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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Drehbuchautor; die beiden hatten sich kennengelernt und geheiratet, als wir beide noch in Wellesley waren.
    Eine ganze Reihe von Rednern gab ihre Lieblingserinnerungen an Isabella zum besten. Es war sehr viel von ihrer Schönheit und Begabung die Rede, aber nur wenig wies auf einen Menschen hin, der je etwas Gutes getan oder einen freundlichen Gedanken an ein anderes menschliches Wesen verschwendet hatte. Ich beugte mich vor und nahm die Trauergäste unter die Lupe, wie es Luther Waldron wohl beim Begräbnis eines Mafiapaten getan hätte: Ausschau halten nach dem verdächtigen Blick eines Mörders oder nach dem unangebrachten Lächeln der Genugtuung auf dem Gesicht eines Ex-Liebhabers.
    Die Namen einiger Redner waren bekannt. Die meisten hatten mit Isabella an dem einen oder anderen Projekt zusammengearbeitet:
Produzenten, Regisseure, ihre Agentin, ein paar Starkollegen. Dann trat Richard Burrell ans Mikrofon und sprach über den Menschen Lascar. Ich versuchte Schlüsse daraus zu ziehen, daß er nicht allzu gefühlvoll über den Tod seiner Frau sprach, die er geliebt hatte. Es lag aber auf der Hand, daß es nicht leicht gewesen war, sie zu lieben, und unübersehbar fehlte der ganzen Zeremonie Gefühl und Emotion.
    Es war die letzte Rede, auf die alle gewartet hatten. Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, als Kirk Douglas sich aufs Podium begab. Ich wollte schon nach dem Telefonhörer greifen und Mike zu Hause anrufen, dachte mir dann aber, daß auch er zusah. Er war ein leidenschaftlicher Kinofan, und Douglas war einer seiner Lieblinge. Mike konnte ihn in fast jeder Rolle imitieren, von Die Wikinger und Spartacus bis hin zum Remake von Blue Lotus im letzten Jahr. Douglas hatte Isabellas Vater gespielt und war erneut für die beste Nebenrolle Oscarnominiert worden.
    Auch er konnte dem Porträt der Verstorbenen keine Wärme verleihen, aber Kirk Douglas bot am Ende zumindest die schauspielerische Glanzleistung, die die Fans erleben wollten. Er beschwor jedes Zelluloidbild des jungen Stars, in jeder Rolle, die sie gespielt hatte, und umgab ihre berufliche Karriere mit der Würde seiner einzigartigen Stimme. »... und die letzte, tödliche Ironie hat darin bestanden, daß Isabella - ein Name, der >schöne kleine Insel< bedeutet - ausgerechnet an einem derartigen Ort, einer schönen kleinen Insel, starb, wo sie Einsamkeit und sichere Zuflucht gesucht hatte...«
    Ja, ja, Kirk, diesen Scheiß hat sie mir auch weismachen wollen.
    Ein letztes Gebet und dann der Schlußchoral. Sechs Doppelgänger von Johnny Gorilla trugen den Sarg hinaus - und hatten vermutlich guten Grund, trauriger als alle anderen in der Aussegnungshalle zu sein -, dann schaltete ich den Fernseher ab.
    Eine Minute später rief Joan Stafford an, noch ganz benommen von dem Schauspiel. »Es fällt einem schwer zu glauben, daß Isabella tot ist, nicht wahr? Sie war so dynamisch, so großartig. Es ist - ach ja, was meinst du, Alexandra? Wer hat es getan? Es könnte jeder in den ersten beiden Reihen gewesen sein, dem Ausdruck auf ihren Gesichtern nach zu schließen.«

    Ich berichtete ihr von unserer gestrigen Reise nach Martha’s Vineyard, erzählte ihr, daß ich am Abend Jed erwartete, verabredete mich mit ihr für Ende der kommenden Woche zum Essen und legte wieder auf.
    Dann rief ich bei Air France an und erfuhr, daß sich der Start in Paris wegen schlechten Wetters um zwei Stunden verzögert hätte. Jed würde also erst gegen sechs Uhr kommen.
    Ich versuchte, mich mit dem neuen Roman von Le Carre abzulenken, den ich erst vor einer Woche gekauft hatte, aber meine Gedanken pendelten rastlos zwischen dem Versuch, den echten Mordfall zu lösen, der sich in meinem Leben ereignet hatte, und den Phantasien über das Liebesspiel mit Jed. Mit beidem kam ich nicht sehr weit.
    Ich hob den Hörer wieder ab und wählte die Nummer der Abteilung für Special Victims auf dem 20. Revier.
    »Zwanzigstes Revier.«
    »Hier ist Alexandra Cooper. Mit wem spreche ich bitte?«
    »Hey, Alex. Hier Frank Barber. Was woll’n Sie denn?«
    »Ich wollte mich bloß mal bei Mercer erkundigen, ob’s was Neues gibt, im Fall des Con-Ed-Vergewaltigers.«
    »Mercer ist gestern gegen vier abgehauen. Kommt erst am Montag nachmittag wieder. Aber ich hab’ die Akte vor mir. Keine Neuigkeiten - keine neuen Entwicklungen, keine neuen Vergehen.«
    »Gibt’s sonst noch was, was ich wissen müßte, Frank?« Schon ein merkwürdiger Beruf, sagte ich mir. Da erkundigte ich mich, ob es

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