Die letzte Aussage
hört sich ein bisschen erschrocken an. Wahrscheinlich hat er sich auch keinen mit Kuhscheiße verschmierten Sohn vorgestellt.
»Hallo, Danny«, sagt Patrick und schiebt mich an ihm vorbei in die Küche, wo mich Helen auf einen Stuhlsetzt und mir gleich das Gesicht mit einem Tuch abwischt. Mein Dad – Danny? Dad? – kommt uns hinterher und pflanzt sich neben mir an den Küchentisch. Aus der Nähe sehen seine Haare und seine Klamotten auch nicht besser aus. Patrick sagt: »Dann lasse ich euch mal allein weitermachen«, und geht wieder raus.
Helen legt mein Bein auf einen Stuhl und packt ein Riesenpaket Tiefkühlerbsen um den Knöchel, was die heftigen Schmerzen, die ich ohnehin schon habe, noch mal ordentlich verstärkt. »Er hat Temperatur«, sagt sie, nachdem sie mir die Hand auf die Stirn gelegt hat. »Archie, lauf nach oben und hol mir das Thermometer.«
Mein Dad sucht meinen Blick, aber damit hat er keinen Erfolg, weil ich überall sonst hinschaue, bloß nicht zu ihm. »Tyler, ich bin dein Vater, ich bin Danny«, sagt er. Er hat eine sanfte Stimme, die nicht verrät, was er denkt. »Willst du mir nicht mal Guten Tag sagen?«
Helen zieht mir das nasse T-Shirt über den Kopf, deshalb muss er kurz auf die Antwort warten. Ich hätte mich so halb nackt lieber nicht mit ihm unterhalten … es ist ein bisschen peinlich. Vielleicht zählt er die Haare auf meiner Brust. »Ach so. Äh. Hallo«, sage ich, den Blick auf die Tischplatte gerichtet.
Es ist nicht so, dass ich ihn nicht kennenlernen möchte, aber nicht unbedingt jetzt. Nicht so. Nicht, wenn Archie und Helen zuschauen.
Helen wickelt mich in ein großes flauschiges Handtuch, steckt mir das Thermometer in den Mund und schickt Archie nach oben, neue Klamotten für mich holen.»Irgendwas, was man einfach überziehen kann, vielleicht eine Trainingshose. Unterwäsche auch.«
Sie untersucht meinen Knöchel und ich versuche, nicht laut zu schreien. »Ziemlich stark geschwollen«, sagt sie, »ich glaube, wir müssen deine Hosen aufschneiden.«
Ich kann nichts dazu sagen, weil ich das blöde Thermometer im Mund habe, aber ich mache meinem Unmut auch so Luft. Es sind meine besten Jeans, die, die Mum und ich vom Polizeigeld gekauft haben.
»Was hast du denn, mein Schatz?«, fragt Helen, zieht das Thermometer wieder raus und gibt mir einen Schluck frisch ausgedrückten Zitronensaft mit Wasser und Zucker.
»Das sind … meine besten Jeans, die sind richtig gut. Von Abercrombie und Fitch .«
»Wir können dir ja ein Paar neue kaufen«, sagt sie tröstend. »Mach dir darüber keine Sorgen.«
Mein Dad schnaubt verächtlich und sagt: »Ich werd mal mit Pa reden. Vielleicht krieg ich aus ihm heraus, was eigentlich los ist.« Er sieht mich kaum an, als er rausgeht. Ich weiß nicht, was er für ein Problem hat, aber ich habe den Eindruck, als hätte ich die Sache schon vermasselt, bevor wir uns richtig kennenlernen konnten. Vielleicht ist er ein Hippie oder so was und hasst Designer-Klamotten, und jetzt hält er mich für einen hirnlosen Markenfuzzi. Und wenn schon. Macht mir das was aus?
»Du hast wirklich erhöhte Temperatur«, sagt Helen. »Du fühlst dich bestimmt nicht wohl. Ich hole dir ein paar Paracetamol.«
Sie ist so nett und freundlich zu mir. Ich hätte ihr nicht davonlaufen sollen. Sie gibt mir die Tabletten und etwas zu trinken, und ich nehme ihre Hand und sage: »Tut mir leid, dass ich abgehauen bin. Das wollte ich eigentlich nicht, ich wollte nur auf einmal dringend raus … mir war so komisch.«
Sie legt mir den Arm um die Schulter. »Ty, alles was zählt, ist, dass du in Sicherheit bist und dass es dir gut geht. Du weißt nicht, wie wichtig du mir … uns bist … und was es für uns bedeutet, dich hier zu haben. Ich weiß, dass wir für dich Fremde sind. Aber du bist kein Fremder für uns.«
Dann kommt Archie mit meiner Sporthose und einem schwarzen Kapuzenpullover rein, mit einem der neuen von Gap , und Helen nimmt die Schere in die Hand. »Na, dann wollen wir mal sehen, wie wir dich in trockene Sachen kriegen.« Sie macht eine kleine Pause. »Bist du damit einverstanden, dass ich dir helfe? Oder soll es lieber einer der Männer machen … oder Archie?«
Ich schüttele den Kopf. Absolut nicht. Hat sie vergessen, dass ich nur von Frauen erzogen worden bin? Sie sagt zu Archie, dass er rausgehen soll, und dann zerschneidet sie meine besten Hosen. Sie beschließt, auch meine Boxershorts zu zerschneiden, legt ein Handtuch um mich und schält mir die
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