Die letzte Jungfrau ...
du sollst dich setzen. Ich sehe ja nichts, wenn mir deine Rückseite den Blick versperrt. So, wer springt raus und rettet Annie? Ben, du sitzt nur untätig herum. Los, hol sie.”
“Aber sie ist … sie hat …”
“Was? Spuck’s schon aus, Ben.”
“Ihr hat es das Kleid fast weggerissen.”
“Worauf wartest du dann noch?”, brüllte Rolly. “Hiev endlich deinen alten Kadaver über Bord, und halt Beaumont davon ab, ihr das Kleid völlig wegzureißen.”
Seufzend stand Sam auf und zog Annie hoch. “Es sieht so aus, als wärst du mal wieder gerettet worden.”
“Stell dich vor mich, während ich mir das Kleid zuknöpfe”, bat sie errötend.
“Das hatte ich ohnehin vor, mein Schatz. Egal, was ich vorhin behauptet habe, es war nicht meine Absicht, jemand zusehen zu lassen, wie du kompromittiert wirst. Das wollte ich ganz allein genießen.” Er blickte über die Schulter. “Wie kommst du voran?”
“Verflixt, alles ist nass und sandig, und ich kriege die Knöpfe nicht durch die Knopflöcher. Kann es sein, dass das Kleid geschrumpft ist?”
Sam unterdrückte ein Lächeln. “Soviel ich weiß, läuft Baumwolle beim Waschen ein, also ist es durchaus möglich.” Er riskierte einen weiteren Blick und wünschte sich, er hätte es nicht getan. Annie sah so verführerisch aus, dass er sie sofort wieder in die Arme genommen hätte, wenn Ben nicht zügig immer näher gekommen wäre. “Soll ich dir helfen?”
“Nein, du sollst mir versprechen, nie mehr die Knöpfe meiner Kleidungsstücke zu öffnen.”
“Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann, mein Schatz.”
“Versuch es!”
“Du weißt doch, dass ich mein Wort nie breche. Wenn ich es jetzt verspreche, muss ich mich daran halten.”
“Genau deshalb wirst du mir jetzt das Versprechen geben. Also, sag’s schon, Sam Beaumont!”
“Was hältst du von der Zusicherung, dass ich deine Knöpfe in Ruhe lasse, wenn wir das nächste Mal in einer Zwangslage wie dieser stecken?”
“Gar nichts. Ich beabsichtige nämlich, nie wieder in eine derartig missliche Situation zu geraten.”
“Heißt das, du wirst nie wieder einen Bootsausflug ohne Reservekanister und Ruder unternehmen?”
“Glaub mir, ich habe heute meine Lektion gelernt. Und was ist nun mit deinem Versprechen?”
“Bist du noch nicht fertig, Annie? Ben kommt immer näher. Dein Glück, dass er ein so langsamer Schwimmer ist.”
“Ich kriege die beiden obersten Knöpfe nicht zu”, jammerte sie.
“Dann steht den ‘Musketieren’ ja ein besonderes Vergnügen bevor.”
“Sam! Du hast mir noch immer nicht felsenfest versichert …”
“Wie wäre es damit: Ich verspreche, keines deiner Kleidungsstücke aufzuknöpfen für den Zeitraum von … sagen wir einer Woche. Wie klingt das?”
“Nicht gut genug. Einen Monat!”
“Tut mir leid, Schatz”, entschuldigte Sam sich, klang aber keineswegs bedauernd. “Eine Woche — mehr kann ich nicht anbieten.”
“Na schön, also eine Woche. Aber ich verlange, dass du dich auch daran hältst, Sam.”
“Natürlich tust du das. Und ich werde natürlich alles daransetzen, es dir auszureden.”
“Das wird dir nicht gelingen.”
“Wir werden ja sehen.”
Da Ben nun durch den Sand zu ihnen stapfte, endete die Diskussion. “Hallo, ihr beiden.” Ben betrachtete sie argwöhnisch.
Amüsiert beobachtete Sam, dass Annie engelhaft lächelte und Ben es krampfhaft vermied, den Blick auf ihren Ausschnitt zu richten.
“Hallo, Ben”, begrüßte sie den Ladenbesitzer höflich. “Wer hätte gedacht, dass wir uns hier zufällig begegnen.”
“Gibt es ein Problem, Miss Annie?”
“Ja, durchaus.”
Unbehaglich sah er zu Sam. “Kann ich …” Rasch blickte er zurück zu Pike und Rawling im Boot, dann sprach er beruhigt weiter. “Können wir etwas für Sie tun?”
“Wie nett, dass Sie mir Ihre Hilfe anbieten!” Sie strich sich das Haar zurück und enthüllte unbedacht ihren halb aufgeknöpften Ausschnitt. Rasch drapierte sie einige Locken darüber. “Ich gebe es ja nur ungern zu, aber der Tank ist leer.”
Sam lachte. “Du hättest dir etwas Originelleres ausdenken sollen. Wasser in der Benzinleitung, zum Beispiel, oder einen gebrochenen Propeller.”
Blitzschnell wandte sie sich ihm zu. “Ben kann doch deutlich sehen, dass am Außenbordmotor nichts zerbrochen ist.”
“Dann wäre eine blockierte Benzinleitung die bessere Ausrede gewesen. Das hätte dir niemand als Lüge nachweisen können.”
“Weshalb sollte ich lügen?” Wieder
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