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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zweimal von Angesicht zu Angesicht gesehen, und beide Male nur kurz. Sie rief sich seine Züge in Erinnerung.
    Intelligenz und Kraft stecken dahinter, dachte sie, und dazu eine Entschlossenheit, die in Brutalität ausarten kann. Garantiert ist er immer noch hinter mir her – ich muss höllisch aufpassen.
    Sie betrachtete den Himmel. Bis zum Einbruch der Dunkelheit blieben ihr noch etwa drei Stunden.
    Sie eilte die Treppe wieder hinunter und durch den Garten zurück zu dem kleinen Simca in der Nebenstraße. »Sieht schlecht aus«, sagte sie, als sie sich wieder in den Wagen quetschte. »Die Wohnung wurde durchsucht, und vorn auf der Straße steht die Gestapo.«
    »Verdammt«, sagte Paul. »Wohin jetzt?«
    »An einer Stelle können wir ‘s noch versuchen«, erwiderte Flick. »Fahr in die Innenstadt.«
    Der kleine 500-ccm-Motor sprang an, und der überladene Wagen setzte sich in Bewegung. Lange würden sie den Simca nicht mehr benutzen können. Angenommen, die Leichen in der Rue du Bois waren ungefähr nach einer Stunde entdeckt worden – wie lange würde es dann dauern, bis die französische Polizei und die Gestapo mit der Fahndung nach Mademoiselle Lemas’ Auto begannen? Die Männer, die bereits auf Patrouille waren, konnte Franck zwar nicht erreichen, doch spätestens beim nächsten Schichtwechsel würden sie unterrichtet. Flick hatte keine Ahnung, wann die Nachtschicht antrat. Viel Zeit blieb ihr jedenfalls nicht mehr.
    »Fahr zum Bahnhof«, sagte sie zu Paul. »Dort lassen wir den Wagen stehen.«
    »Gute Idee«, gab Paul zurück. »Vielleicht glauben sie dann, wir wären mit dem Zug abgereist.«
    Flick spähte nach den Mercedessen der Wehrmacht und den schwarzen Citroëns der Gestapo aus. Als sie an zwei Streifenpolizisten vorbeifuhren, hielt sie unwillkürlich den Atem an, doch am Ende erreichten sie das Stadtzentrum ohne Zwischenfall. Paul parkte in der Nähe des Bahnhofs, und sie stiegen alle aus, heilfroh, den verräterischen Kleinwagen endlich aufgeben zu können.
    »Ich muss das jetzt alleine machen«, sagte Flick. »Ihr geht am besten in die Kathedrale und wartet dort auf mich.«
    »In dieser Kirche hab ich heute schon so lange rumgesessen, dass mir meine Sünden mindestens dreimal vergeben worden sind«, sagte Paul.
    »Dann kannst du ja jetzt um eine Übernachtungsmöglichkeit beten«, erwiderte Flick und hastete davon.
    Ihr Ziel war noch einmal die Straße, in der Michels Haus stand. Hundert Meter davor betrat sie die Bar Chez Regis. Alexandre Regis, der Besitzer, saß hinter dem Tresen und rauchte. Er runzelte die Stirn, als er sie sah, dann nickte er.
    Flick ging zu der Tür mit der Aufschrift Toilettes, durchschritt einen kurzen Flur und öffnete eine Art Schranktür. Dahinter führte eine steile Treppe ins erste Stockwerk. Oben versperrte eine schwere Tür mit einem Guckloch den Weg. Flick klopfte an und achtete darauf, dass sie durch das Guckloch zu sehen war. Gleich darauf wurde die Tür von Meme Regis, der Mutter des Barbesitzers, geöffnet. Auch sie stutzte im ersten Moment, ließ Flick dann aber ein.
    Flick betrat einen großen Raum mit schwarz gestrichenen Fensterscheiben. Auf dem Boden lagen Matten, die Wände waren mit brauner Farbe gestrichen, und an der Decke hingen nackte Glühbirnen. In einer Ecke stand ein Roulette-Tisch, in einer anderen befand sich eine einfache Bar. Mehrere Männer saßen an einem großen runden Tisch und spielten Karten. Das Ganze war eine illegale Spielhölle.
    Michel pokerte gerne um hohe Einsätze und genoss die zwielichtige Gesellschaft dabei; deshalb verbrachte er ab und zu seine Abende hier. Flick spielte selber nie, hatte aber manchmal ein Stündchen dabeigesessen und zugeschaut. Michel behauptete, sie brächte ihm Glück. Der Club war ein gutes Versteck vor der Gestapo, und Flick hatte gehofft, Michel hier zu finden. Ihre Hoffnung schwand jedoch rasch, nachdem sie die Gesichter der Reihe nach betrachtet hatte.
    »Vielen Dank, Meme«, sagte sie zu Alexandres Mutter.
    »Schön, Sie zu sehen. Sie haben eine neue Frisur?«
    »Oh.« Flick hatte gar nicht mehr an ihre Perücke gedacht. »Haben Sie meinen Mann gesehen?«
    »Den charmanten Michel. Heute Abend leider nicht.« Kein Mensch hier wusste, dass Michel in der Resistance war.
    Flick ging an die Bar und setzte sich auf einen Hocker. Sie lächelte der Bedienung zu, einer Frau mittleren Alters mit knallrot geschminkten Lippen. Es war Yvette Regis, Alexandres Ehefrau. »Haben Sie einen

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