Die Lennox-Falle - Roman
alle drei auf und gingen hinter dem Patron her, bis er nach wenigen Schritten einen versteckten Knopf drückte und der letzte Blumenkasten sich beiseite schob. »Schnell«, rief er. »Auf die Straße!«
»Der Wein war ausgezeichnet«, sagte Moreau, dann griffen er und Lennox nach Karins Händen, und alle drei liefen nach draußen.
Als sie die Schreie der Menge vor dem Café hörten, sahen sie, was passiert war. Karin stöhnte, Moreau schloß kurz die Augen, als empfände er Schmerzen, und Lennox stieß einen
wilden Fluch aus. Das Licht einer Straßenlaterne fiel durch die Windschutzscheibe des Botschaftswagens, so daß man den Fahrer hinter den Steuer sehen konnte. Er saß in unnatürlicher Haltung da, und aus einer Wunde in seiner Stirn strömte Blut.
23
» H errgott, die sind überall, und wir kommen nicht an sie heran!« schrie Drew und schlug mit der geballten Faust auf die Schreibtischplatte in seinem Hotelzimmer. »Wie haben die mich gefunden?«
Claude Moreau hatte stumm am Fenster gestanden und hinausgesehen. »Nicht Sie, mein Freund«, sagte er mit leiser Stimme, »nicht Colonel Webster und seine Uniform, sondern mich.«
»Sie? Haben Sie nicht vorhin gesagt, daß kaum jemand in Paris Sie kennt«, fragte Lennox ihn wütend, »daß Sie ein richtiger Durchschnittstyp wären?«
»Das hat nichts damit zu tun, daß sie mich erkannt haben. Die haben gewußt, wo ich sein würde.«
»Aber wieso, Claude?« fragte Karin de Vries, die auf ihrem Bett im Bristol saß, wo sie sich verabredet hatten. Sie hatten das Hotel getrennt betreten.
»Ihre Botschaft ist nicht der einzige Ort, zu dem sich diese salauds Zugang verschafft haben.« Moreau wandte sich vom Fenster ab, und in seinem Gesicht mischten sich Wut und Bedrückung. »Mein eigenes Büro ist auch kompromittiert worden.«
»Sie meinen, das sakrosankte Deuxième Bureau beherberge auch den einen oder anderen Maulwurf?«
»Bitte, Drew«, sagte Karin und schüttelte den Kopf.
»Ich habe nicht gesagt, das Bureau, Monsieur.« Der Chef des Deuxième bohrte seine Augen in die Drews und sagte dann kühl: »Ich meine mein persönliches Arbeitszimmer.«
»Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.« Drews Stimme war leiser geworden, und sein Sarkasmus war verflogen.
»Das können Sie auch nicht, weil Sie unser System nicht kennen. Man verlangt von mir, daß jederzeit bekannt ist, wo ich mich befinde, für den Fall, daß es irgendwelche dringenden Notfälle gibt. Mit Ausnahme von Jacques, der mir bei meiner Terminplanung hilft, sage ich das nur noch einer Person, die eng mit mir zusammenarbeitet und der ich völlig vertraue. Diese Person
trägt einen Piepser und ist rund um die Uhr jederzeit erreichbar.«
»Und wer ist das?« Karin beugte sich auf ihrem Bett nach vorne.
»Meine Sekretärin, Monique d’Agoste, sie ist seit über sechs Jahren für mich tätig, aber ist mehr als nur Sekretärin, sie ist meine Assistentin. Sie war die einzige, die von dem Café wußte - bis sie es jemand anderem gesagt hat.«
»Sie hatten nie irgendwelche Zweifel an ihr?« fuhr Karin fort.
»Hatten Sie Zweifel an Janine Clunes?« fragte Moreau.
»Nein, aber sie ist ja schließlich die Frau des Botschafters.«
»Und Monique ist ohne Zweifel die engste Freundin meiner Frau. Meine Frau hat sie mir sogar vorgeschlagen. Sie haben gemeinsam die Universität besucht, und Monique hat ihre Ausbildung im Service d’Etranger erhalten, wo sie während einer gescheiterten Ehe arbeitete. Die beiden waren die ganze Zeit wie Schulmädchen miteinander … und jetzt ist mir plötzlich alles klar.« Moreau trat an den Schreibtisch, an dem Lennox saß. Er griff nach dem Telefon und wählte. »All die Jahre«, fuhr er fort und wartete darauf, daß die Verbindung hergestellt wurde. »So liebenswürdig, so besorgt … nein, das hat nicht Ihnen gegolten, meine Freunde, das galt mir. Man hat mich entdeckt.«
»Wovon reden Sie denn?« wollte Drew wissen.
»Ich bedauere, daß ich das nicht einmal Ihnen sagen kann.« Moreau hob die Hand und sprach in Französisch in die Sprechmuschel. »Fahren Sie sofort zur Wohnung von Madame d’Agoste in St. Germain und nehmen Sie sie in Gewahrsam. Nehmen Sie eine weibliche Beamtin mit und lassen Sie die Gefangene sofort durchsuchen, ob sie irgendwelches Gift bei sich trägt … Ich beantworte jetzt keine Fragen, tun Sie, was ich sage!« Der Franzose legte den Hörer auf und ließ sich müde auf einen Sessel an der Wand sinken und brütete.
»Sie können das nicht einfach
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