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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Abschaum – Kommunisten, Juden und anderes Pack.«
    »Wo werden sie verladen?«
    »Gleich hier in Reims. Der Zug von Paris hält hier ja.«
    »Und wie oft fahren diese Züge?«
    »Fast jeden Tag, Herr Major. Sie fahren am Spätnachmittag in Paris ab und sind gegen acht Uhr abends hier – vorausgesetzt, sie sind pünktlich.«
    Franck hatte seinen Plan noch nicht zu Ende gedacht, als er Michel Clairet aus dem Bahnhofkommen sah. Zehn Meter hinter ihm im Gedränge folgte Leutnant Hesse. Die beiden kamen in seine Richtung, wenngleich auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
    Francks Fahrer ließ den Motor an.
    Dieter Franck drehte sich in seinem Sitz um und beobachtete die beiden Fußgänger.
    Sie gingen vorbei. Plötzlich bog Clairet zu Francks Verblüffung in die schmale Gasse neben dem Cafe de la Gare ein.
    Hesse beschleunigte seinen Schritt. Keine Minute später hatte er die Gasse erreicht und bog ebenfalls von der Hauptstraße ab.
    Franck runzelte die Stirn. Versuchte Clairet, seinen Schatten loszuwerden?
    Hesse erschien wieder auf der Straße und sah sich mit sorgenvoll gerunzelter Stirn in beiden Richtungen um. Auf den Trottoirs war nur wenig los – ein paar Reisende, die vom Bahnhof kamen oder zum Zug gingen, und die letzten Arbeiter aus dem Stadtzentrum, die jetzt Feierabend hatten und auf dem Weg nach Hause waren.
    Franck sah, wie der Leutnant einen Fluch ausstieß und wieder in der Gasse verschwand.
    Er stöhnte auf. Hesse hatte Clairet verloren.
    Es war für ihn das größte Schlamassel seit der Schlacht von Alam Haifa, wo Rommel aufgrund falscher Geheimdienst-Informationen eine Niederlage erlitten hatte. Sie war der Wendepunkt des Nordafrika-Feldzugs gewesen. Dieter Franck konnte nur hoffen, dass sein aktuelles Fiasko nicht den Anfang vom Ende in Europa bedeutete.
    Er starrte noch immer verzagt auf die Stelle, an der die kleine Gasse abzweigte, als Michel Clairet plötzlich durch den Vordereingang des Cafés auf die Straße trat.
    Francks Stimmung besserte sich schlagartig. Clairet hatte zwar Hesse abgehängt, wusste aber nicht, dass er noch einen zweiten Schatten hatte. Es war also doch noch nicht alles verloren!
    Clairet überquerte die Straße und begann zu rennen. Er lief in die Richtung zurück, aus der er gekommen war – und damit direkt auf das Auto zu, in dem Franck saß und wartete.
    Dieter Franck konzentrierte sich. Wenn er Clairet weiterhin beschatten wollte, würde er ihm hinterherrennen müssen und dem Mann damit verraten, dass er verfolgt wurde. Das führte zu nichts. Also musste die Beobachtung abgebrochen werden. Der Zeitpunkt war gekommen, Clairet erneut festzusetzen.
    Der Franzose stürmte über das Trottoir und schubste dabei andere Fußgänger beiseite. Die Schusswunde behinderte ihn noch und ließ seine Bewegungen linkisch erscheinen, aber er war überraschend schnell und hatte Francks Wagen schon fast erreicht.
    Da traf Dieter Franck seine Entscheidung.
    Er öffnete die Autotür.
    Als Clairet nahezu auf gleicher Höhe war, stieg Franck aus und riss dabei die Autotür weit auf, sodass sich der Freiraum auf dem angrenzenden Gehsteig erheblich verengte. Clairet schlug einen Haken um das unerwartete Hindernis. In diesem Moment stellte Franck ihm ein Bein. Clairet stolperte und fiel zu Boden. Da er ein großer Mann war, stürzte er schwer auf den gepflasterten Bürgersteig.
    Franck zog seine Pistole und entsicherte sie mit dem Daumen.
    Eine Sekunde lang blieb Clairet wie betäubt auf dem Bauch liegen. Dann versuchte er, sich auf die Knie aufzurichten, war jedoch sichtlich benommen und schaffte es kaum.
    Franck drückte ihm den Pistolenlauf an die Schläfe. »Unten bleiben!«, befahl er auf Französisch.
    Der Fahrer holte Handschellen aus dem Kofferraum, legte sie Clairet an und stieß den Gefangenen in den Fond des Wagens.
    Plötzlich tauchte auch Leutnant Hesse wieder auf. Er war außer sich vor Entsetzen. »Was ist passiert?«, rief er.
    »Clairet ist durch die Hintertür ins Cafe de la Gare gegangen und vorne wieder herausgekommen«, erklärte ihm der Major.
    Hesse schien ein Stein vom Herzen zu fallen. »Und was nun?«
    »Begleiten Sie mich zum Bahnhof!« Franck wandte sich an den Fahrer. »Sind Sie bewaffnet?«
    »Jawohl, Herr Major.«
    »Lassen Sie diesen Mann nicht aus den Augen. Wenn er zu fliehen versucht, schießen Sie ihn ins Bein.«
    »Jawohl, Herr Major.«
    Franck und Hesse eilten in das Bahnhofsgebäude. Franck knöpfte sich einen uniformierten Eisenbahner vor und sagte:

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