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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Idee, der wäre ohnehin fällig.«
    »Aber nicht jetzt. Zwei aus meiner Gruppe sind in Paris geschnappt worden und haben bestimmt geredet. Da sie das wahre Ziel der Mission noch nicht kannten, wird die Gestapo den Tunnel jetzt garantiert doppelt und dreifach bewachen. Überlassen wir ihn also der Royal Air Force und konzentrieren uns lieber auf Sainte- Cecile.«
    »Wie kann ich euch helfen?«
    »Wir müssen irgendwo übernachten.«
    Michel dachte nach. »In Joseph Laperrieres Keller.«
    Laperriere war ein Champagner-Produzent, dessen einstige Sekretärin Michels Tante Antoinette war. »Ist er einer von uns?«
    »Ein Sympathisant.« Michel lächelte säuerlich. »Heutzutage sind alle Sympathisanten, weil jeden Tag mit der Invasion gerechnet wird.« Er sah sie fragend an. »Was ja wohl nicht ganz falsch ist. »
    »Nein«, sagte sie, ohne weitere Einzelheiten preiszugeben. »Wie groß ist der Keller? Wir sind zu fünft.«
    »Der ist riesig, da könnte man fünfzig Leute drin verstecken.«
    »Schön. Außerdem brauche ich für morgen ein Fahrzeug.«
    »Um nach Sainte-Cecile zu kommen?«
    »Ja, natürlich. Und von dort zum Flugzeug – falls wir noch leben.«
    »Du weißt, dass La Chatelle nicht mehr infrage kommt? Dort hat mich die Gestapo erwischt.«
    »Ich weiß. Wir werden über Laroque ausgeflogen.«
    »Den Kartoffelacker? Gut.«
    »Und was ist mit einem Wagen?«
    »Philippe Moulier hat einen Kleinlaster. Er beliefert die deutschen Stützpunkte mit Fleisch. Montags hat er seinen freien Tag.«
    »Ich erinnere mich an ihn. Er ist ein Freund der Nazis.«
    »Er war einer. Hat ja auch vier Jahre lang gut an ihnen verdient – und deshalb hat er jetzt die Hosen voll. Wenn die Invasion glückt und die Deutschen fort sind, knüpft man ihn als Kollaborateur auf. Er sucht händeringend nach einer Gelegenheit, uns zu helfen, nur um zu beweisen, dass er kein Verräter ist. Der borgt uns seinen Kombi garantiert.«
    »Dann bring ihn morgen Vormittag um zehn zu Laperrieres Keller.«
    Michel berührte Flicks Wange. »Können wir die Nacht nicht gemeinsam verbringen?« Er lächelte – es war das alte, schurkische Herzensbrecher-Lächeln, und auf einmal sah er so gut aus wie eh und je.
    Flick spürte eine vertraute Erregung in sich aufsteigen, aber sie war längst nicht so stark wie in früheren Tagen. Es hatte eine Zeit gegeben, da war sie schon bei seinem Lächeln feucht geworden. Jetzt war es eher wie eine Erinnerung an einstiges Verlangen.
    Sie wollte ihm die Wahrheit sagen, denn sie hasste Unehrlichkeit jedweder Art. Doch ein Geständnis konnte die Mission infrage stellen. Sie war auf Michels Unterstützung angewiesen.
    Oder ist das bloß eine Ausrede?, dachte sie. Vielleicht fehlt mir einfach nur der Mumm zur Ehrlichkeit.
    »Nein«, sagte sie. »Aus der gemeinsamen Nacht wird nichts.«
    Er wirkte geknickt. »Ist es wegen Gilberte?«
    Sie nickte, konnte ihn aber nicht direkt belügen und hörte sich plötzlich sagen: »Ja, zum Teil.«
    »Und der andere Teil?«
    »Erspar mir eine solche Diskussion mitten in einem wichtigen Einsatz.«
    Michel wirkte wehrlos, beinahe verängstigt. »Hast du einen anderen?«
    Sie brachte es nicht über sich, ihm wehzutun. »Nein«, log sie.
    Er sah sie kritisch an. »Gut«, sagte er schließlich. »Das freut mich.«
    Flick verachtete sich selbst.
    Michel trank sein Bier aus und glitt von seinem Hocker. »Laperriere wohnt im Chemin de la Carriere. Zu Fuß eine halbe Stunde von hier.«
    »Ich kenne die Straße.«
    »Gut. Dann mach ich mich jetzt am besten auf die Socken und frage Moulier wegen des Kombis.« Er nahm sie in die Arme und küsste sie auf den Mund.
    Ihr war elend zumute. Nachdem sie abgestritten hatte, dass es einen anderen gab, konnte sie Michel den Kuss kaum verweigern – ihn jedoch zu küssen kam ihr vor wie Verrat an Paul. Sie schloss die Augen und wartete passiv ab, bis Michel die Umarmung beendete.
    Ihr Mangel an Beteiligung entging ihm nicht. Er sah sie nachdenklich an, sagte schließlich: »Bis morgen um zehn«, und ging.
    Flick beschloss, ihm fünf Minuten Vorsprung zu geben, bevor auch sie sich auf den Weg machte, und bestellte sich doch noch einen zweiten Scotch bei Yvette.
    Kaum hatte sie das Glas an den Mund gesetzt, begann ein rotes Licht über der Tür zu blinken.
    Obwohl niemand ein Wort sprach, reagierten die Stammgäste sofort. Der Croupier hielt das Rouletterad an und drehte es um, sodass es aussah wie eine ganz normale Tischplatte. Die Kartenspieler strichen ihre

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