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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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wie eine etwas exotische, aber attraktive Frau, spendierten ihr einen Drink nach dem anderen, gaben ihr Feuer, wenn sie rauchen wollte, und lachten sichtlich zufrieden, wenn sie sie berührte.
    Plötzlich setzte sich einer der Männer ans Klavier, spielte ein paar Akkorde und sah Greta erwartungsvoll an. Es wurde still in der Bar, und Greta begann den Kitchen Man zu singen:
    How that boy am open clams, No one else can touch my hams ...
    Das Publikum kam schnell dahinter, dass jede Zeile des Liedes sexuelle Anspielungen enthielt, und grölte vor Lachen. Als Greta das Couplet beendet hatte, küsste sie den Klavierspieler auf die Lippen, was dem Mann zweifellos durch Mark und Bein ging.
    Maude ließ Paul sitzen und kehrte wieder zu Diana an die Bar zurück. Der Hauptmann, der sich mit Denise unterhalten hatte, kam herüber und sagte zu Paul: »Sie hat mir alles erzählt, Sir.«
    Flick nickte. Sie war enttäuscht, aber nicht überrascht.
    »Was genau?«, wollte Paul wissen.
    »Dass sie morgen Abend nach Frankreich fliegt, um in Maries bei Reims einen Eisenbahntunnel in die Luft zu jagen.«
    Das war die Legende. Denise hielt sie allerdings für echt und hatte sie einem Fremden gegenüber ausgeplaudert. Flick war fuchsteufelswild.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Paul.
    »Tut mir leid, aber so war’s«, erwiderte der Hauptmann und zuckte mit den Schultern.
    »Besser, wir erfahren’s zu früh als zu spät«, sagte Flick.
    »Wollen Sie mit ihr reden, oder soll ich mich drum kümmern, Sir?«, fragte der Hauptmann.
    »Erst rede ich mit ihr«, antwortete Paul Chancellor. »Warten Sie draußen auf sie, wenn’s Ihnen recht ist.«
    »Jawohl, Sir.« Der Hauptmann verließ das Pub, und Paul winkte Denise zu sich.
    »Er ist ganz plötzlich gegangen«, sagte Denise. »Weiß auch nicht, was sich gehört, hab ich mir gedacht.« Sie war offenbar eingeschnappt. »Er ist Sprengmeister und unterrichtet hier.«
    »Falsch«, sagte Paul. »Er ist Polizist.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Denise war völlig perplex. »Er trägt eine Hauptmannsuniform, und er hat mir gesagt, dass er. «
    »Er hat Ihnen irgendwelche Märchen erzählt«, unterbrach sie Paul. »Es ist sein Beruf, Leute zu erwischen, die Fremden gegenüber zu geschwätzig sind. Und er hat Sie erwischt.«
    Denises Unterkiefer klappte herunter, doch sie hatte sich rasch wieder gefangen und reagierte nun mit Empörung: »Dann war das also ein Trick? Sie wollten mir eine Falle stellen?«
    »Ja, und Sie sind bedauerlicherweise auch prompt hineingetappt. Sie haben wirklich alles ausgeplaudert.«
    Denise erkannte, dass Leugnen zwecklos war, und versuchte, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen. »Muss ich jetzt hundertmal ›Du sollst nicht schwätzen‹ schreiben und bekomme einen Nachmittag lang Spielplatzverbot?«
    Flick hätte sie am liebsten geohrfeigt. Denises unselige Angeberei hätte das ganze Team in Lebensgefahr bringen können.
    »Eine Strafe als solche ist nicht vorgesehen«, erwiderte Paul kühl.
    »Ach, ich bin Ihnen ja so dankbar .«
    »Aber Sie gehören ab sofort nicht mehr zum Team. Sie kommen nicht mit uns, sondern werden noch heute Abend von hier verschwinden. Der Hauptmann wird sich um Sie kümmern.«
    »Ich werde mir ziemlich blöd vorkommen, wenn ich plötzlich wieder auf meinem alten Posten in Hendon arbeiten muss.«
    Paul schüttelte den Kopf. »Er bringt Sie nicht nach Hendon.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Sie zu viel wissen. So was wie Sie darf man zurzeit nicht frei herumlaufen lassen.«
    Allmählich erkannte Denise den Ernst der Lage und bekam es mit der Angst zu tun. »Was haben Sie mit mir vor?«
    »Sie werden irgendwo stationiert, wo Sie keinen Schaden anrichten können. Im Normalfall ist das wohl auf irgendeinem gottverlassenen Stützpunkt in Schottland, wo Ihre Hauptaufgabe darin bestehen wird, Belege von Regimentskassen abzuheften.«
    »Das ist ja so schlimm wie eine Gefängnisstrafe!«
    Paul dachte einen Augenblick nach, dann nickte er. »Ja, fast.«
    »Und für wie lange?«, fragte Denise entsetzt.
    »Wer kann das schon sagen? Wahrscheinlich bis zum Ende des Krieges.«
    »Sie widerlicher Schuft!«, zischte Denise wütend. »Ich wünschte, ich wäre Ihnen nie begegnet.«
    »Sie können jetzt gehen«, sagte Paul. »Und seien Sie froh, dass ich Sie erwischt habe. Sonst wäre es vielleicht die Gestapo gewesen.«
    Denise wandte sich ab und stolzierte hinaus.
    »Ich hoffe, ich war nicht unnötig grausam zu ihr«, sagte Paul.
    Mit Sicherheit nicht, dachte

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