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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Söldners aus, rammte ihm den Schild
unters Kinn und schlug ihn bewußtlos. Ein seltsames Gefühl der
Unwirklichkeit erfaßte Eleanor, während sie ihren zukünftigen Gemahl
beobachtete. Sie dachte an einen rituellen Tanz, den sie einmal bei
einem Erntefest gesehen hatte. Tod und Fruchtbarkeit. Der Boden, mit
Blut getränkt. Jungfrauen und Schlachtopfer. Hysterisches Gelächter
stieg in ihrer Kehle auf. Sie schluckte es hinunter, und es verwandelte
sich in ein Schluchzen.
    Mit leeren Augen starrte sie
den bärtigen Gefangenen an, der den Blick erwiderte, dann senkte er
stöhnend die Lider und preßte die Stirn in die welken Blätter.
Pferdehufe donnerten zwischen den Bäumen und kündigten die Ankunft der
Ritter und Knappen von Ravenstow an, und das Schlachtlos wandte sich zu
Renards und Williams Gunsten.
    Renard lehnte sich an
einen Stamm, tief und dankbar holte er Atem. Ein dumpfer Schmerz pochte
in seiner rechten Seite, wo jemand einen Schwertgriff zwischen seine
Rippen gerammt hatte, und sein Arm war vom harten Kampf ermattet. Doch
das störte ihn nicht, während er mit grimmiger Zufriedenheit den
Schaden begutachtete, der einer von Ranulf de Gernons besten
Söldnertruppen zugefügt worden war, wahrscheinlich derselben, die
Caermoel im Frühling und Sommer unsicher gemacht hatte. Er dachte an
Harry, dann mit einiger Verspätung an Eleanor. Mit einem unterdrückten
Fluch eilte er über die Lichtung zu ihr.
    Sie
umklammerte einen Dolch, ein sonderbares, wildes Funkeln in den Augen.
Sein Magen krampfte sich zusammen, und sekundenlang erinnerte er sich
an die erste Begegnung mit Olwen vor dem ›Krummsäbel‹. »Gib mir die
Waffe, Nell«, bat er leise und streckte vorsichtig eine Hand aus, als
würde er sich einem wütenden Raubtier nähern.
    Beim
Klang seiner Stimme blinzelte sie und starrte auf die Blutspuren an
seinen langen, schmalen Fingern, die besser zu einem fahrenden
Spielmann gepaßt hätten als zu einem Kämpfer. Aber sie lernte mit
Widersprüchlichkeiten zu leben.
    Seine Hand streifte
ihre, die sich eiskalt anfühlte. Behutsam löste er den Dolchgriff aus
ihren Fingern, die keinen Widerstand leisteten. »Jetzt ist es vorbei«,
sagte er, zog sie an sich und strich über ihr Haar.
    Nun
sprach er in sanfterem Ton. Sie spürte die vertraute Berührung am Kopf.
Tröstend liebkoste er das Kind, das sie immer für ihn gewesen war. Und
nun bestärkte sie ihn auch noch in dieser Ansicht. Tränen brannten in
ihren Augen, ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie preßte das Gesicht an
den goldenen Samt seines Umhangs und weinte wie ein verirrtes kleines
Mädchen.
    Renard blickte auf ihren Scheitel hinab und
schnitt eine Grimasse. Während er besänftigend auf sie einredete,
schaute er zu William hinüber, der den Aufbruch organisierte. Die Zeit
drängte. Hamo wurde auf ein Packpferd gehievt. Er stöhnte, als sein
nackter Hintern auf einer rauhen Satteldecke aus Roßhaar landete, und
Eleanor kniff bei seinem Anblick rasch die Augen zu. »Er â€“ er
wollte mich vergewaltigen«, stammelte sie, »und von Graf Ranulf die
Erlaubnis erlangen, mich zu heiraten. Oh, ich dachte, es würde wirklich
geschehen.«
    Eine Zeitlang hielt Renard sie noch in den
Armen, und als ihr Zittern nachließ, umfaßte er mit beiden Händen ihr
Gesicht und zwang sie, ihn anzuschauen. »Nell, jetzt müssen wir
wegreiten. Wir befinden uns auf Graf Ranulfs Grund und Boden, und wenn
wir auf einen weiteren seiner Spähtrupps stoßen, sind wir verloren. Wir
haben zu wenig Männer. Sicher bist du zu schwach, um allein zu reiten.
Setz dich zu mir in den Sattel, ja? Braves Mädchen.« Er drückte sie an
sich und küßte ihre Stirn.
    Â»Laß mich nicht allein!« jammerte sie, als er sich abwandte, und umklammerte krampfhaft seinen Arm.
    Er bezähmte seine Ungeduld. »Gorvenal ist am anderen Ende der Lichtung festgebunden. Ich muß ihn holen.«
    Â»Renard â€¦Â«, schluchzte sie, unfähig zusammenhängend zu denken. Sie wußte nur, daß er davongehen wollte.
    Hingegen
waren seine Gedanken völlig klar. Je schneller sie von hier
verschwanden, desto besser. Und so hob er Eleanor hoch, um sie zu
seinem Hengst zu tragen. Sie legte die Arme um seinen Nacken und
erwürgte ihn beinahe. Mühsam mußte er sich von ihr befreien, bevor er
aufsteigen konnte. Und nachdem er sie zu sich in den

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