Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Eskorte: Roman

Die letzte Eskorte: Roman

Titel: Die letzte Eskorte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
wie Sie die großen Geschütze auf die Anhöhen brachten, obwohl alle glaubten, dies sei unmöglich, und wie Sie die Franzosen von unseren Gestaden vertrieben, um uns unsere Freiheit zu geben, wie lange sie auch immer andauern mag.«
    Mit diesen Worten wandte sich Paoli zum Gehen und setzte seinen Weg nach unten fort. Am Fuße der Anhöhe drehte er sich noch einmal um, winkte den Offizieren zu und ließ sich dann auf den Rücken des Maultiers helfen. Schon bald war er in dem Grün des Buschwerks und der Bäume nicht mehr zu sehen.
    Als Hayden zum Strand zurückkehrte, sah er, dass sich viele Männer seiner Crew, darunter auch die Midshipmen, im Zweikampf übten, einige mit hölzernen Entermessern, andere mit Musketen und Bajonetten, wiederum andere mit Piken.
    Bereits vor geraumer Zeit hatte Hawthorne Hayden gebeten, den Schiffszimmermann anzuweisen, Waffen aus Holz anzufertigen, damit sich die Männer im Nahkampf messen konnten, ohne sich ernsthafte Verletzungen zuzuziehen.
    Der Leutnant der Marinesoldaten hatte die Männer erbarmungslos gedrillt, sofern es das Wetter zuließ – insbesondere die Zeit der Quarantäne vor Gibraltar hatte Hawthorne genutzt, um die Männer auszubilden –, und nun war Hayden sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
    Immer schon war er der Ansicht gewesen, dass dieser Aspekt der Kriegsführung auf See nicht die Aufmerksamkeit erhielt, die er verdient hatte. Für Hayden war es schlichtweg nicht hinnehmbar, dass ein Mann aus der Besatzung nur deshalb sein Leben verlor, weil er nicht mit den Waffen umzugehen wusste. Tatsächlich fühlte er sich für das Leben seiner Leute verantwortlich, und daher fand Hawthornes Engagement beim Drill der Mannschaft Haydens volle Zustimmung.
    Unter den Midshipmen sah er nun auch Gould, der ein Entermesser aus Holz schwang. Die Segelreffer waren größtenteils noch so jung, dass sie eher wie Burschen beim Herumtollen aussahen und nicht wie Männer, die das Handwerk der Verteidigung und des Tötens erlernten. Gould, das fiel Hayden auf, war sich für diese Übungen nicht zu schade und focht und parierte mit einem Feuereifer, den Hayden bemerkenswert fand.
    Hawthorne entdeckte seinen Kapitän und kam auf ihn zu. Er hatte die rote Uniformjacke abgelegt und benutzte ein hölzernes Schwert als Gehstock. Sein Gesicht schimmerte vor Schweiß, seine Wangen waren von den Anstrengungen gerötet.
    »Ich hoffe, die Jungs sind genauso gut im Töten von Franzmännern wie beim gegenseitigen Ermorden«, kommentierte Hawthorne das Geschehen auf dem Strand.
    »Wie ich sehe, haben die Männer viel dazugelernt, Mr Hawthorne. Meinen Glückwunsch.«
    Hawthorne senkte die Stimme. »Um ehrlich zu sein, zuerst dachte ich, die Jungs stechen sich gegenseitig ab, aber inzwischen machen sie sich ganz gut.«
    Die beiden beobachteten das Fechten eine Weile mit prüfenden Blicken.
    »Unser Mr Gould scheint ja ein beachtlicher Kämpfer zu werden«, stellte Hayden fest.
    »In der Tat. Ich glaube, das liegt teils an seinem Wunsch, sich in seinem Beruf zu bewähren, und teils an seinem Wunsch, sein noch junges Leben zu schützen.«
    »Mir sollen beide Beweggründe recht sein«, antwortete Hayden darauf.
    »Mir auch. Nichts fürchte ich mehr als Dummköpfe, die sich ohne Anzeichen von Furcht in ein Gefecht stürzen. Denn den Menschen, die ohne Furcht zur Welt kommen, mangelt es nicht selten auch an Gewissen.«
    Hayden war ein wenig erstaunt darüber, dass Hawthorne sich zu solchen Dingen äußerte. »Das denke ich auch. Benötigen Sie noch irgendetwas, Leutnant?«
    »Nein, Sir. Wir haben genug Wasser und Proviant. Ich frage mich schon, wann wir endlich wieder anfangen, die Franzosen zu bekämpfen, Kapitän Hayden. Ich war immer schon der Meinung, dass Sie Ihr Talent vergeuden, wenn Sie Kanonen über Land zerren.«
    »Dieser Meinung schließe ich mich an. Ich habe mich eben erst von der Wirkung unserer Geschütze dort oben überzeugen können. Und ich kann Ihnen nur sagen, dass ich absolut zufrieden bin. Das Unterfangen hat sich gelohnt, auch wenn sich viele Männer dabei halb zu Tode geschunden haben.«
    Hawthorne lachte. »Ich denke, die Männer im Lazarett werden neuen Mut schöpfen, wenn sie das hören.«
    »Machen Sie weiter, Mr Hawthorne.«
    »Das werde ich, Sir.«
    Kurze Zeit später hatte der Bootsmann Hayden zur Foxhound gerudert, damit er Kapitän John Winter treffen konnte. Beim Eintreten nahm Hayden stillschweigend die spartanische Ausstattung der Kajüte und die wenigen, schäbigen

Weitere Kostenlose Bücher