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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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jahrzehntelangen Benutzung glatt geschmirgelt.
    Sobald sie beide drinnen waren, schloss Thandie die Luke. »Herrgott«, sagte sie. »In diesem Kahn stinkt’s immer nach Benzin. Bringen wir’s hinter uns.«
    Sie streiften die Schwimmwesten ab, ließen sich an ihren Positionen nieder und gingen rasch eine Checkliste der wichtigsten Systeme durch. Sauerstoffflaschen und eine moderne Kohlendioxidwaschanlage - Ventilatoren, Pumpen, Filter, entwickelt aus einer ähnlichen Technologie, wie sie in der Raumstation eingesetzt worden war - würden sie am Leben erhalten. Als die Waschanlage anlief, gab es ein pfeifendes Geräusch, wie das Lüftersummen eines altmodischen Desktopcomputers. Lily bestätigte, dass das Antriebssystem, die steuerbaren Schrauben oben auf dem Rumpf, funktionsfähig war. Thandie überprüfte, ob die Außensensoren und die anderen Geräte arbeiteten: die Kameras, ein Pumpensystem zum Einsammeln von Proben, eine Sonar- und Radarkapsel zur Erforschung der Schichten unter dem Meeresboden. Es gab auch so etwas wie einen Roboterarm, mit dem man Objekte außerhalb des Rumpfes ergreifen und Proben entnehmen konnte.
    Während sie arbeiteten, schwang die unter dem Kiel des rollenden Rumpfes sitzende Gondel heftig hin und her. Die Schalensitze hatten Gurte, und Lily schnallte sich an. Aber das Rollen erschwerte es ihr, die Steuerungselemente zu bedienen,
ja sogar die Monitore abzulesen, und ihr drehte sich der Magen um. Doch sie war fest entschlossen, sich auf gar keinen Fall hier drin zu übergeben. Thandie pfiff betont lässig vor sich hin, während sie ihre Ausrüstung überprüfte.
    Die Gondel war eine Kugel mit einem Durchmesser von nur etwa zwei Metern, ausgerüstet mit zwei Schalensitzen, einer kleinen chemischen Toilette und einem Proviantbeutel. Gegenüber der Luke befand sich ein einzelnes, nach unten zeigendes Fenster, ein massiver Plexiglasblock, der in die zehn Zentimeter dicken Stahlwände eingesetzt war. Tatsächlich gab es hier drin viel mehr Nutzraum als damals in den 1950er Jahren. Man hatte die alten Gerätschaften im Inneren entfernt und durch moderne Instrumente und Bedienungselemente ersetzt; die verkratzten Wände waren mit Klappbildschirmen gepflastert.
    Dennoch fand Lily die Gondel noch immer sehr klein und eng. Sie verstand, weshalb Gordo die Arbeit so leichtgefallen war; Raumfahrzeuge, wie die Sojus, boten genauso wenig Platz. Als Pilotin war Lily zwar auch an kleine Kabinen gewöhnt, aber für gewöhnlich von unendlich viel Raum umgeben. Sie fragte sich, wie gut sie damit zurechtkommen würde, mit all den Wassermassen über ihr in diesem Stahlsarg eingeschlossen zu sein, ohne jeden Ausweg.
    Schließlich testete Lily die Funksprechanlage. Gordo fungierte heute als »Capcom«, wie er es mit einem Begriff aus der Raumfahrt nannte; es war beruhigend, seine Stimme zu hören. Sie hatten eine Funkverbindung auf Langwelle und zur Sicherheit auch noch eine altmodische Hydrofon-Verbindung installiert.
    Nachdem Lily, Thandie, Gordo und die Endurance -Crew
bestätigt hatten, dass alles funktionierte und bereit war, tippte Lily auf einen Bildschirm.
    Die Ballasttanks vorn und achtern wurden geflutet, und die Trieste sank in die Tiefe. Für einen kurzen Moment hob sich ihr Magen, als säße sie in einem abwärts sausenden Fahrstuhl. Aber das legte sich bald, ebenso wie das Rollen; sie hatten die Wellen an der Oberfläche rasch hinter sich gelassen. Lily blickte durch das Fenster nach unten, sah jedoch nichts als ein bläuliches Leuchten und hin und wieder ein paar Schwebstoffteilchen, die das Wasser trübten.

27
    Thandie sah über Lilys Schulter hinweg auf das Piloten-Display, in dessen Zentrum sich eine schematische Darstellung des Schiffes befand, ein Längsschnitt durch den Rumpf mit den Auftriebskörpern und Ballasttanks und der darunter hängenden Blase der Gondel. Das Bild war mit Statuszahlen bedeckt. »Sieht für mich alles okay aus.«
    »Ja …«
    Das Prinzip des Tiefseetauchboots war eher schlicht. Der Bathyskaph, wie es genannt wurde, ähnelte einem mit Ballast beladenen Heißluftballon. Als Ballast diente schwerer Eisenschrot, als Auftriebsmaterial Benzin - die »Luft« im Ballon -, weil es leichter als Wasser, aber selbst bei extremem Druck nicht komprimierbar war und darum seine Auftriebseigenschaften behielt. Momentan war die Trieste ein wenig schwerer als das von ihr verdrängte Meerwasser, darum sank sie stetig, bis der Druckausgleich erreicht war. Dann musste sie ein wenig Benzin

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