Die Lerche fliegt im Morgengrauen
Luigi an. »Wir bestellen spä ter.«
»Ein Punkt, der noch nicht erwähnt wurde, ist mein Geld für die laufenden Ausgaben. Dreißigtausend Dollar. Aroun wollte das arrangieren«, sagte Dillon.
»Dafür wird gesorgt. Der in Frage kommende Mann meldet sich morgen bei mir. Es ist irgendein Buchhalter Arouns hier in London.«
»Okay, und was haben Sie jetzt für mich?« fragte er.
»Bisher nichts über Fahy. Ich habe alles Nötige veranlaßt, damit Sie Ihren Pilotenschein bekommen.«
»Und Nummer zehn?«
»Ich mußte erst einmal einen Blick in die Akte werfen. Bis
her hatte die Öffentlichkeit immer ein Recht auf freien Zutritt zur Downing Street. Daß die IRA beinahe das gesamte Kabi nett während des Tory-Parteitags in Brighton vor sechs Jahren in die Luft sprengen konnte, hat die Auffassung aller zum Thema Sicherheit entscheidend beeinflußt. Die Bombenattenta te in London und die Angriffe auf einzelne Personen haben ein übriges bewirkt.«
»Und?«
»Nun, die Öffentlichkeit konnte immer auf der anderen Stra
ßenseite gegenüber Nummer zehn stehen und zusehen, wie die Mächtigen des Staates und der Welt kamen und gingen, aber das ist nicht mehr möglich. Im Dezember neunundachtzig legte Mrs. Thatcher neue Sicherheitsmaßstäbe fest. Infolgedessen ist das Haus jetzt eine Festung. Die Stahlgitter sind drei Meter hoch. Die Tore sind übrigens neoviktorianisch, eine nette Geste von der Eisernen Lady.«
»Ja, ich hab’ sie heute gesehen.«
Luigi näherte sich mit dem Notizblock, und sie bestellten Minestrone, Kalbskoteletts, Bratkartoffeln und einen grünen Salat.
Tania fuhr fort: »Aus einigen Kreisen kamen Angriffe, die besagten, sie sei das Opfer paranoider Wahnvorstellungen geworden. Das ist natürlich Unsinn. Diese Lady hat niemals in ihrem Leben irgendwelche Wahnvorstellungen gehabt. Wie dem auch sei, auf der anderen Seite der Tore befindet sich eine Stahlplatte, die sofort hochschnellt, wenn ein nicht autorisiertes Fahrzeug durchzubrechen versucht.«
»Und das Gebäude selbst?«
»Die Fenster haben besonders gehärtetes Glas, und dazu
gehören auch die georgianischen Fenster. Ach ja, und die Netzvorhänge sind ganz gewiß ein Wunder moderner Wissen schaft. Sie sind sprengungssicher.«
»Sie wissen aber genau Bescheid.«
»Es ist unglaublich, alles, was ich Ihnen hier erzähle, stand
irgendwann mal in einer englischen Zeitung oder Illustrierten. Die englische Presse setzt ihr Recht, alles veröffentlichen zu dürfen, über jede andere Überlegung. Sie weigert sich einfach, sich den Sicherheitsanforderungen zu beugen. In jedem Archiv jeder größeren englischen Zeitung finden Sie Einzelheiten über das Innere von Nummer zehn oder vom Landsitz des Premier ministers, Chequers, oder sogar vom Buckingham Palast.«
»Wie steht es denn mit der Möglichkeit, als Küchenhelfer
dort hineinzukommen?«
»Das war immer das Schlupfloch. Die Versorgung des Hau ses wird von Fremdfirmen vorgenommen, auch der Reini gungsdienst kommt von auswärts, aber die Sicherheitsüberprüfungen dieser Leute sind außerordentlich streng. Natürlich kommt es immer wieder vor, daß irgend jemand durchschlüpft. Einmal hat ein Installateur in der Woh nung des Schatzkanzlers in Nummer elf gearbeitet und irgend eine Tür geöffnet, und plötzlich fand er sich in Nummer zehn wieder und versuchte, irgendwie rauszukommen.«
»Das klingt ja wie ein Witz.«
»Erst kürzlich hat man festgestellt, daß Personal von einer
der Firmen, die für den Reinigungsdienst verantwortlich sind, also Personal, das die Sicherheitsüberprüfung bestanden hatte, unter falschem Namen arbeitete. Einige haben ungehindert das Innenministerium und andere Ministerien betreten.«
»Ja, aber Sie wollen doch damit nur andeuten, daß Pannen möglich sind.«
»Genau.« Sie zögerte. »Haben Sie etwas Bestimmtes im Sinn?«
»Sie meinen Schüsse mit einem Präzisionsgewehr von einem Dach, zweihundert Meter entfernt, wenn er aus der Tür tritt? Ich glaube nicht. Nein, ich habe im Augenblick eigentlich keine festumrissene Vorstellung, aber mir wird schon etwas einfallen. Das tut es immer.« Der Kellner servierte die Suppe. Dillon meinte: »Das riecht ja wunderbar. Also sollten wir es mal probieren.«
Anschließend brachte er sie zu ihrer Wohnung. Es schneite ein wenig, und es war sehr kalt. Er sagte: »Das erinnert Sie sicher lich an Ihre Heimat, dieses Wetter.«
»Meine Heimat?« Sie sah ihn für einen kurzen Moment et was
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