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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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in Zivilkleidung. Sturmbannführer Weber hatte sich, wie Franck jetzt sah, entschlossen, selbst mitzukommen; er saß auf dem Beifahrersitz und trug einen grünen Lodenanzug, der ihn wie einen Bauern auf dem Weg zur Kirche aussehen ließ. »Folgen Sie mir«, sagte Franck. »Und wenn wir dort sind, bleiben Sie bitte im Wagen, bis ich Sie rufe.«
    »Wo, zum Teufel, haben Sie diese Karosse her?«, wollte Weber wissen.
    »Das Bestechungsgeschenk eines Juden, dem ich zur Flucht nach Amerika verhelfen habe«, sagte Franck.
    Weber gab einen ungläubigen Grunzlaut von sich, doch Francks Auskunft entsprach den Tatsachen.
    Unverfrorenheit war die beste Verhaltensweise im Umgang mit Leuten wie Weber. Hätte er versucht, Stephanie vor Weber zu verstecken, so hätte dieser sofort Verdacht geschöpft, sie für eine Jüdin gehalten und womöglich eine Untersuchung eingeleitet. Aber weil Franck ostentativ mit ihr angab, kam Weber gar nicht erst auf dumme Gedanken.
    Leutnant Hesse setzte sich ans Steuer, und sie fuhren in die Rue du Bois.
    Reims war eine bedeutende Provinzstadt mit über hunderttausend Einwohnern. Dennoch waren nur wenige Motorfahrzeuge unterwegs. Autos wurden nur von Leuten in offizieller Funktion benutzt: von der Polizei, von Ärzten, Feuerwehrleuten und – natürlich – von den Deutschen. Der einfache Franzose bewegte sich zu Fuß oder per Fahrrad vorwärts. Zwar gab es Benzin für Transporte von Lebensmitteln und anderen wichtigen Versorgungsgütern, doch wurden auch eine Menge Waren mit Pferdefuhrwerken befördert. Der wichtigste Wirtschaftszweig in der Region war die Champagner-Industrie. Dieter Franck liebte Champagner in all seinen Erscheinungsformen: die nussigen älteren Jahrgänge, die frischen, leichten Cuvees, die feinen Blanc de Blancs, die halbtrockene Auslese und sogar den prickelnden Rose, der sich bei den Pariser Lebedamen besonderer Beliebtheit erfreute.
    Die Rue du Bois war eine angenehme, von Bäumen gesäumte Straße in einem Außenbezirk. Hesse hielt vor einem hohen Gebäude am Ende einer Häuserzeile, an das sich seitlich ein kleiner Hof an- schloss. Dies also war das Haus der Mademoiselle Lemas. Ob es mir gelingen wird, sie zum Reden zu bringen?, fragte sich Franck. Seiner Erfahrung nach waren Frauen schwieriger als Männer. Sie weinten und schrien, hielten aber länger durch. Die wenigen Misserfolge bei seinen Verhören, die er zu verbuchen hatte, waren Frauen gewesen – bei Männern war ihm das nie passiert. Wenn Mademoiselle Lemas ihm Paroli bot, konnte er seine Untersuchung vergessen.
    »Folge mir, wenn ich dir zuwinke«, sagte er beim Aussteigen zu Stephanie. Hinter ihnen stoppte Webers Citroen, doch die Gestapo-Leute blieben, seinen Instruktionen folgend, im sitzen.
    Francks Blick fiel in den Hof neben dem Haus. Dort gab es eine Garage, dahinter einen kleinen Garten mit säuberlich gestutzten Hecken, rechtwinkligen Blumenbeeten und einem geharkten Kiesweg. Die Besitzerin hatte Sinn für Ordnung und Sauberkeit.
    Neben der Haustür hing eine altertümliche rotgelbe Kordel. Franck zog daran und hörte, wie drinnen eine Glocke mit metallischem Klingelton anschlug.
    Die Frau, die ihm öffnete, war ungefähr sechzig Jahre alt. Ihr weißes Haar war am Hinterkopf zusammengesteckt und wurde von einer Schildpattspange gehalten. Sie trug ein blaues, mit kleinen weißen Blumen gemustertes Kleid, vor das sie sich eine blütenweiße
    Schürze gebunden hatte. »Guten Morgen, Monsieur«, sagte sie höflich.
    Franck lächelte. Eine untadelige Dame aus der Provinz. Schon fielen ihm viel versprechende Foltermethoden für sie ein, und die aufkeimende Hoffnung hob seine Stimmung.
    »Guten Morgen«, erwiderte er. »Mademoiselle Lemas...?«
    Sie registrierte seinen Anzug, sah den Wagen, der am Bordstein parkte, und bemerkte vielleicht auch seinen leichten deutschen Akzent. In ihren Augen glomm Furcht auf. Als sie antwortete, zitterte ihre Stimme ein wenig. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sind Sie allein, Mademoiselle?« Er betrachtete aufmerksam ihr Gesicht.
    »Ja«, sagte sie, »ganz allein.«
    Sie sagte die Wahrheit, Franck war sich da ganz sicher. Eine Frau wie sie konnte nicht lügen, ohne sich mit ihrem Blick zu verraten.
    Er drehte sich um und gab Stephanie einen Wink. »Meine Kollegin wird mitkommen«, sagte er. Auf Weber und seine Leute konnte er verzichten. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Fragen? Worüber?«
    »Darf ich eintreten?«
    »Bitte sehr.«
    Mobiliar aus dunklem, auf

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