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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Pferde«, flüsterte er heiser.
    Â»Ja.«
Renard richtete sich auf, das Gesicht ausdruckslos. »Wie einen
Hafersack oder einen toten Rehbock. Harry würde sicher nichts Falsches
darin sehen â€¦Â« Seine Stimme brach. »An so was war er ja gewöhnt.«
Er griff nach dem Zaumzeug seines Clevelands, aber statt aufzusteigen,
hämmerte er seine Faust auf den nächsten Baumstamm, ein sinnloser
Protest gegen einen sinnlosen Verlust.

F ÜNFUNDZWANZIGSTES K APITEL
    D AS WALISISCHE G RENZLAND
    Metallisches
Klirren, im gleichen Rhythmus wie der Herzschlag eines Steinhauers,
drang in Eleanors Bewußtsein und weckte sie in der trüben winterlichen
Morgendämmerung aus einem unruhigen, von bösen Träumen gepeinigten
Schlaf.
    Fröstelnd setzte sie sich auf und rief nach den
Mägden, dann nahm sie den Morgenmantel vom Fußende des Betts und zog
ihn über ihr Nachthemd. Neben ihr in der Wiege schlief Hugh immer noch.
Aber bald würde er erwachen und gierig nach Nahrung verlangen, wie
seine Wikinger-Ahnen, denen er die hellen nordischen Farben seiner
Haare und Augen verdankte. Ihre Brüste waren hart von der Milch. Die
Frau des Constables hatte ihr empfohlen, eine Amme einzustellen. Aber
Eleanor wollte ihren Sohn selbst stillen. Nur seine allerersten
Lebensjahre gehörten ihr. Sobald er im Sattel sitzen und seine
Spielzeuglanze auf eine Holzfigur richten konnte, würde er Einzug in
die Männerwelt halten.
    Außerdem wußte sie von Judith,
die Frauen, die ihre Babys selbst nährten, würden in den Monaten nach
der Geburt besser vor einer neuen Schwangerschaft geschützt sein. Der
Körper brauchte Zeit, um sich zu erholen. Eleanors Mutter hatte sich
nicht an diese Regel gehalten und deshalb den Tod gefunden.
    So
sehr Eleanor sich auch weitere Kinder wünschte â€“ sie sah keinen
Sinn darin, jedes Jahre eins zu gebären. Doch zur Zeit bot sich ohnehin
keine Gelegenheit zur Empfängnis. Ihr Blick wanderte zur Truhe, wo ein
Pergament lag. Renards letzter Brief aus Lincoln, zwei Tage vor der
Schlacht geschrieben. Inzwischen kannte sie ihn auswendig, und die
Worte verfolgten sie ebenso wie die Neuigkeit von König Stephens
katastrophaler Niederlage.
    Eine Woche nach dem Brief
war Adam auf Ravenstow eingetroffen, mit Renards verängstigten
Edelknaben und schlechten Nachrichten. Zur Flucht gezwungen, ehe es zu
spät gewesen wäre, wußte er nichts von den Ereignissen nach der
Schlacht, nur daß Lincoln von den Rebellen genommen worden war. Eine
weithin sichtbare Rauchwolke hatte über der Stadt gehangen. Im Hof
hatte er Eleanor und Judith Bericht erstattet, sobald er vom Pferd
gestiegen war. Sie sahen, wie Gorvenal von einem Reitknecht
davongeführt wurde, ungesattelt, nur eine Decke auf dem Rücken. Dieser
Anblick wirkte noch bedrückender als Adams Worte. Nicht nur die
Schlacht war verloren, sondern vielleicht auch die ganze Zukunft. Wie
betäubt zog sich Judith in den Lustgarten zurück, wo sie bis zum
Einbruch der Dunkelheit auf der Torfbank saß und mit sich selber
redete. Auf der Verliererseite wurden Renard und Harry vermißt, der
andere Sohn trieb sich in den Reihen der Sieger herum, es sei denn, er
war im Kampf gefallen. Ein zu großes Leid, um erduldet zu werden â€¦
Immer wieder erzählte sie dem toten Guyon davon.
    Adam
war eine Zeitlang auf Ravenstow geblieben, um sicherzugehen, daß die
beiden Frauen nicht in hysterischer Verzweiflung versanken. Die junge
Gräfin mußte den Haushalt allein führen, da Judith ihr, von einer
geistigen und seelischen Störung erfaßt, nicht helfen konnte. Eleanor
meisterte ihren Kummer und ihre Panik, zeigte nach außen hin stille
Gelassenheit und gab nicht zu erkennen, wie es in ihrem Innern aussah.
    Von
ihrem Lächeln und ihrem entschlossen erhobenen Kinn beruhigt, kehrte
Adam nach Hause zurück, um dort nach dem Rechten zu sehen. Danach
wollte er nach Gloucester reiten, Mathilda den Treueeid leisten und
sich in Eleanors Namen für Ravenstow einsetzen. Sie bezweifelte, daß
man ihr mit Milde begegnen würde.
    Zwei Tage nach Adams
Besuch kam Sir Thomas d'Alberin mit einigen Ravenstow-Männern an, die
auf gefährlichen Nebenstrecken aus Lincoln hierhergelangt waren.
D'Alberin, ein Schatten seiner einstigen umfangreichen Erscheinung,
hätte wesentlich gesünder ausgesehen als früher, wäre sein hageres
Gesicht nicht von kaltem Grauen gezeichnet gewesen.

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