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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hatten eine Pistole in der Hand. Flick richtete ihre Waffe auf den Mann, der ihr am nächsten stand.
    Die Frau war fort, kam jedoch kurz darauf zurück und hielt die Küchentür auf. Völlig ahnungslos betraten Greta und Jelly die Küche – und erblickten die beiden Männer von der Gestapo. Greta stieß einen Angstschrei aus. Es fielen ein paar Worte, die Flick nicht verstehen konnte. Dann hoben Greta und Jelly die Hände über den Kopf.
    Die falsche Mademoiselle Lemas betrat nun ebenfalls die Küche. Als Flick ihr Gesicht sah, traf sie die Erkenntnis wie ein Schock. Ja, sie hatte diese Frau schon einmal gesehen, und sie wusste jetzt auch wo: Am vergangenen Sonntag war sie mit diesem Dieter Franck auf dem Platz vor der Kirche von Sainte-Cecile gewesen. Flick hatte sie für die Geliebte des Offiziers gehalten, aber sie hatte offenbar noch andere Talente.
    In diesem Augenblick sah die Frau Flicks Gesicht am Fenster. Ihr Mund öffnete sich, die Augen weiteten sich, und sie hob die Hand, um auf ihre Entdeckung aufmerksam zu machen. Die beiden Männer begannen sich umzudrehen.
    Flick drückte ab. Der Knall des Schusses vermischte sich mit dem Krachen des splitternden Fensterglases. Flick hielt die Waffe ruhig in der Hand und gab zwei weitere Schüsse ab.
    Eine Sekunde später feuerte auch Ruby.
    Beide Männer stürzten zu Boden.
    Flick riss die Hintertür auf und betrat das Haus.
    Die junge Frau hatte sich bereits abgewandt und rannte auf die vordere Haustür zu. Flick hob die Waffe, doch es war schon zu spät: Im Bruchteil einer Sekunde war die Frau im Flur und damit aus Flicks Gesichtsfeld verschwunden. Da rannte Jelly, die sich erstaunlich flink bewegte, hinter der Fliehenden her. Man hörte Leiber aufeinander prallen und Möbel umfallen.
    Flick ging durch die Küche und sah hinaus. Jelly hatte die Frau auf die Korridorfliesen geworfen. Dabei waren die elegant geschwungenen Beine eines Tischchens und eine darauf stehende chinesische Vase zu Bruch gegangen, und die getrockneten Gräser aus der Vase lagen kreuz und quer über den ganzen Boden zerstreut. Die Französin versuchte sich aufzurappeln. Flick richtete ihre Pistole auf sie, schoss aber nicht. Wieder reagierte Jelly überraschend schnell: Sie packte die Frau an den Haaren und ließ ihren Kopf mehrmals auf die Fliesen knallen, bis sie sich nicht mehr rührte.
    Sie trug zwei verschiedene Schuhe – der eine war schwarz, der andere braun.
    Flick wandte sich den beiden Gestapo-Männern auf dem Küchenboden zu. Beide lagen reglos da. Sie hob die beiden Pistolen auf und steckte sie ein. Herrenlos herumliegende Schusswaffen konnten in Feindeshand Unheil anrichten.
    Fürs Erste waren die Dohlen außer Gefahr.
    Der Adrenalinschock trieb Flick an. Sie wusste, dass sie später über den Mann, den sie erschossen hatte, nachdenken würde. Es war furchtbar, einem Leben ein Ende zu setzen. Der Ernst des Todes ließ sich verdrängen, würde aber wiederkommen. In ein paar Stunden oder Tagen wurde Flick sich fragen, ob der junge Mann in Uniform eine Frau hinterlassen hatte, die nun allein war, und Kinder, die ihren Vater verloren hatten.
    Im Augenblick jedoch konnte sie diese Überlegungen von sich fern halten und ausschließlich an ihren Auftrag denken.
    »Jelly, halt die Frau in Schach«, befahl sie, »Greta, du suchst einen Strick und fesselst sie an einen Stuhl hier. Und du, Ruby, gehst rauf und vergewisserst dich, dass sonst keiner mehr im Haus ist. Ich sehe mich unterdessen im Keller um.«
    Sie lief die Treppe hinunter. Auf dem gestampften Boden lag ein gefesselter und geknebelter Mann. Der Knebel verdeckte ein Gutteil seines Gesichts, doch Flick erkannte das verstümmelte Ohr.
    Sie zog ihm den Knebel vom Mund, beugte sich über ihn und gab ihm einen langen, leidenschaftlichen Kuss. »Willkommen in Frankreich!«
    Paul grinste. »So schön bin ich noch nie begrüßt worden.«
    »Ich hab deine Zahnbürste gefunden.«
    »Das war so ein Einfall in letzter Sekunde, weil ich der Rothaarigen nicht hundertprozentig über den Weg getraut habe.«
    »Sie hat mein Misstrauen verstärkt. Vielleicht um das entscheidende Bisschen.«
    »Gott sei Dank.«
    Flick zog das kleine scharfe Messer aus seiner Scheide unter dem Revers und begann, Pauls Fesseln zu durchschneiden. »Wie bist du hergekommen?«
    »Vergangene Nacht abgesprungen.«
    »Wozu, um Himmels willen?«
    »Wir haben festgestellt, dass Brians Funkgerät von der Gestapo bedient wird. Ich wollte dich warnen.«
    Sie warf die Arme um

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