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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Bahngleisen. Dies war Holland, dessen Deiche dem Wasser jahrhundertelang getrotzt hatten und schließlich doch überflutet worden waren. Nun versank alles langsam unter einer Schlammschicht; die Flut war jetzt so hoch, dass kein Sonnenlicht mehr zu der Unterwasserlandschaft vordrang. Hätte jemand in den überfluteten Straßen von Antwerpen oder Arnheim gestanden, so hätte er den Rumpf der Arche nicht wie eine linsenförmige Wolke über sich hinwegziehen sehen können.
    Auf dem Schiff allerdings wusste man es immer, wenn man sich über ehemals trockenem Land befand. Vögel fielen in Schwärmen ein, Finken, Stare und Krähen, Landvögel, die ihrer Schlafgebiete beraubt waren. Die Kinder verdienten sich zusätzliche Essensrationen, wenn sie zum Sportdeck hinaufgingen und die Vögel mit Besen verscheuchten. Ein dünner Schmutzfilm aus Öl und Abfällen, der noch immer von den zerstörten Städten in der Tiefe heraufstieg, bedeckte das Wasser. Er bestand zu großen Teilen aus Plastik, bunt gefärbt und so unzerstörbar wie an dem Tag seiner Entstehung, aus großen Mengen verrottender Pappe oder grauen Speiseresten. Seemöwen kamen aus dem Nichts und stürzten sich auf dieses Zeug. Und hin und wieder sah man dunklere, klobigere Gebilde, aufgeblähte menschliche Überreste, die, aus den unbeabsichtigten Grabstätten dort unten befreit, nach oben gestiegen waren und nun zwischen dem Müll trieben.
    Manco und die anderen Kinder lagen den Erwachsenen ständig in den Ohren, sie inmitten dieser faszinierenden treibenden Schätze schwimmen zu lassen. Sie waren ein Jahrzehnt oder mehr nach Beginn der Flut geboren, und
Dinge wie Aluminiumgetränkedosen und Plastikformpackungen für Mikrowellengerichte waren für sie exotische Wunder. Natürlich wäre das Schwimmen viel zu unsicher gewesen, selbst wenn das Schiff gerade keine Fahrt gemacht hätte.
    Die Arche nahm Kurs nach Südosten und überquerte die deutsche Grenze. Wo immer möglich, folgte sie dem Verlauf der Flusstäler, die immer noch in die versunkene Landschaft eingeschnitten waren, und hin und wieder stoppte sie, damit eine manuelle Tiefenmessung vorgenommen werden konnte; dazu ließ man, wie in alten Zeiten üblich, ein Seil mit einem Bleigewicht hinab. Lammockson befahl stets außerordentliche Vorsicht bei der Navigation und verließ sich nicht allein auf elektronische Systeme.
    Auf den animierten Karten konnten die Passagiere die Städte abzählen, über die sie hinwegfuhren: Duisburg, Düsseldorf, Köln. Als sie die Umgebung von Bonn erreichten, lagen die Anhöhen unter ihnen, in die das Rheintal eingeschnitten war. Der Steuermann hielt sich streng in der Mitte des Flusstals. Im Osten und Westen ragten kleine Hochlandreste über den Wellen empor, Berggipfel, die zu niedrigen Inseln geworden waren. Lily sah Überreste der Stadtlandschaft des einst stark bevölkerten Westeuropa, Häuser, die Inseln wie Korallen überzogen, Fabriken und Kraftwerke, Telefon- und Strommasten, ab und zu das Glitzern eines modernen Bauwerks wie eines Einkaufszentrums. Die Brückenbesatzung hielt mit Teleskopen und Ferngläsern Ausschau und schickte hin und wieder einen Bootstrupp auf Erkundung. Und das Schiff ließ seine klagende Sirene ertönen; der tiefe Basston rollte ohne Echo über das Meer. Es gab
niemals eine Antwort, nur Vögel flogen in großen Wolken von den Inseln auf.
    Schließlich fuhr die Arche Drei ins Zentrum der Schweiz hinein.
     
    Irgendwo über den versunkenen Überresten Genfs gingen sie vor Anker. Der Nordwesten des Landes wurde jetzt von einem salzwasserhaltigen Gewässer beherrscht, zu dem zwei alte Seen - der Neuenburgersee und der Genfer See - verschmolzen waren und das seinerseits nur eine weitere Bucht der ins Riesenhafte vergrößerten Nordsee bildete.
    Ein Landetrupp sollte am Ufer abgeholt und zu einer Bergsiedlung namens Neu-Genf gebracht werden, um sich dort mit Vertretern der Behörden des Staates und des Kantons zu treffen. Neu-Genf lag ein gutes Stück oberhalb der Wasserlinie, eine provisorische, aber trotzdem funktionierende Ortschaft aus Zelten und Häusern mit Schindelwänden und Wellblechdächern. Die Schweizer konnten mit Lammockson und seinen Handelsofferten durchaus etwas anfangen. Einige Kantone in diesen Gebirgsregionen waren von der Überschwemmung noch gar nicht unmittelbar betroffen, und die Bewohner hatten sich rasch organisiert, um die Wellen hungriger Flüchtlinge in Schach zu halten, die aus dem Tiefland Deutschlands, Frankreichs und

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