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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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wurde plötzlich ein Teil des harten Stuhls unter ihr entfernt.
    »Legen Sie los«, sagte Zwei.
    »Im Ernst?«, fragte Lee.
    »Selbstverständlich«, sagte Zwei. »Ich bitte erneut um Verzeihung, aber Sie können nicht von mir erwarten, dass ich Ihre Fesseln löse. Selbst nackt und blind ist ein Soldat der Kolonialen Verteidigungsarmee ein respektabler Gegner. Unter Ihrem Stuhl befindet sich eine Pfanne, die Ihre Ausscheidungen aufnimmt. Sechs wird sich um alles Weitere kümmern.«
    »Ich überlege, ob ich mich bei Sechs entschuldigen sollte«, sagte Lee. »Auch weil ich irgendwann etwas anderes tun muss als pinkeln.«
    »Sechs macht das nicht zum ersten Mal«, sagte Zwei. »Wir alle hier sind Profis.«
    »Sehr beruhigend«, sagte Lee. Dann zuckte sie mental mit den Schultern und erleichterte sich. Anschließend hörte sie ein Scharren, als die Pfanne entfernt wurde, dann spürte sie, wie die Sitzfläche des Stuhls wieder befestigt wurde. Darauf folgten Schritte, bis eine Tür geöffnet und geschlossen wurde.
    »Ihre Landsleute sagten mir, dass Sie Lieutenant Heather Lee vom KVA -Schiff Tübingen sind.«
    »Richtig«, sagte Lee.
    »Also gut, Lieutenant Lee, dann werde ich Ihnen jetzt das weitere Vorgehen erklären«, sagte Zwei. »Sie sind meine Gefangene, ich werde Ihnen Fragen stellen, und Sie werden sie wahrheitsgemäß beantworten, so umfassend, wie es Ihnen möglich ist. Wenn Sie das tun und wenn wir hier fertig sind, werde ich Sie freilassen, selbstverständlich an einem Ort, der weit von hier entfernt ist, aber Sie werden nichtsdestoweniger wieder in Freiheit sein. Wenn Sie nicht tun, was ich von Ihnen erwarte, oder wenn ich Sie auch nur ein einziges Mal bei einer Lüge erwische, werde ich Sie töten. Ich werde Sie nicht foltern oder missbrauchen oder vergewaltigen lassen oder ähnlichen Unsinn anstellen. Ich werde lediglich veranlassen, dass jemand Ihnen eine Waffe an den Kopf hält und abdrückt, um Sie zu töten und den Computer in Ihrem Schädel zu zerstören. Etwas altmodisch, aber dennoch sehr effektiv. Bedauerlicherweise muss ich Ihnen mitteilen, dass ein gewisser Private Jefferson mich diesbezüglich auf die Probe gestellt hat und zu seinem Unglück erfahren musste, dass ich es wirklich ernst meine. Ich fürchte, dass ihm diese Lektion nichts mehr nützt, aber ich hoffe, dass sie für Sie von Nutzen ist.«
    Dazu sagte Lee nichts. Sie dachte an Jefferson, der für ihren Geschmack schon immer etwas zu enthusiastisch gewesen war.
    Die Tür wurde geöffnet; anscheinend kehrte Sechs in den Raum zurück.
    »Sechs wird Sie nun füttern und waschen, wenn Sie möchten, und dann gehen. In den nächsten Stunden muss ich mich um andere Angelegenheiten kümmern. Während dieser Zeit sollten Sie ein wenig über das nachdenken, was ich Ihnen soeben erzählt habe. Tun Sie, was wir von Ihnen verlangen, wird Ihnen nichts geschehen. Tun Sie es nicht, werden Sie am Ende tot sein. Eine ganz einfache Entweder-oder-Entscheidung. Ich hoffe, Sie treffen eine gute Wahl.«
    Als Lee allein war, versuchte sie, ihre Lage einzuschätzen.
    Erstens: Sie wusste, wer sie war. Heather Lee, ursprünglich aus Robeson County, North Carolina. Mutter Sarah Oxendine, Vater Joseph Lee, Schwester Allie, Brüder Joseph jr. und Richard. In ihrem früheren Leben Musikerin – Gitarristin oder Cellistin, je nachdem, was verlangt wurde. Schloss sich vor sechs Jahren der KVA an, war die letzten zweieinhalb Jahre an Bord der Tübingen stationiert. Das alles war wichtig. Wenn es Unklarheiten hinsichtlich der eigenen Identität gab, musste es auch andere kritische Lücken im Wissensbestand geben, ohne dass einem klar war, was fehlte.
    Zweitens: Im Großen und Ganzen wusste sie, wo sie war und warum sie hier war. Sie befand sich auf dem Planeten Zhong Guo. Sie und ihre Kameraden von der Tübingen waren beauftragt worden, eine separatistische Rebellion in der Provinzhauptstadt Zhoushan zu unterdrücken. Die Rebellen hatten die politische Verwaltung und die Medien übernommen und dabei Geiseln in ihre Gewalt gebracht. Dann hatten sie Ansprachen gesendet, in denen sie die Unabhängigkeit Zhong Guos von der Kolonialen Union erklärten. Sie wollten ein neues Bündnis mit der Erde schließen, der »natürlichen und wahren Heimat der Menschheit«, wie sie es formulierten. Die Polizei war angerückt, um dem Spuk ein Ende zu bereiten, und musste zu ihrer Überraschung feststellen, dass die Rebellen viel besser bewaffnet waren als sie. Die Rebellen töteten zwei

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