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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Gräfin?« fragte Eleanor. In welchem Zustand mochte sich die arme
Judith befinden, selbst wenn sie nicht von dieser geheimnisvollen
Krankheit befallen war?
    Â»Als sie mich wegschickte, war sie noch gesund. Verzweifelt und bleich wie ein Geist â€“ aber durchaus bei Sinnen.«
    Â»Meine
Mutter ist nicht mehr die Gräfin«, sagte Renard mit dumpfer Stimme zu
Eleanor. »Das bist jetzt du.« Er bedeutete einem Diener, den restlichen
Haushalt zu wecken.
    Â»Du willst mitten in der Nacht die
Heimreise antreten?« Eleanor umklammerte seinen Arm â€“ weniger um
ihn zurückzuhalten als vor Entsetzen über seine Worte. Sie war noch
nicht bereit, eine Gräfin zu sein.
    Â»Sobald der
Gepäckkarren beladen ist. Wo ist Saer? Sicher gibt es kein Brot, aber
sag ihm, er soll irgend etwas Heißes für die Männer zusammenbrauen, ehe
wir losreiten.« Grimmig verkniff er die Lippen. »Heute abend hat Ranulf
de Gernons einen Sieg über mich errungen. Nun werde ich mir
Vorteile verschaffen. Hol mir ein Pergament und eine Feder, bevor alles
eingepackt wird. Ich muß an Stephen schreiben und unsere überstürzte
Abreise erklären. Edmund soll hier schlafen und den Brief morgen früh
in den Palast bringen.«
    Eleanor nickte. Sie wäre
entsetzt über seine kalte Stimme gewesen, hätte sie nicht gewußt, daß
er dahinter nur seine wahren Gefühle verbarg. Statt sofort zu
gehorchen, schlang sie die Arme um seinen Hals, und er strich über
ihren Kopf. »Geh!« flüsterte er heiser und schob sie sanft von sich.
»Es gibt viel zu tun.«
    Ancelin war soeben verschlafen
in die Halle getaumelt, und Renard wandte sich rasch zu ihm â€“ aber
nicht, bevor Eleanor die Tränen in seinen Augen gesehen hatte.

S ECHZEHNTES K APITEL
    D AS WALISISCHE G RENZLAND
    Der
Gestank von versengtem Horn erfüllte die kleine Ecke des
Beschlagmeisters im belebten Hof von Woolcot, als ein rotglühendes
Eisen auf Gorvenals Hinterhuf gedrückt wurde. Obwohl der Hengst die
Hitze nicht spüren konnte, haßte er es, beschlagen zu werden, und er
versuchte, zu beißen und um sich zu treten. Aber seine Bemühungen
wurden von dem massiven Zaumzeug behindert, in das der vorsorgliche
Hufschmied ihn gespannte hatte.
    Â»Halt ihn fest, Junge!«
grunzte der schwitzende Mann über die Schulter den Burschen an, der bei
Gorvenals Kopfgestell stand. »Morgen muß Graf Renard auf eine lange
Reise gehen.« Zischender Dampf stieg in die Luft, als der
frischbeschlagene Huf in ein Fäßchen mit kaltem Wasser getaucht wurde.
    Â»Wohin denn?« Der Lehrling zog ein klebriges braunes Klümpchen aus seinem Gürtel und hielt es dem Pferd hin.
    Â»Zuerst
reitet er mit der Gräfin nach Ravenstow. Das hat mir einer seiner
Ritter erzählt. Dann geht's in den Osten, in die Fenlands, wo er seine
Pflichten im königlichen Feudaldienst erfüllen muß. Da drüben gibt's
nämlich Ärger.« Die Stimme des alten Mannes klang gepreßt, weil er
zusammengekrümmt dastand, um auf den Huf einzuhämmern. »Irgendein
Bischof rebelliert, und den muß der König wieder an die Kandare nehmen.«
    Â»Kann
Graf Renard sich nicht davor drücken? Er hat doch hier alle Hände voll
zu tun.« Der Bursche reichte Gorvenal noch eins von den braunen
klebrigen Klümpchen.
    Â»Am Anfang eines Kronvasallentums
ist es besser, wenn man sich möglichst eifrig zeigt.« Der Hufschmied
richtete sich auf, um noch ein paar Nägel von seiner Bank zu nehmen.
»Was gibst du ihm denn da?«
    Der Lehrling grinste. »Die
hat der Graf letzte Nacht eigens für Gorvenal aus dem Küchenschrank
stibitzt â€“ damit das Pferd sich nicht so aufführt, wenn es
beschlagen wird.«
    Skeptisch begutachtete der Hufschmied
die Dattel, die der Junge ihm zugeworfen hatte. »Sieht aus wie
Schafscheiße«, meinte er, warf sie zurück und wischte sich die Finger
an der Lederschürze ab.
    Â»Schmeckt aber gut.« Der Lehrling biß die Dattel entzwei und gab dem Hengst die andere Hälfte.
    Â»Einem
Vielfraß wie dir schmeckt ja alles«, knurrte der Schmied. »Mach dich
lieber nützlich und hol mir die Raspel von da drüben.«
    In
einer Hand einen Becher Wein, in der anderen eine Platte mit Brot und
Käse blickte Eleanor auf ihren schlafenden Mann hinab und überlegte, ob
sie ihn wecken sollte. Längst war der Tag angebrochen, aber Renard war
am

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