Die letzte Chance - Final Jeopardy
Ich verlange nicht von Ihnen, um Erlaubnis zu bitten, wenn Sie sich zum Essen verabreden. Sie müssen keine gefährlichen Sachen machen wie Mata Hari. Wir haben keinen Grund zu glauben, daß Garelli der Mörder ist, aber Mike möchte ihn sehen, weil er sich mit der Verstorbenen öfter aus Eifersucht gestritten hat. Wir meinen, daß er anbeißen wird, wenn
Sie anrufen, und dann wird einer von euch beiden ein Lokal aussuchen, und Chapman wird sich an der Bar einen Drink genehmigen. Vielleicht landen Sie ja einen Treffer, und er gibt Ihnen ein paar Informationen, als einer Freundin von Isabella. Unterziehen Sie ihn einer Gehirnwäsche - ich meine, im übertragenen Sinne. Das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist, daß Sie einen langweiligen Abend verbringen und schlechtes Essen bekommen. Suchen Sie das Restaurant aus, vielleicht essen Sie dann sogar gut.«
»Sie haben mich, Loo. Mir gefällt das. Ich ruf’ ihn gleich an. Sagen Sie Mike, er soll mich anrufen, wenn er heute nachmittag reinkommt. Ich werde mir wie ein Mauerblümchen vorkommen, wenn Gorelli mir einen Korb gibt.«
»Wenn er Ihnen einen Korb gibt, Alex, lad’ ich Sie zu Sheehan’s zu einem Steak ein.«
Igitt. Sheehan’s war eine nette Bar, die von der Familie eines pensionierten Cops vom Morddezernat geführt wurde. Eine großartige Kneipe zum Trinken, aber ich will verdammt sein, wenn ich dort noch einmal was esse. Das war Anreiz genug, den Gorilla anzurufen.
Ich ließ mir die Nummer des Hotels von der Auskunft geben und mich von der Rezeption mit Johnnys Zimmer verbinden. Als er sich meldete, hörte er sich an, als hätte ich ihn gerade geweckt. Ich erinnerte ihn daran, daß wir uns einmal bei Mortimer’s begegnet seien, brachte mein abgrundtiefes Mitgefühl für Isabella mit übertriebenem Ernst zum Ausdruck und schlug vor, daß wir uns zu einem Drink oder zum Essen treffen könnten, um ihren Verlust zu beklagen. Er sagte mir, er mache gerade wegen des Jetlags ein Nickerchen und hätte eine Verabredung mit einer Tänzerin von einer der Broadway-Shows, die sich aber erst gegen Mitternacht mit ihm treffen könne. Klar, er würde gern mit einer alten Freundin von Isabella zu Abend essen.
»Soll ich ein Restaurant vorschlagen, oder kennen Sie New York?«
»Haben Sie was gegen Rao’s?«
»Nichts, außer daß man nicht hineinkommt. Ich liebe es, aber für heute abend bekommt man keinen Tisch.« Ein New Yorker Klassiker, in den man so gut wie nie hineinkam. Das winzige
Lokal - vier Nischen und eine Handvoll Tische - war einer der heißesten Tips in New York, trotz seiner ungünstigen Lage an der Ecke Pleasant Avenue und 114th Street im Herzen von East Harlem. Es war eines der letzten Überbleibsel des italienischen Viertels, das hier einst existiert hatte. Das Restaurant wurde fast wie ein Club geführt, die Stammgäste hatten an bestimmten Abenden in der Woche ihre eigenen Tische, Reservierungen von Unbekannten wurden nicht entgegengenommen, es sei denn, alle Politiker, Schauspieler, Autoren und sonstige Prominente wären auf derselben fernen Insel gestrandet. Großartiges Essen, keine Speisekarten und die unglaublichste Jukebox in der Stadt - kaum Smokey, aber jede Menge von Sinatra und den Shirelles.
»Kein Problem. Stallone hat mir gesagt, ich könnte seinen Tisch haben, wenn ich ihn heute abend wollte. Ich wollte ihn gerade abgeben - dieses Mädchen, mit dem ich mich treffen will, hat erst frei, wenn es zum Essen schon zu spät ist. Wir sehen uns dort um acht.«
Da hatte ich aber Glück. Ich bekam das gute Essen, und das Showgirl bekam Johnny Garelli zum Dessert.
Als mein Lunch kam, schloß ich die Tür und aβ allein. Ich genoß dieses Alleinsein. Es währte nie lange.
Als erster klopfte Mark Acciano an die Tür. Ich winkte ihn herein. »Wie haben Sie es gefunden?« fragte er gespannt.
»Tolles Schlußplädoyer, wirklich gute Arbeit. Durchdacht, gründlich, engagiert. Sie haben Ihr Bestes gegeben. Nun müssen Sie die Geschworenen ihre Arbeit tun lassen - Sie haben Ihnen alles gegeben, was sie benötigen, um zum richtigen Ergebnis zu gelangen. Alles andere liegt in ihren Händen.« Wir plauderten noch über den Fall, und ich sagte ihm, ich würde versuchen, bei der Urteilsverkündung dabeizusein, er solle sich bei mir melden, wenn er aufgerufen würde.
Dann kam Phil Weinfeld, auch Weinerlich genannt. Er hatte zwei Eigenheiten, derentwegen Sarah und ich jedesmal zusammenzuckten, wenn er in der Tür zu meinem Büro auftauchte. Die erste
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