Die letzte Eskorte: Roman
Willen zum Kämpfen brechen, da bin ich sicher.«
Einer der Achtzehnpfünder feuerte, und die Explosion zerriss die Luft.
»Die Schanze werden wir erobern müssen«, bemerkte Paoli in der nachfolgenden Stille des Nachladens. »Die Franzosen können sie nicht ehrenvoll aufgeben.«
»Da hat der General sicher recht«, sagte Moore zu Hayden. »Aber Sie und Ihre Männer haben diese Geschütze unter größten Anstrengungen bis hierher gebracht. Daher werden wir unseren Teil dazu beitragen, die Franzosen zu vertreiben. Sie haben Ihre Aufgabe erfüllt, Kapitän.«
»Noch nicht ganz«, erwiderte Hayden. »Lord Hood hat mich ermächtigt, die Fregatten zu erobern. Das lässt sich am besten bei Nacht erreichen. Wenn es uns gelingt, unseren Auftrag mit dem Sturm der Armee auf die Schanze abzustimmen, dann steht einem Erfolg nichts im Wege.«
Dundas schaute zu Hayden herüber. »Ich habe noch nicht entschieden, an welchem Tag oder zu welcher Stunde wir angreifen, Kapitän.«
Hayden war darum bemüht, sich seinen Verdruss angesichts dieser Aussage nicht anmerken zu lassen. »Ich werde geduldig Ihre Entscheidung abwarten, General Dundas – bis Sie das Gefühl haben, dass ein Angriff auch Erfolg verspricht. Ich bin nur mit der Bitte zu Ihnen gekommen, dass ich die Eroberung der Fregatten mit Ihrem Vorstoß auf die Schanze zeitlich abstimmen kann.«
Dundas schwieg und nickte schließlich, eher widerwillig, wie Hayden glaubte. Nicht ein einziges Mal nahm der General daraufhin den Blick von den feindlichen Stellungen, um Haydens Bemühungen zu würdigen.
Hayden stand einen unangenehm langen Moment da und spürte, wie sehr Zorn und Enttäuschung in ihm kochten, als Paoli letzten Endes einschritt.
»Oberst Moore hat sich freundlicherweise bereit erklärt, mich zu meinem Maultier zu begleiten, Kapitän Hayden. Möchten Sie sich mir auf dem Weg nach unten anschließen?«
»Es wäre mir eine Ehre, Sir.« Hayden nickte zum Abschied in Dundas’ Richtung. »General.«
Die drei Männer stiegen zunächst auf die Spitze der Anhöhe und nahmen dann einen gewundenen Pfad nach unten. Hayden konnte einige Korsen erkennen, die auf halbem Weg nach unten auf den General warteten. Zwei angebundene Maultiere suchten halbherzig in dem trockenen Gestrüpp nach Gras.
Der alte General stieg den Berg sehr langsam nach unten und stützte sich im Gehen häufig auf der Schulter seiner Leibwache ab. Die Korsen zollten Paoli enormen Respekt – Ehrerbietung in Wirklichkeit –, was Hayden bewegte.
»Wir haben es noch nicht geschafft, ein Glas Wein zusammen zu trinken, Kapitän Hayden«, meinte Paoli, als sie einen Moment innehielten, da der General eine Pause brauchte.
»In der Tat, General, aber das können wir sicher nachholen, sobald wir die Franzosen vertrieben haben. Dann werden wir alle auf unseren Sieg anstoßen.«
Der alte Mann ließ sich seufzend auf einen Felsbrocken sinken. In diesem Moment wirkte er gebrechlich und uralt, aus all seinen Gesten sprach eine große Unsicherheit – was gar nicht recht zu ihm zu passen schien.
»Ja«, antwortete Paoli, als er wieder zu Atem kam, »wir werden einen Toast auf die korsische und britische Insel ausbringen, aber wie lange werden Ihre Landsleute hier bleiben, frage ich mich? Werden die Briten gehen und die Österreicher kommen? Oder gar die Spanier?« Er schüttelte den Kopf. »Vergeben Sie mir. Ich bin immer schnell erschöpft, und dann verschlechtert sich meine Laune oft zusehends. Ich glaube, die Franzosen werden sich in einigen Tagen aus San Fiorenzo zurückziehen, und dann werden auch Bastia und Calvi fallen. Aber wer vermag schon in die Zukunft zu sehen? Eine Zeit lang werden wir die Untertanen Seiner Majestät Großbritanniens sein, und ich denke, dass die Korsen die größte Freiheit erleben werden, die sie seit der Ankunft der Bourbonen je hatten. Ich hoffe nur, dass diese Freiheit auch lange andauert.«
Nun erhob er sich und küsste sowohl Moore als auch Hayden nach südländischer Manier auf beide Wangen. »Meine Leute sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet. Man sagt, dass sich die Korsen nie an eine gute Tat erinnern, sondern immer nur an eine schlechte, doch Paoli wird nicht vergessen, was Sie für unser Volk getan haben. So lange ich lebe, werden Ihre Namen hier in Ehren gehalten, überall in den Bergen wie auch in allen Städten. Wir sind ein armes Volk und können uns keine Statuen auf Säulen leisten, aber wir können Ihre Namen erwähnen und unseren Enkelkindern erzählen,
Weitere Kostenlose Bücher