Die letzte Aussage
von Arrons Messer. Ich reihere in den Matsch, es schmeckt heiß und säuerlich.
»Reiß dich mal zusammen«, sagt Alistair leise und eiskalt. Ich muss würgen und kämpfe gegen den nächsten Anfall von Übelkeit an.
Rio beugt sich vor und hält mir das Messer an die Kehle. Ich spüre, wie die Klinge über meine Haut fährt, und wimmere leise: »Nein … bitte … ich wollte dir helfen … bitte, Rio, bitte nicht …«
Er lacht. »Weiter so. Bettele nur weiter …«, und dann sagt er zu Alistair: »Er hat sich eingepisst, wie ein kleines Kind.«
Er hat recht, mein Magen krampft sich zusammen, ich schäme mich. Aber ich bin sowieso dermaßen nass, dass ich mich frage, woher er es weiß. Die Klinge befindet sich immer noch unter meinem Kinn. Rio fährt damit über meine Haut, es kitzelt und kribbelt und kratzt, und er sagt: »Wie lange willst du noch Lügen über mich verbreiten und behaupten, ich hätte deinen Freund Arron mit dem Messer erwischt?«
»Ich … ääh …«
»Denn das stimmt nicht. Und meine Leute können deine Lügen nicht brauchen. Du hast diesen Jungen verletzt.«
»Ich hab nie behauptet, du allein wärst das gewesen. Arron hat das gesagt. Ich hab gesagt … dass ihr miteinander gekämpft habt … und dabei hat er sich verletzt.«
»Und das war gelogen«, sagt Alistair, und ich schluchze und schlucke und sage: »Ja … tut mir leid …« Dabei war es gar nicht ganz gelogen. Rio hat Arron verletzt. Aber ich auch.
»Du nimmst diese Lüge zurück, oder willst du, dass ich dich dafür bestrafe?«, fragt Rio. Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Kann mich ein Geist wirklich umbringen? Geht das überhaupt? Oder kann ich mich weiterhin belügen, um Arron zu retten und dafür zu sorgen, dass die wahren bösen Jungs ins Gefängnis kommen?
Dann fliegt etwas aus der Dunkelheit direkt gegen meine Brust. Etwas Warmes, Lautes, Weiches und Felliges, etwas, das mich auf den Rücken wirft und mich beschnüffelt und mir mit rauer, nasser Zunge übers Gesicht leckt.
»Meg!«, keuche ich, drücke sie an mich, dann bellt sie und springt auf und rennt davon und dann wieder direkt auf mich zu; sie grinst übers ganze Gesicht, falls Hunde überhaupt grinsen können, und ich kann nicht glauben, dass ich mich je vor ihr gefürchtet habe.
Aber Rio und Alistair sind immer noch da und Alistair sagt: »Hol den Hund«, und während Meg noch herumspringt und mit dem Schwanz wedelt, sehe ich es silbern aufblitzen. »Meg … nein …«, schreie ich und halte sie fest, suche fieberhaft nach der blutenden Wunde.
Patrick löst sich aus der Dunkelheit. Hinter ihm kommt Archie mit einer Taschenlampe. »Ty … Gott sei Dank!«,sagt Patrick und fügt dann deutlich unfreundlicher hinzu: »Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, einfach so abzuhauen? Uns einen solchen Schrecken einzujagen? Wir haben Glück, dass wir dich gefunden haben. Jetzt lass Meg los und steh auf.«
Ich schaue mich verwirrt um, drehe mich hin und her, suche Rio und Alistair, aber sie sind nicht mehr da. Es raschelt überall in der Dunkelheit. Meg jault laut – hat sie Schmerzen?
»Sie ist verletzt … Meg ist verletzt«, sage ich, dann ist mir so, als würde ich Rio zusammengekauert dort hinten im Dunkeln sehen, und ich versuche Megs zitternden Körper vor dem Stich zu schützen, der ihr den Garaus machen soll.
»Nein, ihr geht’s gut«, sagt Patrick. »Komm schon, steh auf.« Er packt mich am Arm und will mich hochziehen, aber ich falle wieder in den Dreck.
»Er ist völlig gaga«, zischt Archie, der glaubt, er würde flüstern. »Vielleicht hat er Drogen genommen.«
»Vielleicht«, sagt Patrick grimmig, und ich kann mir denken, dass ich zu Hause schlimmer zugeföhnt werde als Berbatow, wenn er im Spiel gegen Chelsea gerade fünfmal am leeren Tor vorbeigeschossen hätte. Was, ehrlich gesagt, durchaus im Bereich des Möglichen liegt.
»Verdammt noch mal, jetzt steh endlich auf, Junge.«
»Ich kann nicht … mein Knöchel …«, jammere ich. »Ich glaube, er ist gebrochen.«
Patrick und Archie ziehen mich hoch, und ich versuche, mich auf die beiden zu stützen. Es geht schlechterals gedacht, weil Patrick so groß ist. Ich sehe mich die ganze Zeit nach Alistair und Rio um, obwohl Patrick pausenlos auf mich einredet, ich solle aufpassen, wo ich hintrete, und nicht ständig so herumwackeln.
»Was zum Teufel ist denn los mit dir?«, blafft er mich ungeduldig an.
»Sie … sie wollten Meg etwas antun …«, sage ich. »Sie hatten ein Messer
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