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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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von Zwei und Sechs befand und noch nicht durch ihre Einheit gerettet worden war, vermutete sie außerdem, dass es hier eine Abschirmung gab, die ihren BrainPal daran hinderte, ihre Position zu übermitteln. Sie testete es, indem sie versuchte, eine Verbindung zu Hughes und dann zu verschiedenen anderen Mitgliedern der Truppe herzustellen. Nichts. Sie pingte die Tübingen an. Ebenfalls keine Reaktion. Entweder hatte man in diesem Raum eine Vorrichtung installiert, die Signale blockierte, oder sie wurde in einem Gebäude gefangen gehalten, das bereits mit einer entsprechenden Abschirmung ausgestattet war. Wenn Letzteres der Fall war, reduzierte das die Zahl der möglichen Aufenthaltsorte in Zhoushan.
    Lee dachte erneut und etwas genauer über ihre Lage nach und erkannte, dass sie auf einem Hinweis saß. Es handelte sich um einen Stuhl, der mit Fesseln ausgestattet und so konstruiert war, dass jemand über einen längeren Zeitraum darauf sitzen konnte, zumal die Sitzfläche eine Art Falltür zur Entsorgung körperlicher Ausscheidungen hatte. Lee hielt sich keineswegs für eine Kennerin, was Fesselungssysteme betraf, aber sie hatte inzwischen ihr neuntes Lebensjahrzehnt erreicht und so einiges gesehen. Nach ihrer Erfahrung gab es derartige Sitzgelegenheiten an drei verschiedenen Orten: in Krankenhäusern, in Gefängnissen und in spezialisierten Bordellen.
    Von diesen drei Möglichkeiten konnte Lee als Erstes ein Bordell ausschließen. Es war natürlich möglich, aber Bordelle waren Geschäftsbetriebe und nicht besonders gut gesichert. Dort lebten und arbeiteten Menschen, und wenn das Bordell einigermaßen erfolgreich lief, gingen dort zahlreiche neue und unterschiedliche Kunden zu allen Tages- und Nachtzeiten ein und aus. Bordelle ermöglichten vielleicht eine gewisse Ungestörtheit, aber vermutlich nicht in dem Ausmaß, dass ein Schuss unbemerkt bleiben würde, ganz zu schweigen von einer oder mehreren Leichen, die aus dem Gebäude geschafft wurden.
    In einem Krankenhaus würde eine Leiche nicht weiter auffallen, aber der Schusswaffengebrauch wäre ein Problem. Ein leer stehendes Krankenhaus könnte dieses Problem lösen, aber Krankenhäuser waren in der Regel nicht abgeschirmt, da zu viele medizinische Daten elektronisch übermittelt werden mussten.
    Also war ein Gefängnis am wahrscheinlichsten. Dort gab es derartige Stühle, Signalabschirmungen und die Möglichkeit zur Entsorgung von Leichen, da Haftanstalten häufig über eigene Leichenhallen verfügten. Außerdem konnten die Unbekannten, die sie und Hughes festhielten, in einer solchen Einrichtung (entweder polizeilich oder staatlich betrieben) unauffällig Leute hinein- und hinausschaffen.
    Im Zuge der Vorbereitungen auf die Mission hatte Lee einen Stadtplan von Zhoushan erhalten. Sie rief ihn mit ihrem BrainPal auf und zuckte zusammen, als der Computer in ihrem Kopf den visuellen Kortex aktivierte. Nachdem sie mehrere Stunden lang gar nichts gesehen hatte, bereitete ihr selbst die Illusion von Licht leichte Schmerzen. Sie wartete ab, bis sich ihr Gehirn an den visuellen Reiz gewöhnt hatte, und sah sich dann den Plan genauer an.
    So weit sie sehen konnte (eine Formulierung, die im Augenblick etwas Ironisches hatte), gab es in Zhoushan zwei Gebäude, in denen sie sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit aufhielt: die städtische Strafanstalt im Zentrum von Zhoushan, weniger als einen Kilometer vom Hofbräuhaus entfernt, vor dem man sie entführt hatte, oder das Provinzgefängnis, das zehn Kilometer außerhalb der Innenstadt lag. Lee hatte keine detaillierten Pläne dieser Gebäude (nur für die Verwaltungs- und Medienzentren), aber jetzt konnte sie sich zumindest damit trösten, eine ungefähre Vorstellung zu haben, wo sie war. Das mochte sich als praktisch erweisen.
    Nun wandte sie ihre Aufmerksamkeit ihrer eigenen Situation zu, die sie weiterhin als nicht besonders positiv einschätzte. Die Nacktheit störte sie persönlich gar nicht so sehr, da sie schon immer ein recht entspanntes Verhältnis zu ihrem Körper gehabt hatte. In diesem Zusammenhang störte sie nur, dass sie ungeschützt war. Zwei hatte richtig festgestellt, dass die KVA -Uniform ihrem Träger einen gewissen Schutz und verschiedene Möglichkeiten verlieh, obwohl ihre Stärken eher im passiven als im aktiven Bereich lagen. Die Uniform machte Lee nicht stärker, sondern einfach nur widerstandsfähiger. Ohne ihren Schutz war sie angreifbarer, insbesondere mit Schusswaffen. Ansonsten hielt sie es

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