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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Generalfeldmarschall interessieren.«
    »Ich werde es ihm mitteilen.«
    »Aber ich könnte Verstärkung gebrauchen. Ich bin hier auf mich selbst und einen einzigen Leutnant angewiesen. Aus lauter Verzweiflung habe ich schon meine französische Freundin aufgeboten, mir behilflich zu sein.«
    »Das klingt unklug.« »Keine Sorge, sie ist absolut vertrauenswürdig. Nur kann sie gegen ausgebildete Widerstandskämpfer auch nichts ausrichten. Können Sie mir ein halbes Dutzend gute Leute schicken?«
    »Nehmen Sie die Gestapo – dafür ist die doch da!«
    »Auf die ist kein Verlass. Sie wissen ja, dass sie nur höchst unwillig mit uns zusammenarbeitet. Ich brauche Leute, auf die ich mich verlassen kann.«
    »Kommt nicht in Frage«, sagte Goedel.
    »Hören Sie, Walter, Sie wissen doch selbst, für wie wichtig Rommel diese Angelegenheit hält. Er hat mich beauftragt, zu gewährleisten, dass die Resistance unsere Mobilität nicht mehr beeinträchtigen kann.«
    »Jawohl, das hat er. Aber der Generalfeldmarschall erwartet, dass Sie das schaffen, ohne ihm Kampftruppen wegzunehmen.«
    »Das bezweifle ich eben.«
    »Herrgott noch mal, Mann!«, schrie Goedel. »Wir versuchen, mit einer Hand voll Soldaten die gesamte Atlantikküste zu verteidigen. Um Sie, Franck, schwirren haufenweise starke Kerle herum, die nichts Besseres zu tun haben, als ein paar verschreckte alte Juden aufzuspüren, die sich in irgendwelchen Scheunen verkriechen. Tun Sie Ihre Pflicht, und belästigen Sie mich nicht weiter!« Es klickte in der Leitung, und das Gespräch war beendet.
    Dieter Franck war verblüfft. Es passte so gar nicht zu Goedel, dass er dermaßen aus der Haut fuhr. Natürlich, angesichts der drohenden Invasion waren die Nerven aller zum Zerreißen gespannt. Eines stand jedenfalls fest: Er musste jetzt alleine sehen, wie er klarkam.
    Er seufzte, fand sich mit der Situation ab und ließ sich mit dem Schloss in Sainte-Cecile verbinden.
    Willi Weber war am Apparat. »Ich habe vor, in Kürze ein konspiratives Haus der Resistance zu durchsuchen«, sagte er. »Vielleicht brauche ich ein paar von Ihren Schwergewichtlern dazu. Schicken Sie mir vier Mann und einen Wagen zum Hotel Frankfurt? Oder muss ich mich erst wieder an Generalfeldmarschall Rommel wenden?«
    Die Drohung erwies sich als überflüssig. Weber überschlug sich schier, weil seine Leute sich an dem Einsatz beteiligen sollten. Verlief alles nach Wunsch, konnte sich die Gestapo den Erfolg an die Brust heften. Er sagte zu, dass binnen einer halben Stunde ein Wagen bereitstünde.
    Dieter Franck hatte einige Vorbehalte gegen die Zusammenarbeit mit der Gestapo, denn er hatte keine Kontrolle über sie. Aber ihm blieb nichts anderes übrig.
    Er stellte das Radio an und rasierte sich. Ein deutscher Sender berichtete, dass es auf der Insel Biak zur ersten Panzerschlacht aller Zeiten im Pazifik gekommen war. Die japanischen Besatzer hatten die 162. amerikanische Armee wieder auf ihren Brückenkopf am Strand zurückgetrieben. Jagt sie doch ins Meer, dachte Franck.
    Zu einem grau gestreiften Hemd aus feiner Baumwolle zog er einen dunkelgrauen Kammgarnanzug an und band sich einen schwarzen Schlips mit kleinen weißen Punkten um. Die Punkte waren in den Stoff eingewebt, nicht aufgedruckt – ein kleines Detail, das ihm Freude machte. Er dachte einen Augenblick nach, dann zog er das Jackett noch einmal aus, streifte sich ein Schulterholster über, holte seine Walther P38 aus der Schreibtischschublade und zog das Jackett wieder an.
    Er setzte sich mit einer Tasse Kaffee nieder und sah zu, wie Stephanie sich anzog. Diese Franzosen produzieren doch die schönste Unterwäsche der Welt, dachte er, als Stephanie in ein seidenes Spitzenhemdhöschen von der Farbe geronnener Sahne stieg. Er sah es mit Lust, wenn sie sich die Strümpfe überstreifte und die Seide über ihren Schenkeln glatt strich. »Warum haben die alten Meister diese Szene nicht gemalt?«, fragte er.
    »Weil die Frauen damals noch keine echten Seidenstrümpfe hatten«, sagte Stephanie.
    Als sie fertig war, verließen sie die Suite.
    Draußen vor dem Hotel wartete Hans Hesse mit Francks Hispano-Suiza. Der junge Mann starrte Stephanie mit ehrfürchtiger Bewunderung an. Sie erfüllte ihn mit grenzenloser Sehnsucht und war doch gleichzeitig unberührbar. Franck verglich ihn in Gedanken mit einer armen Frau, die die Juwelen im Schaufenster von Cartier anstarrt.
    Hinter Francks Wagen stand ein schwarzer Citroen Traction Avant mit vier Gestapo-Beamten

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