Die Lennox-Falle - Roman
so in der Luft hängen lassen, mon ami «, sagte Karin de Vries nach einer Weile. »Wenn man bedenkt, was wir alles durchgemacht haben, meine ich, daß wir irgendeine Erklärung verdienen und wäre sie noch so vage.«
»Ich frage mich die ganze Zeit, wie lange sie das schon geplant hat, wieviel sie erfahren hat, was sie weitergegeben hat -«
»An wen denn, um Himmels willen?« fragte Drew.
»An Leute, die es der Bruderschaft weitergeben.«
»Jetzt kommen Sie schon, Claude«, bohrte Drew. »Raus mit der Sprache!«
»Also gut.« Moreau lehnte sich im Sessel zurück und massierte sich mit den Fingern der linken Hand die Augen. »Ich habe drei Jahre lang ein gefährliches Spiel gespielt und dabei Millionen von Francs in meine Taschen wandern lassen, die nur dann mir gehören, wenn ich versage und diese Mistkerle Erfolg haben.«
»Sie sind zum Double geworden?« Karin erhob sich vom Bett. »Wie Freddie?«
»Ein Doppelagent?« Auch Lennox stand auf.
»Wie Freddie«, sagte Moreau und sah dabei Karin an. »Die Gegenseite war überzeugt, daß ich ein bequemer, einflußreicher Informant sei, aber das war eine Strategie, die ich nicht in den Akten des Bureau aufzeichnen konnte.«
»Mein Gott!« rief Drew aus. »Warum haben Sie sich in eine solche Lage gebracht?«
»Das ist etwas, was ich Ihnen nicht sagen kann. Das geht nur mich etwas an.«
»Lassen Sich mich versuchen, mir einen Reim darauf zu machen«, sagte Lennox, der vor dem Fenster auf und ab ging. »Sie sagten ›Millionen‹, stimmt das?«
»Ja, das ist richtig.«
»Haben Sie etwas von dem Geld ausgegeben?«
»Eine ganze Menge, weil ich mich in Kreisen bewegt habe, für die mein Gehalt bei weitem nicht ausreichte, und dabei bin ich meinem Ziel immer näher gekommen und habe immer mehr erfahren.«
»Eine echter Alleingang also. Kein andrer durfte davon wissen.«
»Ja, das ist leider völlig richtig.«
»Und wenn die Sache schiefgeht?« fragte Karin.
»Dann werde ich mit meinen Millionen irgendwo auf der Welt meinen wohlverdienten Ruhestand genießen. Sie dürfen nicht vergessen, ich bin ein erfahrener Geheimdienstmann, und wenn ich nicht gefunden werden will, dann wird man mich auch nicht
finden. Nein, meine Freunde, ich habe mir das gründlich überlegt. Ich werde überleben, selbst wenn ich scheitere. Soviel bin ich meiner Familie schuldig.«
»Und wenn Sie nicht scheitern?« fragte Karin.
»Dann werde ich jeden Sou, der übrig geblieben ist, dem Quai d’Orsay übergeben und dazu eine komplette Abrechnung über jeden Franc, den ich in meinem Soloeinsatz ausgegeben habe.«
»Dann werden Sie nicht scheitern«, sagte Lennox. »Wir werden nicht scheitern. Ich habe zwar unter anderem keine Millionen, dafür aber einen Bruder, dem eine Kugel das Gesicht zerschmettert hat, und Karin hat einen Mann, den man zu Tode gefoltert hat. Ich weiß nicht, worin Ihr Problem liegt, Moreau, und Sie wollen es uns nicht sagen, aber ich muß wohl davon ausgehen, daß es für Sie ebenso wichtig ist, wie unsere Probleme es für uns sind.«
»Davon dürfen Sie ausgehen.«
»Dann sollten wir, glaube ich, an die Arbeit gehen.«
»Womit, mon ami ?«
»Gehen wir doch zurück zu Traupmann und Kröger und der zweiten Mrs. Courtland«, sagte Lennox und ließ Karins Hand los und setzte sich an den Schreibtisch. Er zog ungeduldig eine Schublade auf und entnahm ihr ein paar Hotelbriefbogen. »Wir müssen da eine Verbindung herstellen, unbedingt, aber wie? Ich denke da zuerst an Ihre Sekretärin, Claude, Ihre Monique - wie auch immer sie sonst heißen mag.«
»Durchaus möglich. Wir können uns ihre internen Telefonate besorgen; sie werden uns zeigen, mit wem sie gesprochen hat.«
»Und die Gespräche, die sie von zu Hause aus geführt hat -«
» Certainement . Das kostet nur ein paar Minuten.«
»Nehmen Sie diese Aufzeichnungen und stellen Sie sie zur Rede. Sagen Sie ihr, daß Sie sie, wenn nötig, erschießen würden - halten Sie ihr eine Pistole an die Schläfe. Wenn Sorenson recht hat, dann muß dieser Traupmann wissen, was hier vor sich geht, und sie ist das Miststück -«
Er wurde vom schrillen Klingeln des Telefons unterbrochen. Moreau nahm den Hörer ab, meldete sich und hörte zu. Die Kinnlade fiel ihm herunter, und er wurde blaß. »Merci«, sagte er und legte auf. »Die nächste Katastrophe«, sagte er dann und
schloß die Augen. »Monique d’Agoste ist erschlagen worden, man hat sie zu Tode geprügelt. Offensichtlich hat man so die Information über meinen
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