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Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die letzte Geisha: Eine wahre Geschichte (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sayo Masuda
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Bein gestellt. Wenn der Lonpari was von meinem Liebsten erfahren würde, dann wäre alles im Eimer.
    Herr Motoyama hat mich gelehrt:
    »Zu lieben, das hat mit körperlicher Lust nichts zu tun. Nur des Anderen Herz zu verlangen, einander zu vertrauen, nur den Anderen glücklich machen zu wollen und sich selbst dabei hintanzustellen, das ist wahre Liebe.«
    Ich wäre zwar aufgeschmissen, wenn der Lonpari etwas von meinem Liebsten erfahren würde, aber ich wollte ebensowenig, daß dieser von dem krötenhaften Kerl erfährt. Ich habe ihm gesagt, daß ich bei anderen Leuten im Haus wohne und daher nicht jeden Abend spät nach Hause kommen kann, und das hat er eingesehen.
    Unablässig lebte ich mit der Sorge, daß uns jemand sehen könnte, der mich kennt, wenn ich mit ihm zusammen bin. Mein Herz steckte in einer argen Klemme und war so in Not, daß ich meinte, es knirschen zu hören. Vor lauter erdrückender Pein fing ich an, rückhaltlos zu heulen. Wer weiß, wie er das aufgefaßt hat.
    »Wein doch nicht! Ich überleg mir schon, was in Zukunft aus dir wird!« sagte er. Gerade das war es ja, was mich so schmerzte.
    Ich hatte für meine Zukunft weder Träume noch große Hoffnungen. Ich wünschte mir nur, so lang wie möglich mit ihm zusammenzubleiben, sonst nichts. Aber auch diese Rendezvous dauerten nicht mal einen Monat lang, und als die Herbstwinde zu wehen begannen, war Schluß mit den heimlichen Treffen mit ihm. Ich hatte nämlich den Lonpari wütend gemacht.
    Selbstmordversuch
    Daß nichts herausgekommen ist, wo ich doch jeden Abend von sieben bis acht nicht zu Hause war, ist fast ein Wunder. Vielleicht hat der Lonpari ja schon vorher etwas gewittert; nervtötende Vorhaltungen hatte er mir gemacht, aber ich schaffte es, ihn zu beruhigen und mich rauszureden. Eines Abends aber sagte er:
    »Neuerdings scheinst du mit so einem blöden Burschen zu gehen. Ich werd es nicht zulassen, daß du die Hure spielst!«
    Penetrant fragt er mich aus; schließlich geht er mir so auf den Geist, daß ich sage:
    »Ich habe vor zu heiraten.«
    »Wenn du dich mit dem verbandeln willst, tu, was du nicht lassen kannst, aber vorher will ich mir den Burschen mal vorknöpfen und ein Wörtchen mit dem reden. Ich bin ja hier kein gänzlich Unbekannter. Wenn ich dich zur Heirat fortgeben und von dir ablassen würde, käme das zwar meinem Ruf zugute, aber daß einer dich mir ausspannt und mir Hörner aufsetzt, verletzt meine Ehre. Den Kerl werd ich in Stücke fetzen. Meinst du vielleicht, ich tät klein beigeben wie ein bepißter Laubfrosch?«
    Selber Kröte, der Kerl! Und kocht vor Wut, daß ihm die Glatze dampft und der Schweiß runtertrieft.
    Bevor er meinem Freund was Häßliches sagt, will ich's ihm zeigen, indem ich sterbe. Ich versuche rauszurennen, da werde ich unversehens seitlich von ihm gepackt, über seinen Kopf hochgehoben und dann voll auf den Tatami -Boden geknallt. Beim Heulen noch denke ich nach. Ich will um keinen Preis, daß diese Kröte von meinem Liebsten gesehen wird. Soll ich, bevor es dazu kommt, den Kerl lieber erstechen?
    Aber mein Freund muß sowieso fortgehen, unser schöner Traum wird eh nie in Erfüllung gehen; da will ich ihn erst recht nicht wissen lassen, daß ich eine Mätresse war. Wenn er erfahren würde, daß alles, was ich ihm in aufrichtigem Ton und in mädchenhaft demütiger Haltung erzählt habe, Lüge war, wie traurig wird er dann sein, und wie wird er mich dann verachten!
    Ich zitterte vor Angst davor.
    Ich legte die Hände am Boden zusammen und bat den Lonpari unterwürfig um Vergebung.
    »Ich habe einen Fehltritt begangen. Ich werde nie mehr etwas tun, was Sie verärgern könnte. Bitte verzeihen Sie mir!«
    Die Laune des Kröterichs besserte sich.
    »Bist wohl geheilt von deiner Verblendung?«
    »Ganz geheilt. Ich werde ihn nie wieder treffen«, schwor ich und war ihm dann zu Willen, mit zusammengebissenen Zähnen.
    Wenn der sich erst mal befriedigt hat, reißt er sein großes Maul auf und pennt, der Kerl …
    Sein Gebiß, das ihm aus dem Mund rausragt, rutscht bei jedem Atemzug rauf und runter. Mein Auge, das nicht hinsehen will, aber auch keinen Schlaf findet, trifft wieder und wieder auf diesen Anblick. Wie ich den hasse …!
    Ich war noch nie so angewidert von dem Kerl wie in dieser Nacht. Alleine wach liegend, schüttelte es mich vor Abscheu bis zum Tagesanbruch. Ich ging am nächsten Tag nicht in die Fabrik, sondern schloß mich gequält den ganzen Tag in mein Haus ein. Als aber die Lichter der

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