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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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all diesen Jahren unter solchen Umständen hier stehen würden, Seite an Seite. Sie hatte den Mann nicht einmal gemocht.
    Laute des Erstaunens ertönten, als Bilder von einem Flugzeug unmittelbar außerhalb der Explosionszone auf die Bildschirme übertragen wurden. Thandie drehte sich um und sah sie sich an.
    Ein Krater mit einem Durchmesser von mehreren Kilometern war in die Erde gebrannt worden. Darüber erhob sich der vertraute Anblick eines nuklearen Feuerballs, ein Atompilz. Doch aus dieser Wolke stieß überraschenderweise der Kondensstreifen eines Raumschiffs empor, das von einer ganzen Kette weiterer Detonationen, weiterer Feuerbälle angetrieben wurde. Bald überstrahlte der grelle Plasmaschein des aufsteigenden Schiffes die atomare Glut am Boden und warf Licht auf die Überbleibsel des Landes und das heranrückende Meer, eine tödliche aufgehende Sonne.
    »Was habe ich da bloß losgetreten, Gordo? Vielleicht hätte ich die Klappe halten sollen.«
    Er grunzte. »Du hast schon immer versucht, die ganzen Lorbeeren allein einzuheimsen, du unverschämte Lesbe.«

Dritter Teil
2042 – 2044

46
    FEBRUAR 2042
     
    Es war eine Wohltat für Wilson Argent, aus der Luftschleuse in die Schwärze außerhalb des Moduls zu schweben. Eine Wohltat, die kleine Kammer verlassen zu können, in der er stundenlang den reinen Niederdruck-Sauerstoff vorgeatmet hatte, der seinen Anzug füllte. Eine Wohltat, vierzig Tage nach dem Start aus dem überfüllten, lärmigen Innern von Seba und Hawila, den beiden Modulen der Arche, diesem von Konkurrenzdenken geprägten, zänkischen Treibhaus herauszukommen. Dessen ungeachtet befand er sich immer noch tief den Eingeweiden des Schiffes, tief im Innern der fabrikgroßen Orion-Startstufe, und sein Blick in den offenen Raum wurde von Streben, Tanks und Schatten verstellt. Er hörte nichts außer dem Surren der Pumpen in seinem Tornister, dem statischen Zischen des Anzugfunks in seinem Snoopy-Fliegerhauben-Headset und seinen eigenen Atemgeräuschen.
    Die Greifmechanik des Manipulatorarms – offiziell das Mobile Servicing System – wartete gleich draußen vor der Luke auf ihn, wie es der Plan für Außenbordeinsätze vorsah. Der Arm ähnelte einer ungelenken Roboterhand, der Greifbacken, Werkzeughalter und Kameras entsprossen. Er war in weißes Isoliertuch gehüllt und leuchtete dort, wo er das Scheinwerferlicht einfing, hell auf.
    Wilson drehte sich, hielt sich mit den behandschuhten Händen am Rand der Luke fest und katapultierte sich mit den Füßen
voran zur Greifmechanik des Armes. Seine Kevlar-Leine entrollte sich hinter ihm. Die klobigen Handschuhe waren eine intelligente Konstruktion – er konnte die Finger darin mühelos beugen –, aber seine Beine waren steif und schienen in so etwas wie aufgeblasenen Schläuchen zu stecken. Seine Extravehicular Mobility Unit – sein Anzug – isolierte und kühlte ihn, hielt den Druck im Innern aufrecht und bot sogar einen gewissen Schutz vor Mikrometeoriten und Strahlung, machte ihn aber auch so starr wie eine Plastikpuppe. Aber schließlich hatte er heute ja auch nicht vor, auf dem Mond herumzulaufen; er sollte eine Sichtprüfung der Prallplatte durchführen, und die meisten seiner Bewegungen würden von dem Arm gesteuert werden.
    Sein Ziel war direkt vor ihm, und seine gestiefelten Füße setzten sanft am Ende des Armes auf. Er hörte ein fernes Kratzen, als Greifbacken sich um seine Fußsohlen schlossen. Eine Stange drehte sich zu ihm herauf, und er packte einen Doppelgriff, so dass es war, als führe er einen Motorroller. Er befestigte einen Gurt am Stiel der Griffe. Noch mehr Sicherheit: Wenn der Arm komplett ausfiel, konnte er sich möglicherweise Hand über Hand zu dessen Basis zurückhangeln. Er war bereit.
    »Kuppel, Argent«, sagte er, die Stimme in den Ohren gedämpft vom Helm, der seinen Kopf umschloss. »Habe mich an den Arm angekoppelt. Meinetwegen kann’s losgehen. Mache mich bereit, die Seilverbindung zum Modul zu lösen.«
    »Verstanden, Wilson«, rief Venus aus der Kuppel. »Deine Vitalparameter sind ein bisschen aus dem Lot. Du atmest zu schwer, und dein Herz schlägt schneller als normal. Lass dir ein paar Sekunden Zeit.«
    Er nahm an, dass sie Recht hatte, aber sie hätte es nicht zu sagen brauchen. Er wusste, dass viele Crewmitglieder über Bordfunk verfolgen würden, wie er sich machte, und dank der
permanenten Liveübertragung hatte er zweifellos auch auf der Erde ein Publikum. »Ich weiß, was ich tue, Venus. Im Hilton

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