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Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Die letzte Einheit: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Einheit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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aufreißen, wenn Sie drei schlechte Quartale in Folge haben. Und was auch immer geschieht, jetzt werden Sie viel tiefer fallen als zuvor.«
    »Es gefällt mir, dass Sie glauben, ich wüsste das alles nicht«, sagte Birnbaum. »Aber zum Glück für uns beide treffe ich bereits meine Vorkehrungen.«
    »Erzählen Sie mir davon«, sagte Smart.
    »Die Kundgebung«, sagte Birnbaum und ließ es klingen, als müsste dem nichts mehr hinzugefügt werden.
    »Ach, die Kundgebung«, griff Smart das Stichwort auf. »Sie meinen die Pro- KU -Kundgebung auf der Mall von Washington, die Sie in zwei Wochen veranstalten wollen.«
    »Ja, genau die.«
    »Ihnen dürfte nicht entgangen sein, dass das einzige Thema dieser Kundgebung die Sache mit der Kolonialen Union ist. Also genau das Einzelthema, von dem Sie nicht abrücken möchten.«
    »Darum geht es nicht bei der Kundgebung«, sagte Birnbaum. »Es geht darum, wer dort mit mir auftreten wird. Auf der Bühne werden sowohl der Mehrheitsführer im Senat als auch der Oppositionsführer des Repräsentantenhauses neben mir stehen. Während der vergangenen sechs Wochen habe ich meine Beziehungen zu den beiden gepflegt, Louisa. Sie haben mich mit allen möglichen Informationen versorgt, weil demnächst Zwischenwahlen anstehen. Sie wollen das Haus zurückerobern, und ich werde dafür sorgen, dass sie es bekommen. Also werden wir nach den Wahlen das Thema Koloniale Union allmählich beiseite legen und uns wieder nationaleren Angelegenheiten widmen. Natürlich werden wir so lange wie möglich auf der Kolonialen Union herumreiten. Aber wenn dieses Pferd schließlich in den Sonnenuntergang davonreitet, werde ich mich immer noch in einer Position befinden, aus der ich den politischen Kurs unseres Landes beeinflussen kann.«
    »Solange es Ihnen nichts ausmacht, der Laufbursche einer politischen Partei zu sein«, sagte Smart.
    »Ich ziehe die Bezeichnung ›inoffizieller Diskussionsleiter‹ vor«, sagte Birnbaum. »Und wenn diese Wahlen ein Erfolg für mich sind, habe ich mir vermutlich noch eine ganz andere Bezeichnung verdient. Alles läuft bestens.«
    »Ist das die Stelle, wo ich an Ihrer Seite stehe, wenn Sie triumphierend in Rom einmarschieren, und Ihnen ins Ohr flüstere: ›Bedenke, dass du sterblich bist‹?«
    »Diese Anspielung erschließt sich mir nicht ganz«, erwiderte Birnbaum, dessen Kenntnisse der Weltgeschichte noch ein wenig schlechter waren als die der Geschichte der USA .
    Smart verdrehte die Augen. »Natürlich nicht«, sagte sie. »Bedenken Sie es trotzdem, Al. Eines Tages könnte es sich als sehr praktisch erweisen.«
    Birnbaum nahm sich vor, daran zu denken, vergaß es dann aber wieder, weil er zu sehr mit seiner Sendung, der Kundgebung und allem, was danach kommen würde, beschäftigt war. Der Satz kam ihm am Tag der Kundgebung für einen kurzen Moment wieder in den Sinn, als er nach den bewegenden Ansprachen der Fraktionsführer aus Repräsentantenhaus und Senat auf das Podium stieg und an das Rednerpult trat. Er blickte auf ein Meer aus siebzigtausend Gesichtern – weniger als die einhunderttausend, auf die sie gehofft hatten, aber es waren immer noch mehr als genug, und sie würden die Zahl ohnehin aufrunden, weil sowieso alles nur geschätzt war. Und alle diese Gesichter, hauptsächlich männlich und mittleren Alters blickten zu ihm auf, voller Bewunderung und Begeisterung und in dem Wissen, dass sie Teil eines viel größeren Ganzen waren, einer Bewegung, die er, Albert Birnbaum, angestoßen hatte.
    Bedenke, dass du sterblich bist , hörte Birnbaum Louisa Smarts Worte in seinem Kopf. Darüber musste er lächeln. Louisa war nicht auf der Kundgebung, weil sie auf einer Hochzeit war. Damit würde er sie später aufziehen. Auf dem Monitor des Lesepults rief Birnbaum seine Notizen auf und öffnete den Mund, um zu sprechen, und dann war er zutiefst verwirrt, als er plötzlich mit dem Gesicht auf dem Podium lag. Er schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und spürte, wie klebriges Blut aus dem spritzte, was noch von seiner Schulter übrig war. Seine Ohren nahmen einen Knall wahr, als hätte ein ferner Donner schließlich den Blitz eingeholt, dann hörte er Schreie und den Lärm von siebzigtausend Menschen, die panisch die Flucht ergriffen. Dann wurde alles schwarz um ihn.
    Birnbaum blickte auf und sah, dass Michael Washington auf ihn herabblickte.
    »Wie sind Sie hier hereingekommen?«, fragte Birnbaum, nachdem er ein paar Minuten damit zugebracht hatte, sich zu

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