Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)
gesetzt, und das Kenban informiert die Gasthäuser und Restaurants, daßdie Geisha Sowieso einen festen Partner hat und nicht zum Übernachten bleibt.
Wenn ihr Partner sie engagiert, ziehen sie sich nicht gleich zu zweit zurück, sondern er läßt erst ein paar andere Geisha kommen und gibt eine ausgelassene Feier. Dabei zeigt sie sich nicht im geringsten vertraut mit ihm, sondern kredenzt ihm den Reiswein streng nach der Etikette. Dann wechselt er das Zashiki , läßt sich von einem Dienstmädchen den Obi lösen und verteilt Trinkgelder. Die Geisha übernachtet mit ihm im langen Unterkimono, und am andern Morgen kommt vom Geisha-Haus eine Nachwuchs-Geisha, bringt ihr den Tages-Kimono zum Wechseln und holt ihre Zashiki -Gewänder ab.
Außer mit ihrem Mäzen verbringt sie, wenn keine ungewöhnlichen Umstände vorliegen, die Nacht nicht außerhalb. Wenn sie mit einem anderen schlafen will, dann wählt sie sich, wenn sie helle ist, einen Reisenden aus und schläft auf keinen Fall mit einem Einheimischen, damit ihr Mäzen es nicht erfährt. Um das geschickt hinzukriegen, muß sie schon tagelang vorher dafür sorgen, daß sie die Patronin des Restaurants und die Dienstmädchen für sich einnimmt. Auch wenn sie zwei feste Partner gleichzeitig hat, muß sie gut aufpassen.
Wenn eine Geisha namentlich angefordert wird, obwohl ihr Namensschild beim Kenban anzeigt, daß sie schon engagiert ist, nennt man das »Nakamorai« (Zwischendurch-Engagement), und wenn jemand absolut darauf besteht, sie und keine andere sonst zu engagieren, nennt man das »Zehimorai«. Wenn in einem solchen Fall ihr Mäzen in einem anderen Restaurant ebenfalls auf sie wartet, kommt es bisweilen schon mal vor, daß sie als »Nakamorai« zwischendurch zu ihm geht und mit ihm schläft.
»Eine Menge Kunden auf einmal, ich bin ganz schön fertig«, sagt sie dann, wenn sie, sich den Schweiß abwischend, nach Hause kommt.
All das habe ich später erfahren, nachdem ich selbst Geisha geworden bin, aber wenn man als »Nakamorai« zwischendurch mit einem Partner schlafen will, sind allerhand Geisha-Kniffe erforderlich, um diese Absicht zügig durchblicken zu lassen und den Partner begierig zu machen.
Die Trinkfeier beginnt mit der Hauptfeier, bei der zunächst eine Nachwuchs-Geisha zu Gesang, Shamisen- und Handtrommel-Begleitung der anderen Geisha tanzt. Als nächstes tanzen die Geisha, und nach etwa zwei Stunden wird die Feier beendet. Die Gäste, die nicht bleiben, gehen nach Hause, und dann fängt die Nachfeier an, indem erst einmal alle ins Bad gehen und dann jeweils paarweise separate Zimmer aufsuchen und dort die Nacht verbringen. Auch hierbei schläft jede Geisha nur mit ihrem festen Partner, und wenn noch Kunden übrigbleiben, springen die Mizuten ein.
Sennari war von Anfang an freiwillig Mizuten geworden. Die anderen Geisha behandelten Sennari, die das tat, mit offenkundiger Abneigung; alle ignorierten sie, und Sennari ihrerseits gab sich deswegen abweisend und ließ niemand an sich heran, sondern starrte den ganzen Tag lang, ohne einen Ton zu sagen, auf ein silbernes 50-Sen-Stück, das sie als was weiß ich für ein Amulett aus dem Talisman-Beutel an ihrer Hüfte nahm und auf ihre Handfläche legte.
Bei uns war es Brauch, daß wir, wenn das morgendliche Putzen zu Ende war, ins Bad gingen. Eines Tages, als wir alle im Bad waren, sagte Takechiyo mit ironischem Unterton zu Sennari:
»Du solltest es nicht allzu sehr treiben. Das ist nicht gut für den Körper.«
»Danke für den gütigen Rat! Stört es dich vielleicht, was ich mit meinem Körper mache?«
Jetzt mischte sich auch Temari ein:
»Es schadet dem Ansehen vom Takenoya.«
Sennari, die sich gerade die Haare mit kaltem Wasser ausspülte, goß Temari die ganze Waschschüssel über.
»Was regt ihr euch denn auf, wo ihr doch alle dasselbe macht! Wenn es sowieso kein Ehemann ist, dann ist es egal, ob man einen oder zehn davon hat«, rief sie und ging, die Antwort nicht abwartend, nach oben, ohne sich auch nur abzutrocknen.
Temari heulte auf. »Das werd ich der Mutter erzählen!«
Schon stand sie im Begriff, rauszurennen.
»Wart mal, ich bin dagegen, der Mutter was davon zu sagen. Wenn wir uns schon untereinander streiten, die Mutter sollten wir aus dem Spiel lassen«, sagte Karuta und hielt sie zurück.
»Karuta, du bist schön blöd, daß du zu Sennari hältst. Du hast wohl irgendeinen Grund dafür?«
»Hör mal, Takechiyo, wie lange ernährst du dich eigentlich schon vom
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