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Die letzte Jungfrau ...

Die letzte Jungfrau ...

Titel: Die letzte Jungfrau ... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Day Leclaire
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lächelte selbstgefällig. “Ja, Tante Myrtle.”
    Annie konnte sich nicht länger beherrschen. “Aus dem Fenster zu steigen war die einzige Möglichkeit, uns alle aus dem Zimmer zu befreien. Wenn ich nicht den Baum hinuntergeklettert wäre …”
    “Hinuntergefallen”, verbesserte Sam sie.
    “Jedenfalls nach unten gelangt wäre, dann würdet ihr Männer noch immer im Schlafzimmer euren Streit austragen.”
    “Was hattest du überhaupt in Sams Schlafzimmer zu suchen?” Myrtle kümmerte sich um Annies aufgeschürfte Knie.
    Wahrscheinlich wäre es einfacher, wenn ich ein Bad in Jodtinktur nehme, dachte Annie.
    “Ja, das ist die Kernfrage.” Sam nickte zustimmend. “Bestimmt hatte Annie nichts Gutes im Sinn.”
    “Du musst es ja wissen, weil du auch da warst”, erwiderte sie aufgebracht.
    “Genau. Ich wiederhole: nichts Gutes im Sinn.”
    “Hör nicht auf ihn, Tante Myrtle. Ich habe Sam die Schäden am Haus gezeigt, und als wir im Schlafzimmer waren, hat ein Windstoß die Tür zugeschlagen, und die Klinke ist herausgefallen.”
    “Das ist unsere Version der Ereignisse, und daran halten wir unerschütterlich fest.” Sam zwinkerte Annie zu. “Stimmt’s, Schatz?”
    “Ach, hör doch auf! Sonst glaubt noch jemand, du meinst es ernst.”
    “Jeder weiß, dass ich es ernst meine. Ich wette, man wird dir zum ersten Mal nicht glauben und stattdessen vermuten, dass du verharmlost, was wirklich in diesem Zimmer passiert ist, weil du Angst um deinen makellosen Ruf hast. Vielleicht sollten wir dein Schild vor dem Haus abnehmen. Dann haben die Leute wirklich etwas zu tratschen.”
    Am liebsten hätte Annie ihn geohrfeigt. “Es ist wirklich nichts passiert, Tante Myrtle.”
    Sam schüttelte den Kopf. “Lässt du jetzt nicht ein oder zwei Einzelheiten aus?”
    Natürlich tat sie das. “Nein”, log sie bedenkenlos. “Fast sofort, nachdem die Tür zugeschlagen war, erschienen Ben Drake, Sheriff Rolly und der Bürgermeister zu meiner Rettung — als wären sie die drei Musketiere.” Als Sam und Myrtle schallend lachten, blickte sie die beiden verwirrt an. “Was ist denn daran so komisch?”
    “So nennen die drei sich”, erklärte Myrtle.
    “Du machst Witze, oder?”
    Myrtle versuchte, wieder ernst zu werden, aber es gelang ihr nicht. “Sie sind sich natürlich nicht klar darüber, dass jeder hier es weiß. Wir tun ganz ahnungslos, um die armen Männer nicht in Verlegenheit zu bringen.” Sie lachte erneut. “Aber was sollen wir denn eigentlich denken, wenn sie herumlaufen und rufen: ‘Einer für alle und alle für einen’?”
    Fasziniert sah Annie sie an. “Das tun sie? Im Ernst?”
    “Na ja.” Myrtle lächelte schalkhaft. “Sie rufen es nicht direkt in der Öffentlichkeit, aber wenn sie mal wieder eine ihrer hirnrissigen Ideen haben, sagen sie es als Zeichen der Einstimmigkeit. Dann ziehen sie los und richten ein Durcheinander an, alles im Namen der Ehre oder so.”
    Annie runzelte die Stirn. “Jetzt hast du mich neugierig gemacht. Was hatten die drei denn auf Sams Besitz zu suchen?”
    “Ist das nicht offensichtlich?”, fragte Sam. “Sie wollten dich retten.”
    “Ja schon … nur, woher wussten sie, dass ich in Schwierigkeiten war?”
    Myrtle lachte glucksend. “Als Musketiere haben sie wahrscheinlich einen sechsten Sinn, der sie alarmiert, wenn Gefahr im Verzug ist.”
    Sams gute Laune verschwand plötzlich. “Sie brauchen Schwierigkeiten allerdings nicht mühsam aufzuspüren. Die kommen früh genug auf sie zu. Darum werde ich mich persönlich kümmern.”
    “Fang nicht schon wieder damit an!”, bat Annie ihn eindringlich. “Sie wollten mir doch lediglich helfen.”
    “Nein, sie wollten mich erschießen.”
    “Nur der Sheriff. Ben Drake und Bürgermeister Pike waren sehr verständnisvoll.”
    “Ja, so sehr, dass wir dann alle im Zimmer gefangen saßen. Wenn der Bürgermeister mir nicht hätte die Leviten lesen wollen — und Rolly mich verprügeln —, wäre das nicht passiert.”
    “Männer können sich ziemlich albern aufführen”, bemerkte Myrtle. “Aber Ende gut, alles gut.”
    “Ja, weil ich sie gerettet habe”, sagte Annie halblaut. “Wenn ich klüger gewesen wäre, hätte ich sie da eine Zeit lang schmoren lassen und wäre in einigen Tagen hingegangen, um die Reste wegzuräumen.”
    “Das hätte dir jedenfalls einigen Klatsch erspart”, meinte Sam.
    “Welchen Klatsch?”, hakte sie alarmiert nach. “Ich habe noch nichts gehört, weil ich ja noch nicht wieder im

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