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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chadwick Elizabeth
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die Olwen das Wohnrecht in Hawkfield zubilligte, hatte er
nicht widerrufen â€“ vielleicht in der Hoffnung auf ihre Rückkehr.
Eine Lampe, die im Fenster brannte â€¦
    Abrupt griff
Eleanor nach der Weinflasche, die zwischen den Essensresten stand, und
goß ihren Becher noch einmal halbvoll. »Und Caermoel? Bist du dort
entbehrlich?«
    Renard streckte sich. »Jetzt ist die
Festung stark genug, um einem Angriff standzuhalten. Sie wird von
William de Lorys kommandiert, einem tüchtigen Mann, und der Posten
gefällt ihm. Vielleicht ernenne ich ihn zum Constable.« Er richtete
sich auf, hob ihre Hand, die den Becher hielt, zu seinen Lippen und
nahm einen Schluck. »Diese Woche wird noch einmal Baumaterial aus dem
Steinbruch von Ledworth geliefert. Bald ist der neue Mauerteil fertig.«
Behutsam zupfte er einen winzigen Zweig aus ihrem Haar, der ihrer
Aufmerksamkeit entgangen war. »Übrigens, habe ich dir schon erzählt,
daß ich noch einen Edelknaben in mein Gefolge aufnehmen werde, wenn ich
meine Pflichten in den Fens erfüllt habe?«
    Â»Nein.«
Allmählich ärgerte sich Eleanor über seine Gewohnheit, sie unvermittelt
mit Neuigkeiten zu überraschen und dramatische Reaktionen zu erwarten.
    Â»Es
ist Owain ap Siorl, halb Waliser, halb Normanne. Nach dem Tod seines
Vaters will seine Mutter wieder heiraten, und er versteht sich nicht
mit seinem künftigen Stiefvater. Da die Ländereien der Familie zu
meinen Lehen gehören, habe ich Lady Rohese versprochen, Owain unter
meine Fittiche zu nehmen und auszubilden. Um Ostern herum bringt sie
ihn nach Ravenstow. Sei so nett und bring ihn irgendwo unter.«
    Eleanors
Ärger wurde von Mitleid mit dem Jungen verdrängt. Sie wußte aus eigener
Erfahrung, wie schwer man sich in einem fremden Haushalt einlebte,
selbst wem man herzliche Aufnahme fand. »Natürlich.«
    Â»Da
Harry auf dem Weg der Besserung ist, kann er ihm schon mal ein paar
Grundbegriffe erklären. Das wird meinen Bruder von düsteren Grübeleien
abhalten und seine Genesung vielleicht beschleunigen.« Er stand auf,
zog seinen Umhang mit sich, auf dem sie gelegen hatten. »Jetzt sollten
wir nach Hause reiten«, meinte er ohne große Begeisterung. Er dachte an
seine Halsberge, die auf Woolcot für die morgige Abreise blank
gescheuert wurde. Ein dreißig Pfund schwerer Panzer, eine heiße,
schwere Last â€¦
    Auch Eleanor erhob sich, und er
schlang die Arme um ihre Taille. Sie roch nach zerdrücktem Gras und
Blättern, frisch und sanft. »O Nell!« seufzte er und vergrub das
Gesicht in ihrem dichten schwarzen Haar.
    Judith
wickelte sich fester in ihren Umhang, um die Kälte abzuwehren, die
allerdings zum Großteil aus ihrem Innern kam â€“ von da, wo ein Teil
ihrer Seele fehlte. Das warme Pelzfutter stammte von Wölfen, die Guyon
und die Söhne vor langer Zeit erlegt hatten. Jetzt gingen die Wölfe auf
zwei Beinen und folgten den Fersen des Todes.
    Sie
überquerte den Hof und betrat den Lustgarten, um für einen Kräutertrank
Salbei zu pflücken, der den Winter prächtig überdauert hatte, und
wollte der liebevollen, aber erdrückenden Fürsorge ihrer Mitbewohner
entrinnen. Trotz des kühlen Windes tauchte eine helle Sonne die Beete
in milde Frühlingswärme. An der Südmauer überzogen duftende weiße
Blüten die Birnbaumspaliere, darunter blühten die Schneeglöckchen,
deren Samen Renard aus der Levante mitgebracht hatte.
    Marienkäfer
krabbelten in ziellosem Fleiß zwischen den welken Blättern umher. Auf
den Zweigen des Lorbeerbaums kämpften Sperlinge um die besten
Nistplätze. Judith pflückte eine Handvoll Salbeiblätter und hielt sie
geistesabwesend unter ihre Nase. Ihr Blick schweifte zur Rosenlaube,
zur verlassenen, überwucherten Torfbank. Der Gärtner mußte sie nach der
ruhigen Winterzeit erst noch mähen. Ihre Augen schmerzten und wurden
wäßrig, weil sie so gebannt hinüberstarrte.
    Schließlich
ging sie zu der Bank und nahm Platz, strich über die feuchten, etwas
stacheligen Halme. Doch aus dem Torf drang bereits etwas Sonnenwärme,
und trotz ihrer Verzweiflung fühlte Judith sich seltsam getröstet.
Lange saß sie da, in der Stille versunken, und kehrte erst ein wenig
schuldbewußt in die Wirklichkeit zurück, als sie Eleanor zwischen den
Kräuterbeeten auf sich zukommen sah.
    Aufmerksam
musterte sie ihre

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