Die Lennox-Falle - Roman
Lennox. »Passen Sie auf!«
»Lieber nicht«, murmelte Karin.
Der Deuxième-Wagen kam quietschend auf dem Parkplatz vor einem mächtigen Ziegelbau zum Stehen. Als die Beifahrer zitternd ausstiegen, kam ein Zug Soldaten mit schußbereiten Waffen angelaufen. » Arrêtez !« rief Jacques Bergeron. »Wir sind vom Deuxième, hier ist mein Ausweis.«
Ein Offizier trat vor und musterte die Plakette und den zugehörigen Ausweis. »Sie haben wir natürlich erkannt, Monsieur«, sagte er, »aber Ihre Gäste kennen wir nicht.«
»Sie sind mit mir zusammen, mehr brauchen Sie nicht zu wissen.«
»In Ordnung.«
»Verständigen Sie Ihren Kommandanten und sagen Sie ihm, daß ich die N-2-Einheit zu ihm bringe.«
»Wird sofort erledigt«, sagte der Offizier, griff nach einem Walkie-talkie, das an seinem Gürtel befestigt war, und meldete die Neuankömmlinge. »Sie dürfen passieren, der Kommandant der Wache erwartet Sie. Er sagt, Sie möchten sich bitte beeilen.«
»Danke.« Jacques, Lennox, Karin und die beiden Ranger gingen mit großen Schritten zum Eingang des Wasserwerks. Drinnen angelangt, waren sie von dem, was sie zu sehen bekamen, verblüfft. Es wirkte finster wie die Eingeweide einer alten Burg, ohne jeglichen Schmuck, und roch vermodert. Das gesamte Mauerwerk bestand aus alten Ziegeln, mit einer steinernen Treppe in der Mitte. »Kommen Sie«, sagte Jacques Bergeron, »der Aufzug ist hinten im Korridor ganz rechts.«
Während sie hinter dem Franzosen hergingen, sagte Lieutenant Anthony: »Der Bau muß über dreihundert Jahre alt sein.«
»Mit einem Aufzug?« fragte Dietz grinsend.
»Den hat man später eingebaut«, erwiderte Bergeron. »Aber Ihr Kollege hat recht. Diese Anlage mit ihren primitiven, Aquädukten, die aber immer noch voll funktionsfähig sind, ist von den Baronen von Beauvais gebaut worden, um das Wasser aufzufangen und es auf ihre Felder und in ihre Gärten zu schicken. Das war Anfang des siebzehnten Jahrhunderts.«
Der riesige, alte, quadratische Aufzug war von dem Typ, wie man ihn häufig in Lagerhäusern oder Frachtdepots findet, wo schwere Geräte von einem Stockwerk ins andere gebracht werden müssen. Er fuhr ächzend und klappernd nach oben, bis er schließlich das oberste Stockwerk erreicht hatte. Jacques öffnete die schwere Schiebetür mit solch sichtbarer Mühe, daß Captain Dietz ihm schließlich half. Sie sahen sich der imposanten Gestalt eines Generals in der Uniform der französischen Landstreitkräfte gegenüber. Er redete schnell und eindringlich auf Bergeron ein. Dieser runzelte die Stirn, nickte, murmelte ein paar Worte und ging dann schnell mit dem Soldaten weg.
»Was haben die gesagt?« fragte Drew und sah Karin einigermaßen hilflos an, während sie aus dem Aufzug stiegen. »Das ging für mich viel zu schnell, aber ich habe da irgend etwas wie ›schreckliche Nachrichten‹ mitbekommen.«
»Das war im Grunde alles«, antwortete Karin und sah mit zusammengekniffenen Augen zu den beiden Franzosen hinüber,
die in einiger Entfernung im Korridor standen. »Der General hat gesagt, er habe schreckliche Nachrichten und müsse mit Jacques unter vier Augen sprechen.«
Plötzlich ertönte ein verzweifelter Schrei. »Mon Dieu, non! Ce n’est pas vrai!«
Karin und Drew sahen sich bestürzt an und liefen auf die beiden Franzosen zu.
»Was ist passiert?« fragte Karin atemlos.
Bergeron stand in sich zusammengesunken an die Wand gelehnt da. »Claude ist vor zwanzig Minuten in der Tiefgarage des Deuxième ermordet worden.«
»Oh mein Gott!« rief Karin und trat vor und packte Jacques Arm.
»Wie konnte das passieren?« schrie Lennox. »Inmitten Ihrer eigenen Leute!«
»Die Nazis«, flüsterte der Deuxième-Agent mit halberstickter Stimme. »Sie sind überall.«
40
H inter dem großen rechteckigen Fenster konnte man das weite Areal des Reservoirs von Beauvais sehen. Sie befanden sich in dem Büro, das sonst der Leiter des Wasserwerks benutzte, der momentan durch den militärischen Befehlshaber abgelöst worden war. Jacques Bergeron telefonierte seit über einer Viertelstunde mit Paris, wobei er sich zwischendurch immer wieder Tränen aus den Augenwinkeln wischte.
Der General hatte auf einem mächtigen Tisch vor dem Fenster eine Landkarte und eine Anzahl Fotografien ausgebreitet und beschrieb jetzt unter Einsatz eines Zeigestabs, wie er die Verteidigung der Anlage organisiert hatte. Dabei war dem alten Soldaten wohl bewußt, daß er nicht die ungeteilte Aufmerksamkeit der vier Gäste
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