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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Spieleinsätze ein und schlüpften in ihre Jacken. Yvette sammelte die Gläser vom Bartresen und legte sie in die Spüle. Meme Regis drehte die Lampen aus, sodass der Raum nur noch von dem blinkenden Rotlicht über der Tür erhellt wurde.
    Flick nahm ihre Tasche vom Fußboden und legte die Hand an ihre Waffe. »Was ist los?«, fragte sie Yvette.
    »Eine Razzia«, antwortete sie.
    Flick fluchte. Das muss doch mit dem Teufel zugehen, dachte sie, wenn ich jetzt ausgerechnet wegen illegalen Glücksspiels verhaftet werde...
    »Alexandre hat uns von unten gewarnt«, erklärte Yvette. »Verschwinden Sie, rasch!« Sie deutete auf die gegenüberliegende Seite des Raumes.
    Flick folgte Yvettes Fingerzeig und sah Meme Regis in eine Art Schrank steigen. Dort schob sie hastig ein paar alte Mäntel beiseite und öffnete eine dahinter verborgene Tür, durch die die Glücksspieler einer nach dem anderen verschwanden. Flick erkannte ihre Chance.
    Das rote Blinklicht erlosch. Im nächsten Augenblick hämmerte jemand gegen die schwere Eingangstür. Im Dunkeln schloss sich Flick den Männern an, die durch den Schrank drängten. Sie stolperte in ein leer stehendes Zimmer, dessen Fußboden ungefähr dreißig Zentimeter niedriger lag, als sie erwartet hatte. Vermutlich gehörte es zu der Wohnung über dem Laden nebenan – eine Mutmaßung, die sich rasch bestätigte, denn als Flick, den anderen folgend, die Treppe ins Erdgeschoss hinuntergerannt war, verrieten ihr die fleckige Marmortheke und die verstaubten Glasvitrinen, dass sie sich im Verkaufsraum der ehemaligen Metzgerei befand. Die Rollläden vor Eingang und Schaufenster waren herabgelassen, sodass von der Straße aus niemand hereinsehen konnte.
    Flick und die Spieler verließen das Haus durch die Hintertür und kamen in einen verdreckten Hof, der von einer hohen Mauer umgeben war. Eine Tür in der Mauer führte in eine schmale Gasse und diese wiederum zur nächsten Straße. Dort angekommen, zerstreuten sich die Spieler in alle Himmelsrichtungen.
    Auch Flick machte, dass sie davonkam, und hatte bald den Kontakt zu den anderen verloren. Atemlos blieb sie stehen, orientierte sich kurz und schlug dann die Richtung ein, die sie zur Kathedrale führte, wo die anderen Dohlen auf sie warteten. »Mein Gott«, flüsterte sie, »das war vielleicht knapp!«
    Als sie wieder frei atmen konnte, begann sie die Razzia in der Spielhölle in einem anderen Licht zu sehen. Dass sie wenige Minuten, nachdem Michel gegangen war, stattgefunden hatte, war merkwürdig. Flick glaubte nicht an Zufälle.
    Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr wuchs ihre Überzeugung, dass die Kerle, die an die Tür gehämmert hatten, in Wirklichkeit nicht hinter Michel, sondern hinter ihr her gewesen waren. Schon vor dem Krieg hatte sich, wie sie wusste, in dem Raum über der Bar regelmäßig eine kleine, eingeschworene Zockergruppe getroffen und um hohe Summen gespielt. Die städtische Polizei wusste mit Sicherheit Bescheid. Was sollte sie so plötzlich dazu bewogen haben, den Club zu schließen? Wenn es aber nicht die Polizei war, musste es die Gestapo gewesen sein, die sich herzlich wenig für illegale Glücksspieler interessierte. Sie jagte Kommunisten, Juden, Homosexuelle – und Spione.
    Schon die eigenartige Geschichte von Michels Flucht war Flick von Anfang an verdächtig vorgekommen, und erst seine hartnäckige Beteuerung, es sei ihm garantiert niemand gefolgt, hatte sie halbwegs beruhigt. Jetzt dachte sie anders darüber. Seine Flucht war, genauso wie die angebliche »Rettung« von Brian Standish, Teil eines raffiniert eingefädelten Täuschungsmanövers. Irgendwer war Michel in das Cafe gefolgt, hatte geahnt oder herausgefunden, dass es darüber ein Geheimzimmer gab, und dann zugeschlagen, um sie, Felicity Clairet, dort zu finden.
    Hinter allem steckte, wie sie glaubte, die durchtriebene Intelligenz von Dieter Franck.
    Stimmte ihre Vermutung, dann wurde Michel noch immer beschattet. Und wenn er sich weiterhin so unvorsichtig benahm, dann würde man ihn auch beschatten, wenn er heute Abend bei Philippe Moulier aufkreuzte – und morgen früh, wenn er mit dem Lieferwagen der Schlachterei zur Champagnerkellerei fuhr, um die Dohlen aus ihrem Versteck zu holen.
    Und was, zum Teufel, kann ich dagegen tun?, dachte Flick.

+ + + neunter tag + + +
    montag, 5. juni 1944
    Die Migräne überfiel Dieter Franck kurz nach Mitternacht. Er stand gerade in seinem Zimmer im Hotel Frankfurt und sah das Bett vor sich, das er nie

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