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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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erinnern, wer er war (Albert Birnbaum), wo er war (im Washington Sacred Heart Catholic Hospital), wie spät es war (2 Uhr 47 morgens) und warum er hier war (wegen einer Schlussverletzung).
    Washington zeigte mit dem Finger eines Handschuhs auf das Abzeichen auf seiner Brust, und Birnbaum erkannte, dass Washington eine Polizeiuniform trug. »Das kann nicht real sein«, beklagte sich Birnbaum.
    »Doch, das ist es«, widersprach Washington. »Normalerweise arbeite ich in Zivilkleidung, aber für diesen Zweck fand ich es so praktischer.«
    »Ich dachte, Sie wären eine Art Mittelsmann«, sagte Birnbaum. »Sie haben von Klienten gesprochen.«
    »Das bin ich und das habe ich«, sagte Washington. »Manche Polizisten arbeiten nebenbei als Barkeeper. Das hier ist mein Nebenjob.«
    »Sie machen Witze.«
    »Das wäre durchaus möglich.«
    »Warum sind Sie um diese Zeit hier?«, fragte Birnbaum.
    »Weil es da eine Sache gibt, die wir zu Ende bringen müssen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, sagte Birnbaum. »Sie haben mich aufgefordert, mich für die Koloniale Union ins Zeug zu legen. Das habe ich getan.«
    »Und das haben Sie sehr gut gemacht. Obwohl die Sache am Ende etwas abflaute. Es waren weniger Leute auf der Kundgebung, als Sie erwartet hatten.«
    »Wir hatten einhunderttausend«, sagte Birnbaum matt.
    »Nein«, sagte Washington. »Aber ich muss anerkennen, dass Sie sich wirklich alle Mühe gegeben haben.«
    Birnbaums Gedanken schweiften ab, doch dann konzentrierte er sich wieder auf Washington. »Und welche Sache wollen Sie zu Ende bringen?«, fragte er schließlich.
    »Ihren Tod«, sagte Washington. »Sie sollten bei der Kundgebung sterben, aber unser Scharfschütze hat ein wenig danebengeschossen. Er hat die Schuld auf eine Windböe zwischen ihm und dem Ziel geschoben. Also muss ich jetzt in Aktion treten.«
    Birnbaum war verwirrt. »Warum wollen Sie, dass ich sterbe? Ich habe doch getan, was Sie von mir wollten.«
    »Dazu kann ich nur wiederholen, dass Sie gute Arbeit geleistet haben. Aber jetzt muss die Diskussion in ein neues Stadium treten. Das werden wir schaffen, wenn wir Sie zum Märtyrer machen. Es geht nichts über ein öffentliches Attentat, um ein Thema im nationalen Bewusstsein zu verankern.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Birnbaum mit zunehmender Verwirrung.
    »Ich weiß«, sagte Washington. »Aber Sie werden es niemals verstehen, Mr. Birnbaum. Ich glaube sogar, dass Sie es gar nicht so genau verstehen wollten. Sie haben sich auch nie richtig dafür interessiert, für wen ich arbeite. Sie hatten nur Augen für das, womit ich unmittelbar vor Ihrer Nase herumgewedelt habe. Davon konnten sie nie den Blick abwenden.«
    »Für wen arbeiten Sie also?«, krächzte Birnbaum.
    »Ich arbeite natürlich für die Koloniale Union«, sagte Washington. »Sie wollte irgendetwas tun, um die Diskussion in andere Bahnen zu lenken. Aber ich könnte auch für die Russen und die Brasilianer tätig sein, die sich darüber ärgern, dass die Vereinigten Staaten die Führungsrolle in den internationalen Gesprächen über die Koloniale Union übernommen haben. Nein, ich arbeite für die politische Partei, die nicht im Weißen Haus sitzt und für eine Änderung der Wahlprognosen sorgen wollte. In Wirklichkeit sind das alles Lügen: Ich arbeite für eine Verschwörung, die eine Weltregierung errichten will.«
    Birnbaum starrte ihn ungläubig mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Sie hätten eine Antwort verlangen können, bevor Sie den Auftrag angenommen haben, Mr. Birnbaum. Aber jetzt werden Sie es niemals erfahren.« Washington hielt eine Spritze hoch. »Sie sind aufgewacht, weil ich Ihnen das hier injiziert habe. Während wir uns unterhalten, legt es Ihr Nervensystem still. Wir wollen, dass es offensichtlich ist. Es soll klar sein, dass Sie einem Attentat zum Opfer gefallen sind. Genügend Hinweise wurden an verschiedenen Stellen deponiert, damit es zu einer vergnüglichen Schnitzeljagd kommt. Jetzt werden Sie sogar noch berühmter sein. Und mit diesem Ruhm wird noch viel mehr Einfluss verbunden sein. Natürlich werden Sie selbst nichts mehr davon haben. Aber andere, und das reicht völlig aus. Ruhm, Macht und Zuhörer, Mr. Birnbaum. Das haben wir Ihnen versprochen. Und genau das haben Sie bekommen.«
    Birnbaum sagte dazu nichts, denn er war mitten in diesem Monolog gestorben. Washington lächelte, legte die Spritze in Birnbaums Bett und verließ das Krankenzimmer.
    »Sie haben den Attentäter auf Video«, sagte Jason

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