Die Leopardin
aber
Renard besitzt die flinkere Zunge und läÃt ihn oft wie ein dummes,
träges, fettes Schwein aussehen â was Ranulf nicht ist â¦Â«
Matille machte eine Pause, um Atem zu holen, und ein harter Glanz trat
in ihre Augen. »Er ist schlau und gefährlich wie ein geschmeidiger
wilder Eber und wird Renard verschlingen, wenn der nicht aufpaÃt. Ich
mag meinen Vetter sehr gern«, fügte sie rasch hinzu und legte eine Hand
auf den Arm der sichtlich erschrockenen Eleanor. »Und Ihr dürft nicht
glauben, ich wollte Euch oder Renard drohen. Aber ich hoffe, Ihr
versteht meine gutgemeinte Warnung richtig. Welchen Einfluà Ihr auch
immer auf Euren Mann ausübt, Ihr solltet ihn nutzen â so wie ich
meinen auf Ranulf.« Lächelnd griff sie wieder nach ihrem Glühwein. »Das
Schlafgemach ist ein geeigneter Ort, um damit anzufangen. Und wie
erheblich die Ankündigung einer Schwangerschaft die GroÃmut eines
Ehemanns steigert, versteht sich wohl von selbst.«
Hinter
einer ausdruckslosen Maske verbarg Eleanor den Gedanken, daà in ihrem
eigenen Schlafgemach Renard die treibende Kraft war â und daà es
an Hurerei grenzt, in einer Atmosphäre reinen Entzückens um irgendwas
zu feilschen.
»Natürlich ist es äuÃerst hilfreich, wenn
man einen Sohn zur Welt bringt«, ergänzte die Gräfin seufzend, die
Ranulf nur eine jetzt vierjährige und eine einjährige Tochter geschenkt
und dazwischen eine Fehlgeburt erlitten hatte. Seine Enttäuschung nahm
er keineswegs gleichmütig hin. Nach Lucys Geburt während der
Weihnachtstage im Vorjahr hatte er getobt und geschrien und mit einer
Annullierung der Ehe gedroht. Natürlich war das alles nur leeres
Gerede. Sein Schwiegervater, der Graf von Gloucester, nahm eine hohe
Position ein, und Ranulf würde es niemals wagen, dessen Tochter so
etwas anzutun. Und wenn doch, wäre sie keineswegs unglücklich. Sie
genoà ihren Reichtum und ihre Adelstitel, empfand sogar eine gewisse
Zuneigung zu ihrem Mann an seinen besseren Tagen und ertrug ihn während
der restlichen Zeit in stiller Resignation. HeiÃe Leidenschaft brannte
niemals zwischen ihnen.
»Ich werde mit Renard reden«,
versprach Eleanor in neutralem Ton. Sie sah einen gewissen Sinn in
Matules Worten, aber sie wollte das Problem anders angehen.
»Wirklich?
Wundervoll! Wir Frauen müssen einander helfen, so gut es geht. Denn von
unseren Herren und Meistern erhalten wir gewià keine Unterstützung.«
Entspannt öffnete Matille ihren Umhang. »Dieser Glühwein schmeckt
wirklich ausgezeichnet. Ihr müÃt mir das Rezept geben.«
In
einem Zelt auf dem Gelände des Palastes vom Salisbury begutachtete
Olwen ihr Kostüm und schätzte die Wirkung ab, die es auf die Männer an
Stephens Hof ausüben würde, wenn sie ihren Tanz vorführte. Das mit
Münzen behangene Stirnband, die goldenen byzantinischen Ohrringe, der
aus Goldfaden gewirkte Gürtel, mit Lapislazuli und Kristallen besetzt,
darunter weite Röcke in drei verschiedenen Blauschattierungen â¦
In
Shrewsbury hatte sie sich einer Gauklertruppe angeschlossen, die auf
dem Weg nach Salisbury gewesen war, in der Hoffnung, für das
Weihnachtsfest an den Hof engagiert zu werden, den König und seine
Gäste unterhalten zu dürfen. Nachdem sie dem Leiter der Kompanie
bewiesen hatte, daà ihre Tanzkünste die wildesten Träume aller Männer
übertraf, war sie aufgenommen worden. Ein Gaukler versuchte mit ihrer
Hilfe seine eigenen Träume zu verwirklichen. Aber da zückte sie ihren
Dolch, um klarzustellen, sie habe sich nur zu der Truppe gesellt, weil
die Reise nach Salisbury für eine alleinstehende Frau zu gefährlich
sei. AuÃerdem betonte sie, durch ihre Mitgliedschaft würden sich die
Chancen der Kompanie, am Hof auftreten zu können, beträchtlich
steigern. Alfred, der Leiter, war ein ruhiger, praktisch veranlagter
Mann, der ihr beigepflichtet hatte, hauptsächlich in eigenem Interesse.
Wie
in Antiochien blickte Olwen im trüben Licht in einen Spiegelsplitter,
umrahmte ihre Augen mit Kajal und färbte die Lippen rot. Aaliz und
Jehanne, Alfreds Frau und Tochter, stimmten ihre Lauten. Leise summte
Jehanne eine Melodie vor sich hin. Vor dem Zelt übte Alfred mit seinen
Söhnen verschiedene Kunststücke. Ein kleiner Hund im buntscheckigen
Hofnarrenkostüm sprang übermütig zwischen ihnen
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