders, als sich weiter Gedanken zu machen.
Doch bevor sie ihren Verdacht laut aussprach, musste sie mehr Informationen sammeln. Möglicherweise gab es auch an anderen Kliniken mysteriöse Todesfälle von Organempfängern, die ihre Theorie stützen würden.
Zufrieden mit ihrem Entschluss, schenkte sich Katherine eine Tasse frischen Kaffee ein.
Auf dem Schreibtisch stapelten sich Patientenordner, Operationsberichte und weiterer Schriftkram, den Katherine noch erledigen musste, aber sie schob den ganzen Packen kurzerhand zur Seite und zog das Telefon heran.
Da Michelle Saranger und
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