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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Rückens einstellen konnte. Sobald sie das tat, empfing das System jedoch keine sauberen Echos mehr. Die Datenanzeige flackerte verwirrt.
    »Scheiße.« Thandie führte eine Schnelldiagnose durch. »Scheint alles okay zu sein.« Sie schickte einen raschen Testimpuls zu dem Berg; das Echo kam sauber zurück. »Aber wenn ich den Impuls nach unten sende …« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich die Resultate ernst nehme, ist der Meeresboden dort unten zertrümmert. Aufgebrochen. Vielleicht eine Art Senkung.« Das Tauchboot erbebte. Thandie klammerte sich an die Armlehnen ihres Sitzes. »Was war das?«
    Lily überprüfte in aller Eile ihre Anzeigegeräte und ging mögliche Szenarien durch: eine Implosion eines Auftriebskörpers, eine defekte Schraube. Alle Indikatoren waren in Ordnung. »Aber wir steigen«, sagte sie.
    »Was?« Thandie beugte sich hinüber, um auf die Instrumente zu sehen. »Wir sind schwerer als das Wasser. Das ist unmöglich.«

    Lily sagte nichts; sie zeigte nur auf den Tiefenmesser, der den Rückwärtsgang eingelegt hatte. Und sie bekam ein komisches Gefühl im Magen. Rasch überprüfte sie die Stabilität des Fahrzeugs. Die Trieste drehte sich. »Sie dreht sich, und sie steigt hoch«, sagte sie. »Als wären wir in einer Art Aufstrom gefangen.« Sie warf einen raschen Blick aus dem dicken Fenster. Im Licht der Bootsscheinwerfer sah sie Turbulenzen, schlammige Strudel.
    »Ich wusste es«, hauchte Thandie.
    »Was?«
    »Es ist eine Fontäne. Sie kommt direkt aus den Wasserspeichern im Erdmantel herauf, durch zertrümmertes Terrain.«
    »Erklär mir, was wir da sehen.« Lily runzelte verwirrt die Stirn.
    »Wasser, Lily. Wasser, das aus dem Erdinneren heraufsprudelt. Ich glaube, das ist die Quelle der Überschwemmungen, des Meeresspiegelanstiegs. Mein Gott, ich war schon ein Dutzend Mal hier unten. Wir haben auch da schon einige Indizien gefunden, Sickerstellen, Änderungen des Salzgehalts, aber nichts derart Dramatisches. Du hast es gleich bei deiner ersten Tauchfahrt entdeckt!«
    »Aber was ist es denn?«
    »Ein unterirdisches Meer.«
    Lily steuerte sie aus dem Aufstrom heraus in ruhigeres Wasser.
     
    Thandie sagte, sie sei aus purem Zufall auf die Idee mit den unterirdischen Meeren gekommen. Sie sei zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen.

    »Angefangen hat es mit einer Studie aus den Nullerjahren, auf die ich zufällig gestoßen bin. Damals sind ein paar Jungs von der University of California in San Diego einen Haufen alter seismischer Signale durchgegangen. Du weißt ja, Erdbeben erzeugen Wellen, die durch das Gefüge der Erde reisen. Man kann sie verfolgen und sehen, wie sie an den Grenzen unterschiedlich dichter Schichten dort unten reflektiert oder gebrochen werden und so weiter. Sie sind jedoch auf eine konsistente Abschwächung der Wellenenergie in einer Tiefe von etwa tausend Kilometern gestoßen, also im Erdmantel, irgendwo unter Peking. In der Folge haben sie bewiesen, dass diese Dämpfung von Wasser verursacht worden sein musste - von gewaltigen Wassermassen etwa vom Volumen des Nordpolarmeers, die in porösem Mantelgestein gefangen sind. Und es gibt auch noch andere Theorien, denen zufolge es dort unten Wasser in anderen Formen geben könnte, ganze Ozeane, die molekülweise in der Struktur bestimmter Mineralien in den Mantelgesteinen gefangen sind.«
    »Unterirdische Meere …«
    »Genau.«
    »Und wie kommt das Wasser dorthin?«
    »Vielleicht ist es ein Überbleibsel der Erdentstehung. Der Planet wurde ja aus einer Wolke von Stein und Eis - hauptsächlich Wassereis - geboren. Man glaubt gemeinhin, der größte Teil des Wassers und anderer flüchtiger Stoffe sei in der Hitze der Erdentstehung verdampft und die Ozeane, die es heute gibt, seien später durch Kometeneinschläge entstanden. Aber die Planetenbildung ist eine komplexe Angelegenheit. Nichts spricht dagegen, dass bei dem Verdichtungsprozess,
in dem die Erde Gestalt angenommen hat, Wasser eingeschlossen worden sein könnte. Es könnte allerdings auch durch tektonische Prozesse von der Oberfläche in die Tiefe transportiert worden sein. Wir wissen, dass so etwas heutzutage geschieht. Hier sind wir an einem Ort, wo Meeresbodenplatten entstehen. Es gibt entsprechende Orte, wo sie zerstört werden - Subduktionszonen, wo eine Platte unter die andere abtaucht, zurück in den Mantel. Dabei werden eine Menge Wasser und andere Stoffe mit in die Tiefe gezogen.«
    »Du wusstest also bereits von diesen unterirdischen

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