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Die letzte Aussage

Die letzte Aussage

Titel: Die letzte Aussage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keren David
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zugeschaut … ich habe bei der Sache nicht mitgemacht … sie wussten nicht mal, dass ich dort war.«
    »Warum hast du nicht mit deinem Handy Hilfe geholt?«, erkundigt er sich. »Warum bist du weggerannt?«
    »Weil es nicht funktioniert hat. Es war kein Guthaben mehr drauf.«
    »Wer sind ›sie‹?«
    »Arron – er war mit Jukes und Mikey dort. Sie haben ihm gesagt, was er tun soll. Und sie haben Rio gestoßen … ins Messer gestoßen … und dann haben sie im Schlamm gekämpft.«
    Ich will überhaupt nicht daran denken. Ich hasse meinen Dad, weil er mich so ausquetscht. Ich will weg von ihm, beuge mich nach vorne.
    »Und du bist los, um Hilfe zu holen?«
    »Ich habe Blut gesehen. Ich dachte, Arron sei verletzt, ich habe einen Bus angehalten und die Leute gebeten, einen Krankenwagen zu rufen.«
    »Und dann?«
    »Ich bin zurückgerannt. Ich hab mir Sorgen um Arron gemacht. Er hätte es nicht tun sollen … dem Jungen seine Sachen abnehmen. Er hat gesagt, ich soll es machen, aber ich wollte nicht. Deshalb dachte ich, dass es vielleicht meine Schuld war, dass er sich verletzt hat.«
    »Warum hat er gesagt, dass du es machen sollst? Hast du schon öfter Leute beklaut?«
    Ich schüttele den Kopf. »Nein, überhaupt nicht. Ich habe noch nie … Ich glaube, ich weiß jetzt, warum er mich dazu aufgefordert hat. Aber ich bin mir nicht sicher.«
    Er wartet, und dann wird ihm klar, dass ich ihm nicht mehr von dieser Sache erzähle.
    »Na schön. Und was ist dann passiert?«
    »Ich bin wieder zurückgerannt, und Arron war noch da, mit Rio. Die anderen waren abgehauen. Und Rio war tot, und ich wusste, dass ich auch wegmuss, aber wenn ich Arron dort zurücklasse, würde er vielleicht … sie würden … dann würde er festgenommen werden. Das wollte ich nicht. Es war ja auch sozusagen meine Schuld, weil ich den Krankenwagen alarmiert habe. Also hab ich ihn angeschrien, dass er mit mir abhauen soll, weg von dort. Aber er wollte nicht.«
    »Warum nicht?«
    Jetzt heule ich fast, meine Stimme ist ganz zittrig und mir läuft die Nase. »Ich weiß nicht, warum. Ich hab ihn angebrüllt … Es war fast so, als wollte er sich erwischen lassen, als wäre ihm das alles egal.«
    Die Polizei würde Arron mitnehmen und damit wäre er ein für alle Mal aus meinem Leben verschwunden. Dann müsste ich ohne ihn zurechtkommen. Alleine in der Schule und alleine auf der Straße.
    »Ich musste ihn retten. Aber er wollte sich selbst nicht retten. Und ich war so wütend darüber, dass ich mein Messer gezogen habe und ihn … Ich wusste nicht … Es war mir überhaupt nicht klar …« Ich muss mich entscheiden, ob ich die Tränen zurückhalte oder meinen Atem kontrolliere. Ich entscheide mich für die Stimme und spüre schon, wie mir das Wasser seitlich an der Nase hinunterläuft.
    »Wie schlimm ist es gewesen?«, will er wissen. Herrgott noch mal! Er ist immer noch so ruhig. Als wollte er nurwissen, ob ich Zucker in den Tee nehme. Ich kann nicht glauben, dass ich noch nicht mal einen ganzen Tag mit meinem Dad zusammen bin und schon zweimal vor ihm geheult habe. Ich hoffe nur, dass das nicht zur Gewohnheit wird.
    »Ich weiß es nicht …«, antworte ich. »Ich hab Blut gesehen, aber er hat vorher auch schon geblutet. Manchmal erinnere ich mich daran, und ich glaube, dass ihn das Messer kaum geritzt hat, und manchmal sehe ich, wie es tief in seinen Arm schneidet. Ich weiß es einfach nicht genau.«
    Mein Dad sagt überhaupt nichts dazu. Einen Moment lang höre ich lediglich meinen abgehackten Atem. Dann spüre ich seine Hand auf meiner Schulter.
    »Ty, warum hast du der Polizei nichts davon erzählt? Glaubst du, Arron hat es ihnen gesagt? Haben sie dich dazu befragt?«
    Ich will seine Hand abschütteln, aber er lässt sie dort liegen. Ich überlege, ob ich mich dagegen wehren soll, damit er mich in Ruhe lässt. Es geht nicht. Ich kann einfach nicht mehr kämpfen.
    »Was ist mit der Polizei, Ty?«
    »Denen hab ich diesen Teil verschwiegen. Ich habe ihnen von dem Kampf erzählt, von Rio … das wollten sie ganz genau wissen. Das zwischen mir und Arron war privat.«
    »Und Arron?«
    »Er hat mir versprochen, dass er nichts sagt. Und ich glaube, er hat auch nichts gesagt. Aber ich glaube nicht,dass er es meinetwegen tut. Ich glaube, er hat ihnen erzählt, dass er sich gegen Rio verteidigen musste. Damit es kein Mord ist. Und er … er musste sich auch verteidigen … Danny … Dad … er musste sich wirklich verteidigen. Das stimmt.«
    »Was für ein

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