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Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood

Titel: Die letzte Flut - Die letzte Flut - Flood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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noch gefahrlos landen könne. Thandie, Gary und Lily stiegen aus, gefolgt von der Pilotin und dem AxysCorp-Bodyguard.
    Während die Pilotin ihr Gepäck auslud, ging Lily zum Rand des Landeplatzes. Als sie auf das grüne Gras trat, gab der Boden unter ihren Füßen nach, sumpfig und voller Wasser. Sie beschirmte die Augen und sah sich um. Es war Jahre her, dass sie in Manhattan gewesen war, im Central Park, damals jedoch als Touristin. Als sie nun den Blick schweifen ließ, konnte sie kaum glauben, dass sich irgendetwas verändert hatte; sie befand sich mitten in diesem erstaunlichen Flecken Grün im Herzen der größten Stadt der Welt, deren Gebäude zu allen Seiten über die Baumwipfel aufragten. Doch als sie sich nach Süden wandte, sah sie schmutzige Zelte, Schuppen und Rauchfahnen von Feuern. Im Central Park wohnten also Menschen. Und es roch nach Fäulnis und Abwässern, ein Gestank, der ihr aus London allzu vertraut war.
    Die Pilotin rief sie zur Gruppe zurück. Sie war eine massige Frau von vielleicht dreißig Jahren. »Willkommen in New York«, sagte sie mit breitem Bronx-Akzent und grinste sie an. »Ich gebe Ihnen ein bisschen Orientierungshilfe.«

    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte Thandie scharf.
    »Ich folge nur Mr. Lammocksons Anweisung, also hören Sie bitte zu. Vielleicht fallen Ihnen ein paar Veränderungen seit Ihrem letzten Besuch auf. Aber die Stadt ist nicht in so schlechter Verfassung, wie man denken könnte. Sie funktioniert noch. Allerdings ist der Nahverkehr nicht mehr derselbe wie früher. Wir können Sie nicht weiter nach Süden fliegen. Und die U-Bahnen sind schon am ersten Tag überschwemmt worden.«
    Die New Yorker U-Bahnen waren erst nach der Kanalisation gebaut worden, die für ihre Entwässerung sorgte, und verliefen darum unter dem Abwassersystem. Selbst in normalen Zeiten war es eine heroische, nicht enden wollende Anstrengung gewesen, Wasser aus den Tunnels in die Kanalisation hinauf und in den Hudson zu pumpen. Als das Hochwasser kam, hatten sich die Tunnels schnell gefüllt; dann war die Stromversorgung der Pumpen ausgefallen, und es hatte keine Möglichkeit mehr gegeben, die U-Bahnen zu retten.
    »Also«, fragte Thandie, »wie kommen wir zum Empire State Building?« Dort hatten sie sich mit Piers Michaelmas verabredet, rund fünfundzwanzig Blocks unterhalb von Central Park South. Typisch für Piers, dass er eine solch fantasievolle Wahl getroffen hatte, dachte Lily trocken.
    »Gehen Sie zu Fuß, nehmen Sie ein Taxi oder eine Rikscha, oder halten Sie in den überfluteten Gebieten ein Wassertaxi an. Nehmen Sie auf jeden Fall ein von der Stadt konzessioniertes Taxi. Wenn Sie nicht sicher sind, fragen Sie einen Cop. Haben Sie GPS?«
    Thandie hob den Arm; ein stündlich mit Überschwemmungsdaten
aktualisierter GPS-Stadtplan wurde auf einen Aufnäher an ihrem Ärmel projiziert.
    »Benutzen Sie Ihren gesunden Menschenverstand«, fuhr die Pilotin fort und stemmte die Arme in die Hüften. »Halten Sie sich von zerstörten Gebäuden fern. Trinken Sie nichts, was nicht aus einer versiegelten Flasche kommt. Gehen Sie nicht schwimmen. Sprechen Sie mit niemandem, der aussieht, als hätte er sich schon ein paar Tage nicht mehr gewaschen. Wenn der Geruch zu schlimm wird, legen Sie Ihren Mundschutz an. In der Lower East Side ist angeblich die Cholera ausgebrochen, also achten Sie darauf, Sie werden die Polizeiabsperrungen sehen. Ich verabschiede mich hier von Ihnen, ich muss den Chopper nach Hause bringen. Aber John hier bleibt die ganze Zeit bei Ihnen.«
    Der Bodyguard - John - nickte knapp und trat einen Schritt zurück. Lily hegte den Verdacht, dass er ihnen bis zum Freedom Tower folgen würde, ob es ihnen passte oder nicht.
    »Das wär’s«, sagte die Pilotin. »Noch Fragen?«
    Gary zeigte auf die Ansammlungen von Zelten, die Feuer. »Was ist mit den Leuten da drüben?«
    »Flüchtlinge aus Downtown. Die Stadt schafft sie weg, meistens zu den großen Lagern, die man in der Umgebung von West Point angelegt hat, wo sie angemessen abgefertigt werden können. Aber es kommen immer wieder neue. Der Central Park dient als große Sammelstelle. So eine Art Barackensiedlung.«
    »Das hat’s hier schon gegeben, bevor die Stadt das Land gekauft und den Park eingerichtet hat. Damals, Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Schweinefarmen und Müllabladeplätze.
Was uns jetzt umgibt, ist größtenteils landschaftsgärtnerisch gestaltetes Gelände.«
    »Wie gewonnen, so zerronnen, hm, Kumpel?

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