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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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sie genauso gut wie die Jüngeren.« Flick hielt inne und zog die Stirn kraus.
    »Was ist los?«, fragte Chancellor.
    »Ein Problem ist ihre aggressive Haltung gegenüber Greta.«
    »Dass eine Engländerin eine Deutsche hasst, überrascht mich eigentlich nicht.« »Aber es ist unlogisch. Greta hat mehr unter den Nazis gelitten als Jelly.«
    »Das weiß Jelly aber nicht.«
    »Sie weiß, dass Greta bereit ist, gegen die Nazis zu kämpfen.«
    »Die Menschen handeln in solchen Fragen eben nicht immer logisch.«
    »Ja, das ist verdammt richtig.«
    Greta unterhielt sich gerade mit Denise – oder besser, so schien es jedenfalls Paul Chancellor: Denise redete und Greta hörte zu. »Mein Stiefbruder, Lord Foules, ist Bomberpilot«, hörte er sie in ihrem halb verschluckten Aristokratenakzent sagen. »Er hat jetzt eine Spezialausbildung bekommen, damit er die Invasionstruppen aus der Luft unterstützen kann.«
    Chancellors Miene verdüsterte sich. »Haben Sie das gehört?«, fragte er Flick.
    »Ja. Entweder sie saugt sich das alles aus den Fingern, oder sie ist in gefährlicher Weise indiskret.«
    Er beobachtete Denise. Sie war ein hageres, grobknochiges Mädchen, das immer aussah, als wäre es gerade eben beleidigt worden. Nein, er glaubte nicht, dass Denise das Blaue vom Himmel herunterflunkerte. »Sehr fantasievoll kommt sie mir nicht vor«, sagte er.
    »Meine Meinung. Ich glaube, sie plaudert echte Geheimnisse aus.«
    »Ich werde sie morgen einem kleinen Test unterziehen.«
    »Okay.«
    Paul wollte mit Felicity allein sein, sodass sie sich besser unterhalten konnten. »Kommen Sie, machen wir einen kleinen Spaziergang im Garten«, forderte er sie auf.
    Sie gingen hinaus. Die Luft war lau, und die Dämmerung würde erst in etwa einer Stunde in die Nacht übergehen. Zum Haus gehörte ein mehrere Tausend Quadratmeter umfassender Garten mit einer großen Rasenfläche, auf der vereinzelte Bäume standen. Maude und Diana saßen auf einer Bank unter einer Blutbuche. Maude hatte Paul anfangs schöne Augen gemacht, doch er war auf ihre Annäherungsversuche nicht eingegangen, sodass sie inzwischen offenbar aufgegeben hatte. Sie hing geradezu an Dianas Lippen und sah sie mit schwärmerischem Blick an. »Was Diana ihr wohl erzählt?«, fragte Paul. »Maude ist ja ganz fasziniert von ihr.«
    »Diana hat schon einiges erlebt und ist weit gereist. Sie erzählt ihr von Modeschauen, Bällen, Kreuzfahrtschiffen und so weiter. Das gefällt Maude.«
    Paul erinnerte sich, dass Maude ihn mit der Frage überrascht hatte, ob der Einsatz sie nach Paris führen würde. »Vielleicht wollte sie mit mir nach Amerika«, sagte er.
    »Ja, mir fiel schon auf, dass sie ein Auge auf Sie geworfen hat«, sagte Flick. »Sie ist hübsch.«
    »Aber nicht mein Typ.«
    »Warum nicht?«
    »Darf ich offen sein? Sie ist mir nicht gescheit genug.«
    »Gut«, sagte Flick. »Das freut mich.«
    Er zog eine Augenbraue hoch und sah sie an. »Wieso?«
    »Andernfalls wären Sie in meiner Achtung gesunken.«
    Das kam ihm ein wenig herablassend vor. »Ihre Zustimmung beglückt mich«, sagte er.
    »Sparen Sie sich Ihre Ironie!«, wies sie ihn zurecht. »Ich habe Ihnen lediglich ein Kompliment gemacht.«
    Er grinste. Ich mag sie, dachte er. Ich kann gar nicht mehr anders... Obwohl sie manchmal richtig arrogant ist. »Dann höre ich jetzt lieber auf, bevor ich mich noch tiefer in die Nesseln setze«, sagte er.
    Sie waren den beiden Frauen jetzt sehr nahe gekommen und hörten Diana sagen: »... und da sagte die Contessa: ›Lassen Sie Ihre bemalten Klauen von meinem Gatten!‹, und kippte Jennifer ein Glas Champagner über den Kopf, worauf Jennifer die Contessa an den Haaren zog – und sie plötzlich in der Hand hielt. Die Contessa trug nämlich eine Perücke!«
    Maude lachte. »Da wäre ich gerne dabei gewesen!«
    »Unsere Mädchen kommen ja offenbar blendend miteinander aus«, sagte Paul.
    »Ja, ich bin zufrieden. Ich brauche ein eingespieltes Team.«
    Der Garten ging allmählich in den angrenzenden Wald über. Unter dem Laubdach der Bäume war es schon wesentlich düsterer. »Warum heißt der Wald hier New Forest?«, wollte Paul wissen. »Der sieht doch ganz alt aus.«
    »Erwarten Sie von englischen Namen immer noch, dass sie logisch sind?«
    Er lachte. »Nein, eigentlich nicht.«
    Eine Zeit lang gingen sie schweigend nebeneinander her. Paul geriet in eine sehr romantische Stimmung. Am liebsten hätte er Felicity Clairet geküsst – aber sie trug einen Ehering.
    »Als ich vier

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