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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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Durcheinander«, sagt er. »Was für ein grässliches Durcheinander.«
    »Ich weiß.« Dann füge ich noch blödsinnigerweise hinzu: »Tut mir leid.«
    Er hat seine Hand weggenommen, sie schwebt über meiner Schulter, und dann drückt er mich fest an sich, und ich habe keine Kraft mehr, um mich ihm zu entwinden.
    » Mir tut es leid«, sagt er. »Es tut mir so leid. Wenn ich für dich da gewesen wäre, wäre alles vielleicht ganz anders verlaufen.«
    »Es geht doch überhaupt nicht um dich! Es ist auch nicht Mums Schuld!« Ich bin schon wieder wütend. »Ich habe nie ein Messer dabeigehabt, erst in der Woche vor dieser Sache! Du hättest mich auch nicht besser erziehen können als sie! Du taugst nichts … Du hast überhaupt keine Ahnung …«
    »Es ist allein meine Schuld«, sagt er. »Nicht ihre. Ich hatte Angst, mich mit ihr zu streiten. Ich hätte mich energischer darum bemühen müssen, Kontakt mit dir zu bekommen.«
    Angst wovor?
    Wir bleiben noch eine Zeit lang sitzen, dann sagt er: »Du musst herausfinden, was du damit angerichtet hast.Du musst dieser Sache ins Auge sehen, Ty. Wie willst du mit so einem Geheimnis weiterleben?«
    »Aber dann muss ich ins Gefängnis.«
    »Kann sein. Aber es gibt Schlimmeres.«
    »Das kann ich nicht … ich kann das nicht.«
    »Ich sage dir nicht, was du tun sollst«, meint er. »Es ist gut, dass du es mir erzählt hast. Wenn du dich stark genug fühlst, es der Polizei zu erzählen, stehe ich dir bei, ganz egal, was passiert. Und ich sorge dafür, dass du einen guten Rechtsanwalt bekommst, ich bin immer für dich da. Und ich bin sicher, dass Nicki die Sache genauso sieht.«
    Von wegen. Ich weiß, was meine Mum davon hält. Sie hat mich immer davor gewarnt, bloß nicht auf die schiefe Bahn zu geraten. »Wenn du es versaust, bist du auf dich allein gestellt«, hat sie mir gesagt. »Ich besuche dich jedenfalls nicht im Gefängnis.«
    »So, jetzt musst du aber schlafen«, sagt Dad. »Du kannst heute Nacht mein Bett haben und morgen gehen wir weg von hier. Wenn du willst, dass ich dich zu deiner Mum bringe, dann bringe ich dich hin. Wenn du zu meinen Eltern möchtest, auch gut. Das klappt schon. Es gibt für alles eine Lösung, Ty, nichts ist so schlimm, wie es scheint.«
    Ich würde ihm vielleicht glauben, wenn er und meine Mum eine Lösung gefunden hätten, bei der ich mit ihnen beiden aufgewachsen wäre.
    Wir gehen nach unten und er macht die Tür zu seinem Schlafzimmer auf.
    »Ich hab noch was für dich«, sagt er, und als ich michim Zimmer umsehe – das ungemachte Bett, Kleider auf dem Boden, muffiger Geruch –, zieht er eine Schublade auf und holt eine kleine schwarze Tasche heraus. Darin befinden sich eine neue Zahnbürste, Zahnpasta, ein Kamm, ein Waschlappen, eine kleine Dose Creme und ein Behälter mit Duftöl. Was zum Teufel ist das denn?
    »So was bekommt man kostenlos, wenn man bei British Airways Business-Class fliegt«, erläutert er. »Von denen habe ich jede Menge.«
    Dann kramt er noch einen elektrischen Rasierapparat hervor, was echt nett von ihm ist, auch wenn es bei mir nicht unbedingt notwendig ist.
    Er sucht nach einem Schlafanzug – ich habe den Eindruck, dass er nicht oft einen anhat – und schließlich gibt er mir eine Boxershorts (Calvin Klein) und ein T-Shirt.
    Dann gehen wir ins Bad, und er sucht mir ein Handtuch heraus und zeigt mir, wie die Dusche funktioniert. Er lässt mich allein, damit ich mich duschen kann. Es fühlt sich herrlich an, sich unter das heiße Wasser zu stellen, und ich suche mich durch die ganzen Mädchenseifen, bis ich ein Dove for Men gefunden habe, das vermutlich ihm gehört. Ich freue mich direkt, dass wir das gleiche Duschgel benutzen.
    Nachdem ich mich angezogen habe, rasiere ich mich und betrachte mich im Spiegel. Ich sehe echt überzeugend aus – schade nur, dass Archie nicht hier ist. Dann werfe ich einen Blick in den Badschrank und finde ein Rasierwasser. Dolce and Gabbana . Ich sprühe etwas davon auf, warum auch nicht, und putze mir mindestens fünfMinuten lang die Zähne. Anschließend benutze ich sogar Zahnseide.
    Als ich ins Schlafzimmer komme, sehe ich, dass er das Bett frisch bezogen, die herumliegenden Klamotten eingesammelt und das Fenster aufgemacht hat.
    Ich kuschele mich dankbar hinein. Das Bett ist echt bequem. Vielleicht sollte ich doch lieber bei ihm wohnen.
    »Wo schläfst du denn?«, frage ich, und er grinst und sagt: »Oben ist für alle Fälle ein Futon, aber vielleicht habe ich ja auch Glück. Man

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