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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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fing an, ihren Sprengstoff in einen Eimer umzuladen, und nach kurzem Zögern tat Greta es ihr nach. Flick setzte ihre Maschinenpistole zusammen, ließ aber den Kolben weg, was die Gesamtlänge um zirka dreißig Zentimeter reduzierte, wodurch die Waffe leichter zu verbergen war. Sie setzte den Schalldämpfer auf und stellte die Waffe auf Einzelschussbetrieb, denn bei Benutzung eines Schalldämpfers musste die Kammer nach jedem Schuss manuell geladen werden.
    Sie schob die Waffe in ihren Ledergürtel. Dann zog sie den langen Kittel über, knöpfte ihn jedoch nicht zu, damit sie leichter an die Pistole kam. Auch die anderen beiden zogen Kittel über und verbargen damit die Waffen und die Munition, die sie in die Taschen gesteckt hatten.
    Nun waren sie fast bereit für den Abstieg in den Keller. Der war allerdings eine Hochsicherheitsabteilung mit einem Wachtposten an der Tür. Für Sauberkeit im Keller sorgten die Deutschen selbst; französischem Personal war der Zugang strikt untersagt. Die Dohlen mussten daher, bevor sie das Kellergeschoss betreten konnten, zunächst einmal für eine gewisse Ablenkung sorgen.
    Sie waren eben im Begriff, die Kammer zu verlassen, als die Tür aufging und ein deutscher Offizier hereinsah. »Papiere!«, bellte er.
    Flick spannte alle ihre Sinne an. Sie hatte schon mit einem Sicherheitsalarm oder etwas Ähnlichem gerechnet. Die Gestapo konnte sich denken, dass Ruby eine Agentin der Alliierten war – wer sonst trug schon eine halbautomatische Pistole und ein tödliches Messer bei sich? Es war für die Deutschen daher nur logisch, im Schloss und um das Schloss herum besondere Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Flick hatte allerdings darauf gehofft, dass die Reaktion nicht so schnell einsetzen würde und ihnen vorher noch die Zeit blieb, ihre Mission zu Ende zu führen. Aber dieser Wunsch war ihr nicht erfüllt worden. Wahrscheinlich lautete die Order, das gesamte französische Personal innerhalb des Gebäudes ein zweites Mal zu überprüfen.
    »Dalli, dalli!«, sagte der Mann ungeduldig. Er war ein Gestapo-Beamte im Range eines Leutnants, wie Flick von dem Schildchen an seinem Uniformhemd ablesen konnte. Sie zog ihren Passierschein hervor. Er betrachtete ihn aufmerksam, verglich das Bild mit ihrem Gesicht, gab den Schein dann wieder zurück und wiederholte das Verfahren bei Jelly und Greta. »Ich muss Sie durchsuchen«, sagte er dann. Er warf einen Blick in Jellys Eimer.
    Hinter seinem Rücken zog Flick die Sten unter ihrem Kittel hervor.
    Der Offizier runzelte verblüfft die Stirn und hob den stoßsicheren Kanister aus Jellys Eimer heraus.
    Flick entsicherte ihre Waffe.
    Der Offizier schraubte den Deckel des Kanisters auf. Als er die Sprengkapseln sah, schien ihm ein Licht aufzugehen.
    Da schoss Flick ihm in den Rücken.
    Der Schuss war nicht ganz lautlos – der Schalldämpfer dämpfte den Knall, verschluckte ihn aber nicht. Es gab ein dumpfes, weiches Geräusch, als wäre ein Buch zu Boden gefallen.
    Der Gestapo-Leutnant zuckte zusammen und fiel um.
    Flick ließ die Patronenhülse herausspringen, repetierte und schoss dem Mann noch einmal in den Kopf, um kein Risiko einzugehen.
    Sie lud erneut nach und steckte die Waffe wieder unter ihren Kittel.
    Jelly zerrte die Leiche zur Wand hinter der Tür, damit sie nicht jedem, der zufällig einen Blick in die Kammer warf, sofort ins Auge fiel.
    »Los, raus jetzt!«, sagte Flick.
    Jelly verließ die Putzkammer. Greta stand da wie angefroren und starrte leichenblass auf den toten Offizier.
    »Greta«, sagte Flick, »wir haben zu tun. Komm!«
    Greta nickte, nahm Mopp und Eimer auf und marschierte mit den mechanischen Bewegungen eines Roboters zur Tür hinaus.
    Ihr nächstes Ziel war die Kantine. Dort war bis auf zwei junge Frauen in Uniform, die Kaffee tranken und rauchten, weit und breit niemand zu sehen.
    Leise sagte Flick: »Ihr wisst, was ihr zu tun habt.«
    Jelly fing an, den Boden zu fegen.
    Greta zögerte.
    »Lass mich nicht im Stich«, sagte Flick zu ihr.
    Greta nickte. Dann holte sie tief Luft, drückte den Rücken durch und sagte: »Ich bin so weit.«
    Flick ging in die Küche, und Greta folgte ihr.
    Antoinette zufolge, die dort immer sauber machte, befanden sich die Sicherungskästen für das gesamte Gebäude vor der Küche in einem Schrank neben dem großen Elektroofen. Am Küchenherd stand ein junger Deutscher. Flick schenkte ihm ein verführerisches Lächeln und fragte: »Was haben Sie einem ausgehungerten Mädchen denn

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