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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Markenzeichen trugen. In seinen Jackentaschen befanden sich französische Zigaretten und Streichhölzer, ein Taschentuch französischen Fabrikats und eine Brieftasche. Die Brieftasche enthielt eine Menge Bargeld – eine halbe Million Francs, der Preis für einen Neuwagen, sofern man in Frankreich derzeit neue Wagen hätte kaufen können. Die Ausweispapiere wirkten makellos, obwohl es sich um Fälschungen handeln musste.
    Außerdem fand sich eine Fotografie in der Brieftasche.
    Dieter Franck starrte sie überrascht an. Sie zeigte Felicity Clairet, Irrtum ausgeschlossen. Das war die Frau, die er auf dem Platz vor der Kirche in Sainte-Cecile gesehen hatte. Welch ein unglaubliches Glück, dass ihm dieses Bild nun in die Hände fiel – und welche Katastrophe für die Clairet!
    Sie trug einen Badeanzug, der muskulöse Beine und sonnengebräunte Arme enthüllte. Unter dem Stoff zeichneten sich hübsche
    Brüste, eine schmale Taille und reizvoll gerundete Hüften ab. Auf ihrem Hals lag ein feuchter Glanz – entweder von Wasser oder Schweiß, und sie schaute mit einem leichten Lächeln auf den Lippen in die Kamera. Hinter ihr waren, etwas unscharf, zwei junge Männer in Badehosen zu sehen, die Anstalten machten, in einen Fluss zu springen. Das Foto war offenbar bei einem harmlosen Badeausflug entstanden, doch die Tatsache, dass sie halb nackt war, lud es in Verbindung mit dem feuchten Fleck am Hals und dem angedeuteten Lächeln erotisch auf. Ohne diese Burschen im Hintergrund hätte es ohne weiteres sein können, dass sie gerade daran dachte, den Badeanzug auszuziehen und der Person hinter der Kamera ihren nackten Körper darzubieten. Sie lächelt wie eine Frau, die ihrem Mann zu verstehen geben will, dass sie jetzt gerne mit ihm schlafen möchte, dachte Franck. Kein Wunder, dass der junge Mann dieses Foto in Ehren hält.
    Agenten war es – aus guten Gründen – verboten, mit Fotos im Gepäck in Feindesland zu reisen. Helicopters Leidenschaft für Felicity Clairet konnte sie Kopf und Kragen kosten – und einen größeren Teil der französischen Resistance mit ins Verderben ziehen.
    Dieter Franck steckte das Foto in seine Tasche und verließ das Gästezimmer. Unterm Strich, dachte er, war das ein sehr erfolgreicher Arbeitstag.
    Paul Chancellor verbrachte den ganzen Tag im Nahkampf mit der Militärbürokratie. Er überzeugte, überredete, drohte, bettelte und schmeichelte – und berief sich, wenn alle anderen Mittel versagten, auf Monty. Am Ende erreichte er, was er wollte: Er bekam ein Flugzeug für das für den kommenden Vormittag angesetzte Fallschirmtraining seiner Damentruppe.
    Auf der Rückfahrt im Zug nach Hampshire spürte er, dass er sich darauf freute, Felicity Clairet wiederzusehen. Er mochte sie sehr. Sie war intelligent und zäh – und eine Augenweide obendrein. Verdammt, dachte er, wäre sie doch bloß nicht verheiratet.
    Er las die Zeitung mit den letzten Kriegsnachrichten. Die lange Ruhe an der Ostfront war seit gestern vorüber: Die Deutschen hatten in Rumänien einen überraschend starken Angriff begonnen. Die Ausdauer der deutschen Truppen war nach wie vor beeindruckend. Sie waren überall auf dem Rückzug, wehrten sich aber nach Kräften.
    Der Zug hatte Verspätung, sodass Paul das Abendessen um 18 Uhr im Mädchenpensionat verpasste. Nach dem Essen stand immer noch eine weitere Lektion auf der Tagesordnung. Um neun war Schluss. Die Kursteilnehmer hatten dann bis zur Bettruhe ungefähr eine Stunde frei zur Entspannung. Als Paul eintraf, hatten sich fast alle Teammitglieder im Empfangsraum des Hauses versammelt. Dort gab es ein Bücherregal, einen Schrank voller Spiele, ein Funkgerät und einen kleinen Billardtisch.
    Er setzte sich zu Flick aufs Sofa und fragte mit leiser Stimme: »Na, wie ist es heute gelaufen?«
    »Besser, als wir eigentlich erwarten durften«, sagte sie. »Aber es drängt sich eben alles furchtbar zusammen. Ich weiß wirklich nicht, ob sie sich noch an alles erinnern werden, wenn sie erst mal im Einsatz sind.«
    »Etwas ist immerhin schon besser als gar nichts, denke ich.«
    Percy Thwaite und Jelly spielten Poker um Pennys. Jelly ist schon ein Original, dachte Paul. Wie konnte sich eine berufsmäßige Geldschrankknackerin für eine respektable englische Lady halten? »Wie macht sich Jelly?«, fragte er Flick.
    »Ausgezeichnet. Bei den körperlichen Übungen tut sie sich schwerer als die anderen, aber, mein Gott, sie hat halt die Zähne zusammengebissen und mitgemacht. Am Ende war

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