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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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gemacht hast, bevor ich nach deiner Brieftasche geangelt habe?«
    »Ja.«
    »Hast du dich nicht gefragt, warum ich dich das nicht länger tun ließ?«
    »Ich dachte, du wärst ungeduldig und wolltest zur Sache kommen.«
    »Nein, deine Bartstoppeln waren mir zu kratzig an den Schenkeln, genau da, wo die Haut am empfindlichsten ist.«
    »Oh, daß tut mir leid.«
    »Na ja, wenn du willst, kannst du ‘s jetzt wieder gutmachen.«
    Er zog die Stirn in Falten. »Und wie?«
    Sie stöhnte gespielt auf über so viel Begriffsstutzigkeit. »Nun komm schon, Einstein. Die Stoppeln sind weg. «
    »Ach so! Hast du mich deswegen rasiert? Ja, natürlich, du willst, dass ich.«
    Sie legte sich zurück, lächelte und spreizte die Beine. »Reicht der Wink mit dem Zaunpfahl?«
    Er lachte. »Ich glaube schon«, sagte er und beugte sich über sie.
    Flick schloss die Augen.
    Der alte Ballsaal befand sich im zerbombten Westflügel des Schlosses von Sainte-Cecile. Der Saal war nur teilweise beschädigt: Während sich auf der einen Seite Bauschutt aus Steinquadern, Ziergiebeln und bunt bemalten Verputzbrocken häufte, war die andere Seite unversehrt geblieben. Die Morgensonne schien durch ein großes Loch in der Decke auf eine Reihe geborstener Säulen herab – ein pittoresker Anblick, fand Dieter Franck, den die Szenerie an eine viktorianische Darstellung klassischer Ruinen erinnerte.
    Er hatte beschlossen, seine Einsatzbesprechung im Ballsaal abzuhalten. Als Alternative hätte sich sonst nur noch Webers Büro angeboten, doch das kam für Franck nicht infrage: Bei keinem der Männer sollte der Eindruck entstehen, dass Weber das Heft in der Hand hielt. Im Ballsaal befand sich, einst wohl für das Orchester gedacht, ein kleines Podium, auf dem Franck eine Schiefertafel platziert hatte. Die Männer hatten sich Stühle aus anderen Teilen des Gebäudes mitgebracht und sie vor dem Podium in vier oder fünf exakten Reihen aufgestellt – wirklich sehr deutsch, dachte Franck mit einem verstohlenen Lächeln; Franzosen hätten ihre Stühle einfach wahllos irgendwohin gestellt. Weber, der die Männer zusammengerufen hatte, saß, das Gesicht ihnen zugewandt, auf dem Podium und gab damit zu verstehen, dass er zu den Befehlshabern gehörte und keinesfalls ein Untergebener von Major Franck war.
    Dieter Franck aber dachte: Die größte Gefahr für die Operation liegt darin, dass wir zwei ranggleiche Kommandeure haben, die einander spinnefeind sind.
    Er hatte mit Kreide einen genauen Plan von Chatelle auf die Tafel gezeichnet. Das Dorf bestand aus drei großen Gebäuden – vermutlich Bauernhöfen oder Weingütern – sowie aus sechs kleinen Häusern plus einer Bäckerei. Die Häuser gruppierten sich um eine Straßenkreuzung herum; nördlich, westlich und südlich davon erstreckten sich Weingärten, während im Osten eine große Viehweide lag. Sie war gut einen Kilometer lang und endete an einem breiten Teich. Franck nahm an, dass der Boden dort zu nass für Rebstöcke war und deshalb als Weide genutzt wurde.
    »Die Fallschirmspringer werden versuchen, auf der Weide zu landen«, erklärte Franck. »Ich bin mir aber sicher, dass sie auch als Start- und Landebahn genutzt wird. Das Gelände ist plan, für eine Lysander reichlich bemessen und sogar lang genug für eine Hudson. Der Teich daneben ist aus der Luft gut sichtbar und von daher eine nützliche Landmarke. Und in dem Kuhstall am Südrand der Wiese kann sich das Empfangskomitee unterstellen, während es auf den Flieger wartet.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Das Wichtigste, was Sie sich einprägen müssen, ist die Tatsache, dass wir diese Fallschirmspringer landen lassen wollen. Aus diesem Grund müssen wir alles vermeiden, was dem Empfangskomitee oder dem Piloten unsere Anwesenheit verraten könnte. Wir müssen lautlos und unsichtbar sein. Wenn das Flugzeug abdreht und mit den Spionen an Bord nach England zurückfliegt, haben wir eine Riesenchance verpasst. Unter den Fallschirmjägern befindet sich eine Frau, die uns Informationen über nahezu jedes Widerstandsnest in Nordfrankreich liefern kann – vorausgesetzt, wir können sie dingfest machen.«
    Weber ergriff das Wort – vor allem wohl deshalb, um den Anwesenden ins Gedächtnis zu rufen, dass er auch noch da war. »Sie gestatten, dass ich noch einmal hervorhebe, was Major Franck soeben ausgeführt hat: Gehen Sie keinerlei Risiko ein! Verhalten Sie sich vollkommen unauffällig! Und halten Sie sich strikt an den Plan!«
    »Danke, Major«,

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