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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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die Verbindung mit Jason ab und gab an Louisa Smart weiter, damit sie die Werbespots senden konnte.
    »Okay, jetzt mal im Ernst, was zum Teufel war das ?«, fragte Smart über ihr Headset. »Seit wann haben Sie einen solchen Narren an der Kolonialen Union gefressen?«
    »Sie haben gesagt, ich soll mehr Zeit damit verbringen, über bessere Themen für die Sendung nachzudenken«, erwiderte Birnbaum.
    »Sie glauben, es könnte eine zielführende Strategie sein, sich für die Gruppe einzusetzen, die zweihundert Jahre lang auf die Erde geschissen hat?«, fragte Smart. »Ich zweifle noch mehr als sonst an Ihrem Urteilsvermögen.«
    »Vertrauen Sie mir, Louisa«, sagte Birnbaum. »Es wird funktionieren.«
    »Sie selbst glauben doch nicht tatsächlich an das, was Sie da gerade gefaselt haben, oder?«
    »Wenn die Zahlen nach oben gehen, glaube ich jedes einzelne gottverdammte Wort. Und Sie sollten dasselbe tun, Louisa, weil es hier auch um Ihren Job geht.«
    »Ich habe meinen Job, ob Sie nun hier arbeiten oder nicht«, rief Smart ihm ins Gedächtnis. »Also werde ich meine eigene Meinung für mich behalten, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Sie blickte auf ihren Monitor und verzog das Gesicht.
    »Was gibt es?«, fragte Birnbaum.
    »Wie es aussieht, haben Sie jemanden hinter dem Ofen hervorgelockt«, sagte Smart. »Ich habe hier einen Anrufer von Foggy Bottom. Es passiert nicht jeden Tag, dass sich jemand aus dem Außenministerium bei uns meldet, so viel steht fest.«
    »Sind Sie sich ganz sicher, dass es das Außenministerium ist?«, fragte Birnbaum.
    »Ich überprüfe gerade den Namen«, sagte Smart. »Ja. Ein stellvertretender Untersekretär für Weltraumangelegenheiten. Ein kleines Licht im großen Ganzen.«
    »Egal«, sagte Birnbaum. »Stellen Sie ihn durch, wenn wir wieder auf Sendung sind. Ich werde ihn erhellen.«
    »Sie«, sagte Smart.
    »Wie auch immer«, sagte Birnbaum und wappnete sich für den Kampf.
    Nachdem er für die Bilder gesorgt hatte, rechnete Birnbaum damit, dass Washingtons Klienten für den Krieg sorgten. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass es ein Blitzkrieg sein würde.
    Birnbaums Quote für diesen Tag lag sogar etwa ein Prozent unter dem Durchschnitt. Weniger als eine Million Menschen hatten seine Tirade live verfolgt, die sie auf einem Gerät ihrer Wahl hören konnten. Doch bereits zehn Minuten nach der Sendung hatte die archivierte Version immer mehr Zuhörer gewonnen, wenn auch zunächst nur langsam, nachdem sich die ersten politischen Seiten damit verlinkt hatten. Zwei Stunden später hatte die Archivsendung eine weitere Million Zuhörer erreicht. Nach drei Stunden waren es schon zwei Millionen. Nach vier Stunden vier Millionen. Danach stieg die Zahl der Aufrufe für das Archiv mehrere Stunden lang linear an. Während der Nacht kamen sieben Millionen Downloads des PDA -Programms von Eine Stimme in der Wildnis zusammen. Als die Sendung des folgenden Tages ausgestrahlt wurde – in der es einzig und allein um das Thema Koloniale Union ging, genauso wie in den nächsten Sendungen –, hatte sie ein Live-Publikum von 5,2 Millionen. Am Ende der Woche waren es zwanzig Millionen Live-Streams pro Sendung.
    Wie ein Riss in einem stark belasteten Damm beendete Birnbaums Kampagne für die Koloniale Union das höfliche Schweigen in verschiedenen politischen Lagern, gefolgt von einer Flutwelle der Zustimmung für Birnbaums Schmähung des Standpunkts der derzeitigen Regierung, sich die Koloniale Union vom Leib zu halten. Birnbaum hatte die ideale Position innerhalb des Mediendiskurses – nicht so einflussreich, dass er es sich nicht erlauben konnte, eine vielleicht unpopuläre (und vielleicht verrückte) Theorie zu vertreten, aber auch nicht so unbedeutend, dass man ihn von vornherein als Spinner abstempeln konnte. Es gab zu viele Insider, Politiker und Journalisten in Washington, die ihn viel zu gut kannten.
    Die Regierung wurde völlig vom Tsunami opponierender Ansichten zu diesem speziellen Thema überrascht und verpatzte die unmittelbare Reaktion auf Birnbaum und seine Anhänger, beginnend mit der leider absolut ahnungslosen Untersekretärin für Weltraumangelegenheiten, die in Birnbaums Sendung angerufen hatte. Sie wurde so gründlich von Birnbaum auseinandergenommen, dass sie drei Tage später ihren Rücktritt einreichte und in ihre Heimat Montana zurückkehrte, wo sie schließlich Geschichtslehrerin an einer Highschool wurde.
    Wenigstens war sie einigermaßen glimpflich aus der Sache

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