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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Außerdem saß niemand drin.
    Flick und Ruby gingen vorsichtshalber erst einmal an Mademoiselle Lemas’ Haus vorbei. Alles sah aus wie immer. Ihr Simca Cinq stand im Hof, was nur insoweit ungewöhnlich war, als sie ihn normalerweise in die Garage stellte. Flick verlangsamte ihren Schritt und spähte kurz durchs Fenster. Niemand war zu sehen. Mademoiselle Lemas benutzte das zur Straße hin gelegene Zimmer nur selten. Es war ein altmodischer Empfangsraum mit einem tadellos abgestaubten Klavier und Sofakissen mit dem unvermeidlichen Kniff in der Mitte. Die Tür blieb stets verschlossen, es sei denn, es kam formeller Besuch. Die heimlichen Gäste saßen immer im rückwärtigen Teil des Hauses in der Küche, wo sie von Passanten nicht gesehen werden konnten.
    Unmittelbar vor der Haustür lag ein Gegenstand auf dem Boden. Es war eine hölzerne Zahnbürste. Ohne im Gehen innezuhalten, bückte sich Flick und hob sie auf.
    »Willst du dir die Zähne putzen?«, fragte Ruby.
    »Die sieht aus wie Pauls Zahnbürste.« Das ist Pauls Zahnbürste, dachte sie im ersten Moment, bis ihr einfiel, dass es in Frankreich Hunderte, wenn nicht Tausende solcher Zahnbürsten geben musste.
    »Glaubst du, er ist hier?«
    »Vielleicht.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht will er uns vor einer Gefahr warnen.«
    Sie bogen um die Ecke und warteten, bis Greta und Jelly zu ihnen aufschlossen. »Diesmal gehen wir alle zusammen«, sagte sie. »Greta und Jelly, ihr klingelt an der Haustür.«
    Jelly bemerkte: »Gottchen, was ein Glück, dass wir da sind, mir tun die Füße höllisch weh.«
    »Ruby und ich gehen hinten rum, nur als Vorsichtsmaßnahme. Wenn euch jemand öffnet, erwähnt uns mit keinem Wort und wartet, bis wir auftauchen.«
    Diesmal gingen sie zu viert die Straße entlang. Flick und Ruby verschwanden im Hof, gingen an dem Simca vorbei und schlichen ums Haus herum. Die Küche nahm fast die gesamte Rückseite des Hauses ein und hatte zwei Fenster, zwischen denen sich der Hintereingang befand. Flick wartete, bis das metallische Schellen der Türklingel ertönte. Dann riskierte sie einen schnellen Blick durch eines der Fenster.
    Ihr blieb schier das Herz stehen.
    Drei Personen hielten sich in der Küche auf: zwei Männer in Uniform und eine große Frau mit üppigem rotem Haar, die mit der ältlichen Mademoiselle Lemas gewiss nichts zu tun hatte.
    Im nächsten Sekundenbruchteil erkannte Flick, dass alle drei sich von den Fenstern ab- und reflexartig der Haustür zugewandt hatten.
    Sie duckte sich wieder.
    Sie überlegte rasch. Die Männer waren offenkundig Gestapo-Offiziere. Die Frau musste eine französische Verräterin sein, die sich als Mademoiselle Lemas ausgab. Sie kam Flick irgendwie bekannt vor, selbst von hinten: Der modische Fall ihres grünen Sommerkleides brachte eine Saite in Flicks Erinnerung zum Klingen.
    Die Erkenntnis war niederschmetternd: Das Haus war verraten worden und fungierte seither als Agentenfalle. Der arme Brian Standish musste direkt hineingetappt sein. Es war fraglich, ob er überhaupt noch am Leben war.
    Eiskalte Entschlossenheit überkam sie. Sie zog ihre Pistole, und Ruby tat es ihr nach.
    »Drei Personen«, erklärte sie Ruby leise. »Zwei Männer, eine Frau.« Sie holte tief Luft. Rücksichtnahme war in dieser Situation fehl am Platze. »Wir erschießen die Männer«, sagte sie. »Alles klar?«
    Ruby nickte.
    Gott sei Dank behält sie einen kühlen Kopf, dachte Flick und sagte: »Die Frau würde ich gerne noch verhören, aber wenn sie uns durch die Lappen zu gehen droht, erschießen wir sie auch.«
    »Verstanden.«
    »Die Männer stehen auf der linken Seite der Küche. Die Frau wird wahrscheinlich zur Tür gehen. Du stellst dich an dieses Fenster, ich mich an das da drüben. Nimm den Mann ins Visier, der dir am nächsten steht. Schieß, sobald ich schieße.«
    Sie robbte an der Hauswand entlang und hockte sich unter das zweite Fenster. Ihr Atem ging schnell, und ihr Herz schlug wie ein Dampfhammer, aber ihre Gedanken waren klar und nüchtern wie bei einer Schachpartie. Weil sie noch nie durch eine Glasscheibe geschossen hatte, beschloss sie, drei Schüsse in rascher Folge hintereinander abzugeben: Der erste sollte das Fenster zerschmettern, der zweite ihr Opfer treffen und der dritte ihm den Rest geben. Mit dem Daumen löste sie den Sicherungshebel an ihrer Pistole und richtete den Lauf himmelwärts. Dann stand sie auf und sah durch die Fensterscheibe.
    Die beiden Männer blickten zur Flurtür. Beide

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