Die Lennox-Falle - Roman
Frau bin.«
»Du mußt träumen, Lady. Ich wette, daß Traupmann so schwer bewacht ist, als ob er den Hope-Diamanten um den Hals tragen würde.«
»Moreau versucht darüber etwas in Erfahrung zu bringen«, sagte der Colonel. »Er würde den Einsatz liebend gern selbst übernehmen, aber der Quai d’Orsay und die französische Abwehr würden ihn in die Luft sprengen, wenn er das versuchte. Aber das heißt noch lange nicht, daß er uns nicht Unterstützung geben kann. Er rechnet damit, binnen vierundzwanzig Stunden einen Bericht über Traupmanns Gewohnheiten und seine Sicherheitsvorkehrungen zu erhalten.«
»Ich gehe mit, Drew«, erklärte Karin de Vries ruhig. »Du hast keine Möglichkeit, mich daran zu hindern, versuch es also gar nicht erst.«
»Um Himmels willen, warum?«
»Aus sämtlichen Gründen, die du bereits kennst, und einem, den du nicht kennst.«
»Was …?«
»Was hast du bezüglich Harrys und deiner Eltern gesagt? Das werde ich dir sagen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
»Was soll das für eine Antwort sein?«
»Für den Augenblick die einzige, die du kriegen wirst.«
»Und du meinst, darauf lasse ich mich ein?«
»Das wirst du wohl müssen, das ist mein Geschenk für dich. Wenn du ablehnst, werde ich dich verlassen, so weh mir das auch täte, und dann wirst du mich nie wieder sehen.«
»Soviel bedeutet es dir? Dieser Grund, den ich nicht kenne, bedeutet dir soviel?«
»Ja.«
»Karin, manchmal machst du mich wahnsinnig!«
»Das will ich ganz bestimmt nicht, Liebster, aber es gibt Dinge, die wir einfach akzeptieren müssen. Und für dich ist das eines dieser Dinge.«
»Wenn ich bloß wüßte, wie ich es dir klarmachen soll, daß ich von diesem Blödsinn nichts halte!« sagte Lennox und schluckte. Dann starrte er sie finster an. »Aber mir fällt nichts ein.«
»Hören Sie mir zu, chlopak «, fiel Witkowski ihm ins Wort und sah die beiden an. »Ich bin von der Idee auch nicht gerade erbaut, aber sie hat auch ihr Gutes. Eine Frau verfügt manchmal auf ihre Art über Mittel und Wege, wo Männer nicht mehr weiterkommen.«
»Worauf, zum Teufel, wollen Sie damit hinaus?«
»Offensichtlich nicht auf das, was Sie sich gedacht haben. Aber da sie sich schon einmal entschieden hat, könnte sie uns immerhin nützlich sein.«
»So etwas Gefühlloses und Kaltes habe ich aus Ihrem Mund noch nie gehört, Colonel! Der Einsatz ist alles, der Mensch nichts?«
»Das ist sehr extrem formuliert. Die Wahrheit liegt in der Mitte.«
»Sie könnte getötet werden!«
»Das könnten wir alle. Ich glaube, sie hat darauf das gleiche Recht wie Sie. Sie haben Ihren Bruder verloren und sie ihren Mann. Wer sind Sie schon, um hier König Salomon zu spielen?«
In Washington war es zwanzig Minuten vor fünf Uhr, jene hektischen Minuten, bevor der Stoßverkehr einsetzte und in denen Sekretärinnen, Angestellte und Stenotypistinnen ihre Chefs mit sanfter Gewalt bedrängen, ihre letzten Anweisungen für den Tag zu geben, damit das Personal die Garagen, Parkplätze und Bushaltestellen vor der dichten Menschenmenge erreichen kann. Wesley Sorenson hatte sein Büro bereits mit seiner Limousine verlassen, war aber nicht nach Hause unterwegs; seine Frau wußte mit Notfällen umzugehen, die falschen herauszufiltern und ihm diejenigen, die sie für echt hielt, über Autotelefon weiterzuleiten. In beinahe fünfundvierzig Jahren stand ihr Instinkt für diese Dinge dem seinen kaum nach, was er sehr zu schätzen wußte.
Anstatt nach Hause zu fahren, war der Direktor von Consular Operations zu einem Treffen mit Knox Talbot in Langley, Virginia, unterwegs. Der Chef der CIA hatte ihn vor einer Stunde angerufen; möglicherweise war inzwischen bereits die Falle über Bruce Withers zugeschnappt. Talbot hatte angeordnet, daß Withers’ Telefonleitung angezapft wurde, und um vierzehn Uhr dreizehn war für ihn ein Anruf von einer Frau, die sich nur als Suzy meldete, hereingekommen. Knox hatte Wesley die Aufzeichnung über ihre abgesicherte Leitung vorgespielt.
»Hallo, Schatz, ich bin’s, Suzy. Tut mir leid, daß ich dich im Büro stören muß, Süßer. Aber ich habe Sidney getroffen, und er sagt, daß er diese alte Karre für dich hat.«
»Den silbernen Aston-Martin DB-4?«
»Falls das der ist, auf den du scharf bist, er hat ihn jedenfalls aufgetrieben.«
»Hey, ich kann ihn geradezu riechen! Das ist das ›Goldfinger‹-Auto.«
»Er will ihn nicht in seinen Laden bringen. Du sollst dich mit ihm gegen halb sechs in
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