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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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so ein Ding haben«, stöhnte Amanda. »Damit zeigt man, dass man dazugehört, verstehst du? Ich finde es allerdings ätzend, auf der Straße von irgendwelchen Kids angezappt zu werden, die denken, man brauche mal eine Ladung Drum and Bass im Kopf.«
    Benj nickte weise. »Deshalb nimmt man sie uns in der Schule immer ab.«
    »Sie arbeiten an einer Videoversion. Stell dir das vor!«
    »Erstaunlich, wie viel Neues es gegeben hat, während ich weg war«, sagte Lily.
    »Nichts Nützliches«, erwiderte Amanda. »Nicht wirklich. Nur Ablenkungen. Was wir brauchen, sind technische Großtaten, um das Wasser fernzuhalten. Das Themse-Sperrwerk hätte nur der Anfang sein sollen. Aber so was ist heutzutage nicht angesagt.«

    »Wir haben die Überschwemmungen im Öko-Unterricht durchgenommen«, sagte Kristie. Sie warf den Plastikrucksack auf den Tisch und begann, darin herumzuwühlen. »Zum Beispiel die Fens, die liegen unter dem Meeresspiegel. Wenn sie überschwemmt werden, bilden sich Tümpel . Früher hat man das Wasser abgepumpt oder abgeleitet, aber jetzt, wo der Meeresspiegel einen Meter gestiegen ist, geht das nicht mehr so einfach.«
    »Einen Meter? Wirklich?«
    Kristie wirkte ein wenig beleidigt, als würde Lily ihr nicht glauben. »Wir haben es im Öko-Unterricht gelernt«, wiederholte sie. »Und wir sollen ein Sammelalbum führen, in dem wir die ganzen Veränderungen festhalten.«
    »Was für Veränderungen?«
    »Komische Sachen, die im Zusammenhang mit den Überschwemmungen passieren. Schau!« Kristie holte einen Handheld aus ihrem Rucksack, stellte ihn auf den Tisch und blätterte ein paar Einträge durch. Lily kniff die Augen zusammen, um die winzige Schrift lesen zu können.
    Der erste Eintrag war ein kurzer Videoclip über einen alten Mann, der behauptete, seit sechzig Jahren bei jedem Auswärtsspiel von Crystal Palace gewesen zu sein. »Von Jugend an, bei jedem Wetter, unterstütze ich Palace.« Er hatte einen breiten, altmodischen Südlondoner Akzent. »Bei jedem Wetter, seit ich zehn bin, aber diese Woche hätte ich schwimmen müssen, um nach Petersborough zu kommen. Hab noch nie ein Spiel verpasst, kein einziges, wo soll das bloß enden …« Als Kontrast hatte Kristie einen Clip über das Cup-Finale in Mumbai hinzugefügt; die Fußballspiele fanden inzwischen meist auf der anderen Seite der Welt statt, und selbst wenn
nicht, kam man als Anhänger einer lokalen Mannschaft erst gar nicht zum Austragungsort.
    Ein weiterer Clip stammte aus Amerika. Eine schwarze Frau schilderte, dass sie ihr Zuhause in Bay St. Louis, östlich von New Orleans, hatte aufgeben müssen. Das Pionierkorps der US Army hatte ein großes Umsiedlungsprojekt ins Hinterland der Golfküste durchgeführt und weite Bereiche des Küstenstreifens als natürliche Barriere gegen Post-Katrina-Stürme in Feuchtgebiete umgewandelt. Die Regierung hatte das alte Haus der Frau aufgekauft und sie umgesiedelt. Doch dann hatte sie ihr neues Zuhause im Landesinneren wegen der Gefahr weiterer, noch stärkerer Überschwemmungen wieder aufgeben müssen. »Ich wollt’ nie hierher, die Bay is’ mein Zuhause, schon meine Momma kommt von da, aber der Gouverneur sagt: ›Frau, du musst gehn.‹ Also pack’ ich meine Kinder und mein’ Hund ein und geh. Und jetzt hab ich das verdammte Meer schon wieder im Wohnzimmer, und ich wüsst’ gern, was soll die ganze Umzieherei, wenn einem das Meer sowieso folgt?«
    Ein Schnipsel aus einer Nachrichtensendung für Kinder umriss die Auswirkungen des Hochwassers auf die Tier- und Pflanzenwelt im Garten. Es gab verblüffende Bilder von Flusspflanzen, die in den Zweigen der Bäume hingen. Und der Regen spülte Insekteneier von den Blättern, wo sie abgelegt worden waren, so dass die Vögel in der Brutzeit später kein Futter fanden. In Kristies Garten - in ganz England - waren die Blaumeisenpopulationen dramatisch zurückgegangen.
    »Diese Beiträge sind gut«, sagte Lily zu Kristie. »Ich meine, gut ausgewählt. Du hast einen Blick dafür. Vielleicht solltest du Journalistin werden.«

    »Ich will Schriftstellerin werden«, erwiderte Kristie. »Geschichten statt Nachrichten.«
    »Die Überschwemmungen ruinieren das Ackerland«, mischte sich Benj ein. Offenbar bekam er nicht genug Aufmerksamkeit. »Darum ging’s bei uns. Das passiert nämlich in Yorkshire. Man kriegt Salzwasser auf die Weiden, so dass die Kühe das Gras nicht mehr fressen, das Laub der Bäume verschrumpelt, und der Weißdorn wird schwarz und so. Das führt zu

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