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Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Connor
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Gesichtsausdruck des Jungen war weiterhin angespannt und seltsam bescheiden. »Ja.«
    »Was hat sie gesagt?«, fragte Ange fordernd.
    »Äh, es ergibt keinen Sinn.« Tru zuckte die Schultern. »Sie will wissen, ob wir jetzt Weihnachten feiern.«
    Mason runzelte die Stirn. Das taten auch Jenna und Angela und tauschten ihre Verwirrung wie Brotrezepte aus.
    Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht gebacken , ertönte Jennas Stimme in seinem Kopf.
    Die Interferenz war wieder da: Ihre Gehirnströme vermengten sich mit seinen. Ein schlechtes Funksignal, zwei Lieder, die sich überlappten. Das Zimmer fühlte sich wie eine Zelle an, und er war mit Wahnsinnigen darin eingesperrt. Oder sie mit ihm.
    »Penny.« Angela kniete sich hin. Sie hatte die Miene einer geduldigen Mutter aufgesetzt. »Es ist noch nicht Weihnachten, Kleines. Noch nicht.«
    Nur dieser ausdruckslose Blick. Es war das Seltsamste, was Mason je gesehen hatte, als ob die einzige Stimme, die sie hören konnte, einem schwarzhaarigen, blauäugigen Jungen mit trotziger Einstellung gehörte.
    »Tru«, sagte Jenna leise, »rede mit ihr. Bitte.«
    Der Junge schluckte sein offensichtliches Unbehagen hinunter. Schon wieder. »He, Pen.« Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und schenkte ihr ein Lächeln. Es war nicht gespielt. Nur Freundlichkeit. »Wir haben noch ein bisschen Zeit bis Weihnachten, also müssen wir brav sein, in Ordnung?«
    Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Tru runzelte die Stirn. »Meinst du? Dann müssen wir wohl nachsehen. Du und ich, ja, Pen? Wir sehen nach.«
    Das Haustelefon brummte. Angela schrie auf. Jenna murmelte leise einen Fluch.
    »He, wo stecken Sie denn alle?«, rief Welsh. »Sie sollten hier heraufkommen und sich das ansehen.«
    »Warten Sie«, antwortete Mason und sah den Jungen an. Er wusste einfach, dass diese beiden Dinge miteinander zusammenhingen – das, was der Wissenschaftler ihnen zeigen wollte, und das, was Penny geflüstert hatte. »Tru?«
    »Sie glaubt wegen des Schnees, dass es Weihnachten ist. Hat gefragt, ob wir Schneemänner bauen können.«
    »Schnee?«, wiederholte Mason.
    »Deshalb rufe ich doch an«, sagte Welsh. »Kommen Sie hoch, und sehen Sie sich ihn an. Er ist wunderschön.«

17
    Jenna stand am Fenster, als Tru sich neben sie stellte. In einem anderen Leben wäre sie draußen gewesen und hätte mit den Kindern Schneeengel gemacht, aber sie konnten ihre Energie nicht auf Spielereien verschwenden. Außerdem steckten die Wälder voller Ungeheuer.
    Vor der nächsten Reihe Glasscheiben stand Penny mit ihrer Mutter. Sie waren alle nach oben gekommen, um zu sehen, wie der erste Vorbote des Winters die Erde einhüllte. Alles war weiß und still, die dunklen Zweige waren eisüberzogen, ganz kristallübersät. Jenna konnte beinahe vergessen, was dieses jungfräuliche Weiß verbarg, beinahe auch Bobs entsetzlichen Tod, als sie diesen sicheren Hafen erreicht hatten.
    Beinahe.
    Obwohl sie nichts dagegen gehabt hätte, etwas Aspirin zu schlucken, fühlte sie sich jetzt besser, nachdem sie sich etwas gegönnt hatte. Nichts außer Sex half ihr so gut wie Alkohol, sich zu entspannen, und Masons Reizbarkeit bedeutete, dass eine zwanglose Affäre nicht infrage kam. Schlaf hätte nicht schaden können. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber ihr knurrte der Magen.
    »Sie hatte einen bösen Traum«, sagte Tru.
    »Deshalb hat sie geschrien?«
    Der Junge nickte. »Sie wollte mir allerdings nicht erzählen, wie sie in unser Zimmer gekommen ist. Ich schätze, Mason und ich haben einfach tiefer geschlafen, als uns klar war.«
    »Das war aber auch ein Tag!«
    »Stimmt.«
    »Gefällt dir das?« Sie wies auf die eisigen Flocken.
    » Schnee schwebt auf uns hernieder, regenschwer «, murmelte Tru. » Tanzt um die fliederfarb’nen Lampen, fällt …«
    Jenna sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Hast du das geschrieben?«
    »Nein.« Sein Tonfall verriet, dass er sie für eine Idiotin hielt, weil sie gefragt hatte. »Conrad Aiken. The House of Dust . Sagt dir das nichts? Mein Gott, der Kerl hat ja auch nur den Pulitzerpreis gewonnen! Er hatte auch eine absolut beschissene Kindheit. Sein Vater hat seine Mutter umgebracht, sich dann selbst erschossen und es ihm überlassen, die Leichen zu finden. Elf Jahre alt.«
    Nun, das erklärte Trus Interesse – eine Art makabre Wenigstens-geht-es-mir-besser-als-dem-Therapie. Aber sie würde sich nicht provozieren lassen. Sie wandte sich wieder dem Schnee zu. Mit einem verächtlichen

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