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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
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können. All deine Systeme stehen auf Grün, deine Verbrauchsstoffe sind in Ordnung. Du könntest noch zwölf Stunden da draußen bleiben, wenn es sein müsste. Du hast jede Menge Zeit.«
    »Verstanden.«
    Er unternahm eine bewusste Anstrengung, ruhiger zu atmen. Er drehte sich um und schaute dorthin zurück, woher er gekommen war. Er sah die Erde und den Mond – jetzt, wo die Prallplatte die Sonne verdeckte, hingen sie gut sichtbar im Raum. Beide zeigten Halbphasen, getrennt nur vom ungefähren Durchmesser des Mondes, von der Erdoberfläche aus gesehen. Er reckte den Daumen und konnte damit beide Zwillingswelten verdecken. Als sie in den ersten paar Tagen zu dem entschwindenden Heimatplaneten zurückgeschaut hatten, waren sie alle schockiert gewesen, wie wenig Landfläche dort noch übrig war. Selbst Colorado, das ihnen so groß erschienen war, als sie dort unten gelebt hatten, bestand nur aus vereinzelten schlammigen Inseln und wurde von den riesigen, wie geronnen wirkenden Wolkenmassen der halbpermanenten Stürme bedroht, die diese Meereswelt heimsuchten. Von hier aus konnte er jedoch keine Details mehr erkennen.
    Sie waren schon so weit gekommen. Der kurze, explosive Start der Orion hatte sie geradewegs von der Erde fortgeschleudert, ohne Aufenthalt in der Umlaufbahn, und nun würden sie mit nur geringfügigen Kurskorrekturen bis zum Jupiter fliegen und immer langsamer werden, während sie sich aus dem
Schwerkraftschacht der Sonne hocharbeiteten. Momentan waren sie jedoch mit erstaunlicher Geschwindigkeit unterwegs: fünfundachtzigtausend Fuß pro Sekunde in Gordos Astronauteneinheiten, oder sechsundzwanzig Kilometer pro Sekunde, oder achtundfünfzigtausend Meilen pro Stunde. Das war mehr als doppelt so schnell, wie irgendein Mensch von ihnen durchs All geflogen war; bisher hatte eine Apollo-Crew den Rekord gehalten.
    Selbst bei solchen Geschwindigkeiten ging man davon aus, dass die Reise ein Jahr dauern würde. Aber in ihren bisherigen vierzig Tagen waren sie schon ungefähr neunzig Millionen Kilometer weit geflogen – mehr als die zweihundertfache Strecke von der Erde zum Mond, ungefähr ein Zehntel der Entfernung zum Jupiter, um Größenordungen weiter von der Erde weg als irgendein Mensch vor ihnen. Selbst das Licht brauchte eine nicht zu vernachlässigende Zeit, um solche Distanzen zu überbrücken. Es war ein erstaunlicher Gedanke, dass das Bild der Erde, das er sah, schon fünf Minuten alt war.
    Vor seinen Augen traten langsam die schweigenden Sterne hervor und füllten den sonnenlosen Himmel hinter der hellen Erde.
    »Argent, Kuppel. Alles okay da draußen, mein Großer?«
    »Ja. Ich genieße nur gerade die Aussicht.«
    »Bereit, weiterzumachen?«
    »Roger.«
    »Der Arm bringt dich jetzt zum Plattensektor Eins-A …«
    Der Arm setzte sich erneut vibrierend in Bewegung und schwenkte ihn näher an die Prallplatte heran. Seufzend wandte er sich von der Erde ab.

47
    Grace Gray fand Kelly Kenzie an ihrem Platz auf dem vierten Deck von Seba, ein paar Minuten, bevor die Sitzung des Crew-Rats beginnen sollte. Grace zog sich an einem der Seile, die zwischen den Decks gespannt worden waren, um die Mobilität während dieser schwerelosen Reise zu erleichtern, von Deck fünf herauf und drehte sich, um mit den Beinen voran anzukommen. Sie hatte einen Handheld dabei und ließ ihn nun durch die Luft trudeln.
    Kelly fing ihn mühelos auf und begann, ihn zu inspizieren. Sie saß neben Holle Groundwater und Zane Glemp, die Beine um die Haltestange ihres T-Hockers geschlungen. Auf dem Tisch vor ihr lagen Handhelds und Notizblöcke, festgehalten von Klettstreifen; ein paar Griffel schwebten auch in der Luft. Kelly wirkte gestresst und übernächtigt. Grace wusste, dass sie die ersten paar Monate ihres Kommandos dieser Trans-Jupiter-Mission härter als erwartet gefunden hatte. Aber schließlich war sie auch mit Problemen konfrontiert, mit denen keiner von ihnen gerechnet hatte.
    Holle lächelte Grace zu und schenkte ihr Kaffee ein. Dazu musste sie die Flüssigkeit aus einer Thermosflasche in einen Becher mit einer Tülle spritzen, der der Schnabeltasse eines Babys ähnelte.
    »Danke.« Grace nippte vorsichtig an dem Kaffee. Er schmeckte ziemlich widerlich und würde wahrscheinlich noch widerlicher
werden, wenn ihnen in ein paar Jahren die komprimierten, gefriergetrockneten Ingredienzien ausgingen. Sie nahm mit dem Rücken an einer Wand Platz.
    Kelly hackte auf dem Handheld herum und scrollte durch Graces Bericht, wobei sie

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